Totes Baby im Zug: Neugeborenentötungen rückläufig

Die Polizei sucht weiterhin nach der Mutter des neugeborenen Buben, der am Dienstag in München tot in einer Zugtoilette gefunden worden ist. Hinweise deuten auf Neonatizid - die Zahl dieser Neugeborenentötungen ist aber grundsätzlich sinkend.

Die Polizei sucht nach einer jungen Frau, vermutlich asiatischer Herkunft, die das Baby in der Zugtoilette auf die Welt gebracht und danach getötet haben könnte - mehr dazu in Baby in Zug getötet: Polizei sucht Frau.

Neonatizid in Österreich rückggängig

Die Vorgangsweise legt den Verdacht auf sogenannten Neonatizid nahe. Der Begriff wird verwendet, wenn eine Mutter ihr Kind in den ersten 24 Stunden unmittelbar nach der Geburt tötet. Laut einer Studie aus dem Jahr 2012 ist die Zahl der Neugeborenentötungen in Österreich in den letzten Jahren gesunken.

Zwischen 1991 und 2001 waren sieben von 100.000 neugeborenen Kindern betroffen. In den Folgejahren zwischen 2002 und 2009 reduzierte sich die Ziffer laut Statistik auf drei von 100.000 Neugeborenen, die nach der Geburt von ihren Müttern getötet wurden. Die Zahl der Neonatizide hatte sich also halbiert.

Experten führen den Rückgang zum Teil auch auf die Möglichkeit der anonymen Geburt zurück, die es Frauen ermöglicht, ihre Kinder in Krankenhäusern auf die Welt zu bringen, ohne ihren Namen angeben zu müssen. 30 bis 40 Frauen würden sich pro Jahr für diese Option entscheiden. Jedoch würden Untersuchungen während der Schwangerschaft oftmals nicht in Anspruch genommen.

Frauen würden zu lange zuwarten

„Wir würden uns wünschen, dass die Frauen schon früher Kontakt aufnehmen in der Schwangerschaft“, sagt Ursula Sevelda, Gynäkologin in Wien. In der Realität sehe es aber meistens so, dass die Frauen die Schwangerschaft bis zum Schluss verleugneten und erst kämen, wenn die Fruchtblase schon geplatzt sei und dann müsse alles relativ schnell gehen. Sehr oft würden die Frauen den Ort unmittelbar danach verlassen und nicht auch zurückschauen, sagte Sevelda.

Ein alternatives Zusatzangebot ist die Babyklappe im Wiener Wilhelminenspital. Seit 2001 wurden dort 26 Babys abgegeben. 169 Mütter haben den Weg der anonymen Geburt gewählt - nähere Informationen gibt es hier.