Schuss auf Chef: Dreieinhalb Jahre Haft

Weil er seinem Chef nach der Kündigung in die Brust geschossen hat, ist am Freitag ein 44-jähriger Monteur wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung schuldig gesprochen worden. Der Mann wurde zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Prozess Gericht

APA/HERBERT PFARRHOFER

Die mutmaßliche Tatwaffe

Der Blitzschutzmonteuer wurde am Landesgericht nicht wegen des angeklagten Mordversuchs, sondern wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung schuldig gesprochen. Die Strafe ist nicht rechtskräftig. Die Geschworenen hatten mit drei zu fünf Stimmen den Mordversuch verneint. Der 44-Jährige nahm das Urteil sofort an, Staatsanwalt Bernd Schneider meldete Berufung an.

Mildernd war vom Gericht die Unbescholtenheit des Angeklagten, sein reumütiges Geständnis bezüglich der Körperverletzung sowie seine Persönlichkeitsstörung gewertet worden. Erschwerend hingegen die Tathandlung mit dem Gewehr, das eine besonders hohe Gefährdung aufweise.

Gewehr in Gitarrenkoffer mitgebracht

Zwischen dem Chef und dem Iraner hatte es schon länger Unstimmigkeiten und Konflikte gegeben. Der Angeklagte war schon einmal gekündigt, im März des Vorjahrs wegen Personalmangels aber wieder eingestellt worden. Der letzte Streit im Mai entfachte sich an einem der beiden Firmenfahrzeuge, das der 44-Jährige laut einer Vereinbarung für private Zwecke nutzen durfte. Weil der andere Wagen defekt war, forderte der Chef den Monteur auf, dieses herauszugeben, was jener ablehnte. Darauf wurde der Angeklagte erneut gekündigt.

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Der Angeklagte beim Prozess

Am nächsten Morgen tauchte er trotzdem in der Firma auf. Er hatte laut Anklage ein Repetiergewehr in einem Gitarrenkoffer, fünfzig Patronen und Kabelbinder mitgebracht. Mit diesen habe er seinen Chef fesseln und quälen wollen, erklärte der Mann danach der Polizei - mehr dazu in Ex-Mitarbeiter schießt auf Firmenchef. Zunächst soll er den Gitarrenkoffer am Gang vor dem Chefbüro abgestellt haben.

Dann trat er ein und verlangte die Auszahlung von 20 offenen Überstunden. Außerdem wies er den Chef darauf hin, dass die zweiwöchige Kündigungsfrist einzuhalten sei. Weil der Chef darauf nicht einging, verließ der 44-Jährige kurz den Raum, kehrte mit dem Gewehr in der Hand zurück und schoss ihm in die Brust, so die Staatsanwaltschaft.

„Kam mit Waffe auf mich zu“

„Er kam mit der Waffe im Anschlag auf mich zu“, schilderte der Ex-Chef des Angeklagten den unerwarteten Angriff. Dabei habe der 44-Jährige direkt auf seine Körpermitte gezielt. „Zeitgleich mit dem Blitz und dem Knall habe ich mich auf die Seite geworfen und einen Schlag gespürt“, sagte der Mann vor Gericht aus.

Während der 51-Jährige sich unter seinen Schreibtisch flüchtete, ging ein zweiter Schuss los, und er hörte die Repetierbewegungen des Schützen. „Als ich mich umdrehte, habe ich direkt in den Gewehrlauf geschaut.“ Aber glücklicherweise löste sich, vermutlich aufgrund eines technischen Defekts, kein weiterer Schuss.

Ein Angestellter, der die Schüsse gehört hatte, lief ins Büro, warf reaktionsschnell zwei Werkzeuge auf den Angreifer und half seinem Chef bei der Flucht. Der Iraner blieb im Zimmer und ließ sich von der Polizei widerstandslos festnehmen.

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Großes Medieninteresse vor Prozessbeginn

Rassismusvorwürfe zurückgewiesen

Konfrontiert mit den Vorwürfen, er hätte den Angeklagten schlecht behandelt und rassistisch beschimpft, wies der Zeuge diese entschieden zurück: „Ich habe viele Ausländer in der Firma, das kann nur eine Schutzbehauptung sein.“ Auch alle Lohnabrechnungen seien korrekt erfolgt, allerdings habe es Gehaltspfändungen gegeben. Überstunden habe der Angeklagte keine geleistet, dazu wäre er gar nicht fähig gewesen, da dessen Arbeitsleistungen ab Mittag drastisch nachgelassen hätten.

Auch jener Arbeiter, der seinem Chef beigesprungen war, habe nie mitbekommen, dass der Beschuldigte ausländerfeindlich beschimpft oder sonst unkorrekt behandelt worden wäre. „Wenn ich geschimpft werde, bin ich am nächsten Tag weg“, versicherte der Tschetschene.

Mehrmalige Konflikte im Vorfeld

Er habe den Chef „zur Rede stellen wollen, aber sicher nicht so, dass dieser tot ist“, sagt der Verteidiger des Angeklagten im Vorfeld des Prozesses. Sein Mandant sei von seinem Chef über einen längeren Zeitraum schlecht behandelt worden. Am Tag vor der Schussabgabe habe dieser den 44-Jährigen „vor anderen gedemütigt. Er hat ihn relativ unsanft behandelt und heftig beschimpft.“ Nachdem der Arbeiter die Nacht aus Ärger fast nicht geschlafen habe, „ist bei ihm offenbar der Film gerissen, und er hat sich dazu hinreißen lassen“.

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