Schlag gegen Verbrecherbanden

Dem Bundeskriminalamt (BKA) ist in Zusammenarbeit mit mehreren EU-Staaten ein Schlag gegen die organisierte Kriminalität gelungen. Drei Banden, auf deren Konto auch Raubüberfälle und Schmuggel in Wien gehen, wurde das Handwerk gelegt.

Insgesamt sind 68 Personen in Haft, davon wurden 19 in Österreich festgenommen, wie Ernst Geiger vom BKA berichtete. Ausgangspunkt für die Einsätze war ein Projekt, das 2013 zur gemeinsamen Bekämpfung der organisierten Kriminalität in den Westbalkan-Staaten installiert wurde.

Neun Projekte laufen weiter

Unter der Federführung des BKA wurden in Zusammenarbeit mit Ungarn und Slowenien zwölf Ermittlungsverfahren eingeleitet, drei Operationen konnten nun im April abgeschlossen werden. Neun weitere laufen noch bis 2015. Die Projektleitung der insgesamt drei Operationen übernahm das Büro für organisierte Kriminalität des BKA.

Mit der Operation „Alcatraz“ konnte eine international agierende Raubgruppe zerschlagen werden. Die serbische Bande war in Österreich, Deutschland, Griechenland, Schweden, Frankreich und der Schweiz tätig. Um unauffällig durch Europa reisen zu können, gaben sich die Mitglieder als serbische Fußballfans aus. Als Angehörige der Schlachtenbummlergruppe „Alcatraz“ reisten sie offiziell zu den Matches ihrer Vereine, inoffiziell begingen sie in den jeweiligen Ländern die Raubüberfälle. Im Zuge zweier weiterer Operationen wurden Mitglieder einer Drogenschmuggelbande, deren Verteilzentrum im niederösterreichischen Bezirk Bruck an der Leitha lag, festgenommen - mehr dazu in noe.orf.at.

sichergestelltes Cannabis

Polizei Wien

In Österreich sichergestellte Drogen

Dabei gingen die Bandenmitglieder wenig zimperlich vor: In „Pink Panther“-Manier überfielen sie zahlreiche Juweliere, indem sie die Vitrinen einschlugen und hauptsächlich teure Uhren stahlen - mehr dazu in „Pink Panther“-Bande: Bis zu 200 Mitglieder. Aber auch Überfälle auf Postfilialen, Zigarettenschmuggel sowie Drogendelikte gehen auf das Konto der Bande. Meist wurden jene Leute als Mitglieder rekrutiert, die in ihrer serbischen Heimat Schulden hatten.

Neun Überfalle in Österreich

Europaweit beging die Gruppe 24 Raubüberfälle, neun davon 2013 in Österreich. Dabei handelt es sich um vier Juwelierüberfälle, darunter die beiden Luxusjuweliere Arnoldt und Ellert in der Wiener Innenstadt und der Juwelier Schwödt in Wien-Alsergrund sowie fünf Überfälle auf Postfilialen, die zumeist immer vom gleichen Täter begangen wurden - mehr dazu in Acht Schuldsprüche im „Pink Panther“-Prozess.

Hinzu kommen sieben Einbruchsdiebstähle in Österreich - einmal wurde etwa in Wien ein älteres Ehepaar ihrer Wohnung von den Einbrechern heimgesucht. In Österreich konnten auch 500 Gramm Heroin sowie 80.000 Zigaretten sichergestellt werden, die mit der Bande in Verbindung stehen.

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Polizei Wien

630 Milliarden Euro Schaden

Laut Erhebungen der UNO setzen organisierte Verbrecherbanden weltweit jährlich 870 Milliarden Dollar (rund 630 Mrd. Euro) um. Besonders in den Ländern am Westbalkan seien zunehmend kriminelle Organisationen etabliert. Die schwierige wirtschaftliche Situation in vielen dieser Staaten verschärft die Problematik zusätzlich.

Menschen in finanziell prekären Situationen würden am Balkan als „Soldaten“ rekrutiert werden. Als Salär werden ihnen die Schulden erlassen. Manche, die als Juwelierräuber agieren, dürfen sich eine teure Uhr behalten, erzählte Geiger, Leiter der BKA-Abteilung für Ermittlungen für organisierte und allgemeine Kriminalität.

Die „Soldaten“ müssten sich um nichts kümmern: Die Hintermänner der Banden brächten sie nach Österreich, würden ihnen Unterschlupf gewähren und sie mit den Verbrechen beauftragen. Den Hintermännern ist oft kaum etwas nachzuweisen - außer man findet Spuren, etwa auf zur Verfügung gestellte Waffen für einen Überfall, sagte Geiger.

Juwelierüberfälle laut BKA zurückgegangen

Deshalb war das Ziel des Projekts, die Täterstrukturen auch in ihren Heimatländern zu zerschlagen. „Wir erwarten uns Nachhaltigkeit und dass nicht wieder ‚Soldaten‘ ausgeschickt werden“, sagte Geiger. So seien seit der Zerschlagung einer serbischen Raubgruppierung, die in „Pink Panther“-Manier agierten, in Wien die Juwelierraube stark zurückgegangen. „Österreich ist für diese Tätergruppen interessant“, sagte Geiger.

Das EU-finanzierte Projekt wurde in drei Stufen geteilt. Zunächst wurden die Ermittler geschult, um sie auf den gleichen Ermittlungsstand zu bringen, „damit sie die gleiche Sprache sprechen“, erklärte Geiger. Danach wurden in den einzelnen Ländern Netzwerke aufgebaut, um die konkreten Ermittlungen grenzüberschreitend beginnen zu können.

Weitere Projekte in Planung

Während innerhalb der EU die polizeiliche Zusammenarbeit grenzüberschreitend schon länger funktioniert, habe es mit den Balkanländern noch Probleme gegeben. Für die Ermittler sei der Zeitpunkt einzugreifen besonders schwierig: Es dürfe niemand zu Schaden kommen, aber es müsse den Kriminellen bereits eine strafbare Handlung nachweisen zu sein.

Aufgrund des großen Erfolgs will das BKA bereits das Nachfolgeprojekt zur Ausschreibung einreichen, wobei dieses Mal in den Jahren 2015 bis 2017 der eurasische Raum miteinbezogen werden soll. Eine Entscheidung dazu soll es in den nächsten Monaten geben, sagte BKA-Ermittler Dieter Csefan.