Schuhtick im Hause Hundertwasser

Riemchen aus Knoblauch oder Laubsägeblättern, Absätze in Penisform und Glitzer-Sneakers mit dem Kopf eines Teddybären: Das sind wohl nicht einmal die verrücktesten Modelle, die die Ausstellung „SHOEtingstars“ im Kunst Haus Wien zeigt.

Insgesamt gibt es derzeit mehr als 220 verschiedene Exponate im oberen Stock des Kunst Haus Wien/Museum Hundertwasser zu bestaunen. Schnürschuhe, die komplett aus Tannenzapfenschuppen bestehen, Pumps aus silbernem Essbesteck oder zusammengeklebtem Porzellan, Sohlen und Plateau aus aneinandergereihten Zähnen, Paare aus dem 3D-Drucker und so weiter. Eigentlich verdient jedes Objekt der Ausstellung „SHOEting Stars. Der Schuh in Kunst und Design“ Erwähnung, so einzigartig und verrückt ist jedes einzelne.

„Als Besucher kommt man natürlich nicht umhin, die Schuhe auf Passform und Mode prüfen zu wollen“, sagt Museumsdirektorin Bettina Leidl, betont aber, dass es bei der Schau weder darum gehe, den Schuhen eine Alltagstauglichkeit zu unterstellen, noch um eine chronologische Darstellung der Entwicklung der Fußbekleidung. Natürlich sind einige Modelle mancher Designer zum Tragen geeignet, andere wiederum dienen als reines Kunstobjekt, das nur des Design willens umgesetzt wurde. Wichtig für die Ausstellung sind beide Varianten.

Fotos: SHOEting Stars. Der Schuh in Kunst und Design

Fetisch, Waffe, Lustbringer, Rüstung

Kuratiert wird die Ausstellung von Brigitte Woischnik und ihrem „Shoe Buddy“, der Niederländerin Liza Snook, die den Kontakt zu den einzelnen Designern hält. Sie betreibt mit virtualshoemuseum.com auch ein eigenes Museum, bei dem auch sämtliche Objekte der aktuellen Ausstellung angesehen werden können. Die Idee von „SHOEting Stars“ stammt aus dem Leipziger GRASSI Museum, das die gleiche Schau hatte. Laut Erfindern Sabine Epple wurde die Sammlung aber um Vieles ergänzt.

Auch Friedensreich Hundertwasser hatte etwas für Do-It-Yourself-Schuh-Design übrig. Seine sehr bescheidenen, selbstgemachten Sommer- und Winterschuhe gibt es ebenfalls bei der Ausstellung „SHOEting Stars“ zu sehen. So ist auch die Verbindung zum Museum hergestellt.

Schuhe stellen sowohl für die Designer und Künstler als auch für die Kuratorinnen mehr dar als nur Modeerscheinungen für sogenannte Fashion Victims. Auch ein gesellschaftskritischer Aspekt ist oftmals auszumachen. So werden vom obsessiven Schuhtick über Schmerz und Fetisch bis hin zum Tierschutz mehr oder weniger brisante Themen behandelt, die jeweils unter verschiedenen Mottos wie „Summertime“, „Playtime“, „Animal World“ oder „(De)Construction“ und „Across The Universe“ stehen. Letzteres ist eine extravagante Ecke mit Sneakern.

Fantich & Young, "Apex Predator Shoes",
Großbritannien 2010

Fantich & Young

Bissig: Modell „Apex Predator Shoes“ von Fantich & Young, Großbritannien 2010.

Ironisch, provokativ, futuristisch

Neben den ausgestellten Paaren, ob nun tragbar oder nicht, gibt es auch einige Installationen von Künstlerinnen und Künstlern wie Isabel Vollrath, die alte, ausgetragene Ballettschuhe einer Berliner Ballettgruppe zu einer Art Cape zusammengenäht hat und Ona B, die unter dem Titel „Skandal im Paradies“ die erotisierten Absätze eines Pumps (als Symbol der Gehbehinderung) Krücken (als Symbol der Gehhilfe) entgegenstellt. Rot eingefärbt und an der Decke baumelnd ergibt diese Installation ein fast furchterregendes Bild.

Moderne Technologie ist selbstverständlich auch ein großes Thema bei den „SHOEting Stars“. So gibt es etwa Recycling-Heels von den schwedischen Mode- und Industriedesignern Souzan Youssouf und Naim Josefi, die nicht nur aus dem 3D-Drucker konzipiert wurden, sondern auch nach dem Tragen rückgeführt werden können, um zu einem neuen Schuh gefertigt zu werden. Bei der Betrachtung der insgesamt mehr als 220 Objekte scheint es, als müsste der Bereich des Schuh-Designs doch mittlerweile ausgeschöpft sein. Das darf wohl bezweifelt werden.

Julian Hakes, "Mojito", Großbritannien 2014

Julian Hakes

Wolkig: Modell „Mojito“ von Julian Hakes, Großbritannien 2014.

Die Ausstellung „SHOEting Stars. Der Schuh in Kunst und Design“ läuft noch bis 5. Oktober im Kunst Haus Wien/Museum Hundertwasser.

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