Volksschulen: Diskussion um Zusatzstunden

Die Stadt Wien sieht die Schuld für kommende Kürzungen bei den Zusatzstunden in den Volksschulen beim Bund. Es gebe eine Lücke von 1.200 Stellen, eine Kompensation sei nicht möglich.

In Wien wird im kommenden Schuljahr an den Volksschulen bei den Zusatzstunden etwa für Sport, Musik und Begabtenförderung gekürzt. Einen entsprechenden Bericht des Ö1-Morgenjournals bestätigte der Wiener Stadtschulrat am Dienstag. Grund sei der Stellenplan des Bundes, der zwar mehr Ressourcen für Vor-, aber weniger für Volksschulen vorsieht.

1.200 Stellen weniger als gewünscht

Die Stadt Wien sieht die Schuld für die Kürzungen beim Bund. Wie schon seit Jahren sei der eigentliche Bedarf an Lehrern (etwa für Sprachförderung, Schüler mit Sonderpädagogischem Förderbedarf etc.) deutlich höher als die Zahl der genehmigten Posten, heuer klafft zwischen dem Wunsch des Stadtschulrats und dem auf Basis des Finanzausgleichs genehmigten Stellenplan eine Lücke von 1.200 Stellen.

Kompensieren werde man diesen Mangel allerdings auch diesmal nicht, betont man auf APA-Nachfrage im Büro von Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ). Immerhin starte die Stadt Wien ab Herbst Gratisnachhilfe für Risikoschüler um bis zu 20 Mio. Euro pro Jahr und übernehme damit eigentlich eine Aufgabe des Bundes, der seit Jahrzehnten keine Bildungsreform durchgeführt habe. Diese Maßnahme sei allerdings völlig unabhängig von den Kürzungen in den Volksschulen zu sehen.

Auch der Klubobmann der Wiener Grünen, David Ellensohn, nimmt im Morgenjournal den Bund in die Pflicht: Wien werde beim Finanzausgleich kurzgehalten und gebe viel Geld dafür aus, um einen Teil davon aufzufangen. „Und man muss dazu sagen: Nein, nicht alle Fehler der Bundesregierung können von den Bundesländern allein korrigiert werden“, so Ellensohn. Gehe es nach ihm, müsste die Wiener SPÖ allerdings die Bundes-SPÖ in dieser Sache stärker angreifen.

SPÖ-Bildungssprecherin für Nachjustierungen

Die Bildungssprecherinnen von SPÖ und ÖVP nehmen im Morgenjournal hingegen die Stadt Wien in die Pflicht. „Das ist komplett inakzeptabel“, beharrt VP-Bildungssprecherin Brigitte Jank auf Zusatzstunden an den Volksschulen, in denen ein vielfältiges Angebot von Begabungsförderung Platz finden müsse: „Auf der einen Seite etwas unterstützen, wo es auch etwas braucht, und auf der anderen Seite, etwas wegzunehmen, das ist Loch-auf-Loch-zu-Politik.“

Fördermaßnahmen seien ebenso wichtig wie Nachhilfe, meint auch SP-Bildungssprecherin Elisabeth Grossmann: „Ich würde mir natürlich schon wünschen, dass die Stadt Wien hier noch einiges nachjustieren könnte.“ - mehr dazu in Stundenkürzungen bei Volksschulen (oe1.ORF.at).

Aus Sicht der Wiener VP-Bildungssprecherin Isabella Leeb verstecken sich die beiden Parteien indes völlig zu Unrecht hinter dem Finanzausgleich: Schließlich werde dieser von den Ländern selbst verhandelt. Man müsse doch ein Mindestmaß an vorausschauendem Planen voraussetzen können. Kritik übt sie an der Gratisnachhilfe: Während die Stundenkürzungen alle Wiener Volksschüler betreffen würden, käme das neue Förderangebot „nur einigen wenigen zugute“.