Katastrophenhilfe auf dem Karlsplatz

9,5 Millionen Patienten sind weltweit auf die Hilfe von „Ärzte ohne Grenzen“ angewiesen. Wie die Arbeit in den Krisengebieten aussieht, kann in der Ausstellung „Hilfe aus nächster Nähe“ ab Donnerstag auf dem Karlsplatz nachvollzogen werden.

Wie gelangen Medikamente in Krisengebiete? Wie funktioniert die Verteilung von Trinkwasser? Was ist bei einer Impfkampagne zu berücksichtigen? Szenen, die sonst nur aus Fernsehbeiträgen bekannt sind, werden am Karlsplatz Realität. „Ärzte ohne Grenzen“ stellen Notsituationen nach. Es soll gezeigt werden wie humanitäre Nothilfe funktioniert.

Ein Arzt hält eine Infusion in die Höhe. Im Hintergrund sind Helfer mit einer Barre zu sehen, dahinter ein Zelt und die Karlskirche

Nichole Sobecki

„Hilfe aus nächster Nähe“

Bei der Ausstellung „Hilfe aus nächster Nähe“ können die Besucherinnen und Besucher in zehn Zelten und Holzbauten erfahren, welche Krankheiten in Notsituationen am häufigsten behandelt werden. Anschaulich wird gezeigt, wie ein Cholera-Behandlungszentrum aufgebaut wird. Außerdem wird erstmals in Österreich ein aufblasbarer Operationssaal zu sehen sein. Thematisiert wird in der Ausstellung auch der Kampf gegen die Ebola-Epidemie.

In die Rolle eines Helfers versetzen

Täglich gibt es eine neue Meldung zum Ebola-Ausbruch in Westafrika. Die Weltgesundheitsorganisation WHO registrierte nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 4.700 Infektionen. Für mehr als 2.400 Menschen war der Virus tödlich. „Ärzte ohne Grenzen“ hilft seit dem Ausbruch im März bei der Bekämpfung der Epidemie und betreibt Behandlungszentren in allen fünf betroffenen Ländern. Wie die Arbeit in diesen Stationen aussieht, kann ebenfalls ab Donnerstag am Karlsplatz nachvollzogen werden.

Da wird es auch die Möglichkeit geben, sich in die Rolle eines Helfers im Kampf gegen den Virus zu versetzen. Denn es gibt unter anderem die aus den Medien bekannten Schutzanzüge bei der Ausstellung. Diese tragen die Ärzte in den betroffenen Gebieten, um sich nicht zu infizieren. „Die Anzüge sind so stickig, dass es kaum möglich ist, sie länger als 40 Minuten zu tragen. Man schwitzt sehr viel - bis zu zwei Liter - aber man kühlt nicht ab, weil der Schweiß nicht verdunstet“, erklärt Logistiker Pascal Piguet.

Fotoshow: Ausstellung „Hilfe aus nächster Nähe“ auf dem Karlsplatz

Einsatz in 67 Ländern

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ führen durch die Zelte und geben Auskunft über ihre Tätigkeiten in den Krisengebieten. Diese Aktivitäten reichen dabei vom Wiederaufbau von Krankenhäusern über die medizinische Versorgung in Flüchtlingslagern bis zur Gesundheitsversorgung von besonders gefährdeten Gruppen wie Straßenkindern oder Slumbewohnern. Außerdem werden an Malaria erkrankte Menschen und HIV-Infizierte behandelt.

Hilfe aus nächster Nähe:
Karlsplatz, 25. September bis
6. Oktober, täglich von 10.00 bis 18.30 Uhr

„Ärzte ohne Grenzen“ wurde vor 40 Jahren in Paris von einer Gruppe junger Ärzte gegründet. Die Mediziner waren aus dem Bürgerkrieg in Biafra und dem von einer Flutkatastrophe betroffenen Bangladesch zurückgekommen. Frustriert von den begrenzten Möglichkeiten zu helfen, entschlossen sie sich zu handeln. Heute ist die Organisation in 67 Ländern tätig und behandelt mehr als neun Millionen Patienten ambulant, knapp 480.000 stationär. Es gibt 2.600 internationale Mitarbeiter und knapp 30.000 lokale Angestellte.

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