Bub aus Fenster gestürzt: Viele Fragen offen

Nach dem tödlichen Sturz eines dreijährigen Buben aus dem 12. Stock eines Wohnhauses in Wien-Floridsdorf sucht die Polizei jetzt nach der Unfallursache. Unklar ist etwa, ob die Mutter zum Unfallzeitpunkt in der Wohnung war.

Vor dem Kinderzimmerfenster, aus dem der Dreijährigen stürzte, befindet sich laut Polizeisprecherin Adina Mircioane ein Stockbett. Möglicherweise ist der Bub beim Spielen auf das Bett geklettert und dann rund 40 Meter tief in den Innenhof der Wohnanlage in der Jedlersdorfer Straße gestürzt.

Ein Fliegengitter vor dem Fenster war zerrissen. Warum das Fenster nicht offen stand, sondern gekippt war, als die Polizei sich in der Wohnung umsah, war noch Gegenstand Ermittlungen. Der Unfall ereignete sich am Dienstag gegen 17.45 Uhr, ein Zeuge alarmierte die Rettung. Die Einsatzkräfte konnten jedoch nur noch den Tod feststellen, hieß es bei der Polizei.

Hochhaus

APA/Neubauer

In diesem Haus passierte das Unglück

Unklar, ob Mutter in Wohnung war

Noch nicht geklärt war laut Polizei am Mittwochvormittag, ob sich die 42-jährige Mutter des Buben in der Wohnung in der Jedlersdorfer Straße befunden hatte. Die Frau steht unter Schock und konnte vorläufig ebenso wenig befragt werden wie der Vater des Kleinen, der sich zum Zeitpunkt des Unglücks offenbar an seinem Arbeitsplatz befunden hatte.

Augenzeugen sahen die Mutter allerdings, wie sie mit dem fünfjährigen Sohn an der Hand durch das Stiegenhaus in den Hof rannte. „Ich habe versucht, die Mutter zu beruhigen. Ich habe mich mit ihr auf den Boden gesetzt, damit sie das nicht mitbekommen muss. Sie hat mich gefragt, ob das Kind lebt. Sie hatte einen Nervenzusammenbruch“, sagte eine Augenzeugin in der ORF-Sendung „Heute Mittag“.

Blick aus Fenster im 12. Stock

Polizei

Durch dieses Fenster stürzte das Kind in die Tiefe

Die Mutter wurde nach dem Unglück in einem Krisenzentrum betreut. Das Ehepaar hat ein weiteres Kind im Alter von fünf Jahren und eine 13-jährige Tochter, die gerade auf Landschulwoche ist. Eine gerichtliche Obduktion wurde laut Polizei angeregt, Anhaltspunkte für Fremdverschulden lägen derzeit jedoch nicht vor.

Rund 20 Fensterstürze pro Jahr

In Österreich ereignen sich nach Angaben des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) jährlich rund 20 Fensterstürze von Kindern, zwei bis drei mit tödlichem Ausgang. „Vor allem für die Kleinsten zwischen zwei und vier Jahren besteht ein erhöhtes Risiko“, warnte die Organisation in einer Aussendung. „Sind Kleinkinder im Haushalt, sollten die Fenster immer mit Fenstersperren versehen sein“, erklärte Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Forschung und Wissensmanagement.

Am besten geeignet sind Sperren, die bereits in den Fenstergriff integriert und mit einem Schlüssel zu öffnen sind. „Aufgrund der gleichbleibenden Unfallzahlen in Österreich sollte auch über eine verpflichtende Umsetzung von Fenstersicherungen diskutiert werden“, forderte der Fachmann.

Hochhaus

APA/Neubauer

Das KFV empfiehlt darüber hinaus den nachträglichen Einbau von Kindersicherungen bei Fenstern. Bei der Montage wird eine Schiene am Fensterrahmen angebracht, in die am Fensterflügel montierte Haken oder Ketten einrasten. Fenstersicherungen sollten grundsätzlich verschraubt und am oberen Ende der Fenster - also außerhalb der Reichweite von Kindern - montiert werden.

Diese gesicherten Fenster können dann nicht weiter als zehn Zentimeter geöffnet werden. Grundsätzlich rät das KFV, Kinder in einem Raum mit geöffneten Fenstern nie unbeaufsichtigt zu lassen und weder Sessel noch Tische oder andere Möbel, die als Kletterhilfe genutzt werden können, vor ein Fenster zu stellen.

Link: