Allergene: „Betriebe setzen auf Fertigprodukte“

Kommende Woche tritt die EU-Verordnung der Allergen-Kennzeichnung in Kraft. Gastronom Manfred Stallmajer warnt nun davor, dass vor allem kleinere Betriebe aus Sicherheitsgründen künftig vermehrt auf Fertigprodukte setzen könnten.

„Ich bin überzeugt davon, dass kleine Betriebe oder Betriebe, die von älteren Personen geführt werden, sich mit diesen Dingen nicht mehr auseinandersetzen wollen. Und damit sie auf der richtigen Seite sind, bleibt ihnen eigentlich nur der Griff zum Fertigprodukt, denn da brauchen sie grundsätzlich nur die Verpackung abschreiben und sie sind hundertprozentig auf der sicheren Seite“, sagte Gastronom und Inhaber des Cafe Drechsler Manfred Stallmajer am Donnerstagabend in der ZIB2. „Das wiederrum schränkt die Qualität sehr ein und die Vielfalt unserer hervorragenden regionalen Küche in Österreich.“

„Entmündigung“ der Gastronomen

Mitten im Advent tritt kommende Woche die Allergen-Kennzeichnung in Kraft. Die Kunden müssen dann entweder schriftlich oder mündlich darüber informiert werden, ob etwa Eier und Milch in Keksen, Nüsse im Lebkuchen oder Sulfite im Glühwein enthalten sind - mehr dazu in Allergene: EU-Verordnung fordert Wirte.

Manfred Stallmajer

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TV-Hinweis:

Das ZIB2-Interview mit Gastronom Manfred Stallmajer können Sie in der ORF TVthek nachsehen.

Von der mündlichen Information rät Stallmajer ab, weil im Konfliktfall die Beweisführung schwierig ist. „Es könnte zu Diskussionen kommen mit dem Gast, der sagt, das hab ich nicht verstanden, das hab ich nicht gehört oder der Mitarbeiter hat das nicht gesagt. Der Gastronom ist sicher besser beraten, wenn er das schriftlich ausweist“, so Stallmajer.

Auch mit der Art und Weise, wie die Warnhinweise ausgeschildert sind, zeigt sich Stallmajer nicht zufrieden und spricht von einem Schritt hin zu einer „Entmündigung“. Stallmajer: „Weil mit dieser Auflistung dieser allergenen Stoffe in einer Speisekarte, die sich dann unter Umständen liest wie der Beipackzettel eines Medikamentes, Essen nicht mehr zum Vergnügen und Genuss wird, sondern man eher darauf hinweist und sagt, dass diese 14 Stoffe gesundheitsschädlich sein könnten.“

Hinweisschilder am Christkindlmarkt fehlen

Ab 13. Dezember müssen Hinweise zu Allergien auslösenden Zutaten auch bei den Ständen am Christkindlmarkt angebracht werden oder von den Mitarbeitern weitergegeben werden. Beim Lokalaugenschein am Karlsplatz zeigt sich, dass die Hinweisschilder derzeit noch überall fehlen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürften aber gut geschult sein.

„Wir alle vom Personal haben die Zettel mit den Inhaltsstoffen und Zutaten bekommen. Wir müssen den Gästen natürlich auch sagen können, was in den Produkten drinnen ist“, sagt eine Mitarbeiterin. „Bei manchen ist es ein Konzentrat, da steht es nicht dabei, aber bei den meisten Punschsorten haben wir die Zutaten da“, meint ein Mann hinter der Ausschank.

Menschen in Hörsaal

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Die Schulungen werden gestürmt

50.000 Euro: Wirte kämpfen gegen Strafandrohung

Die Wirtschaftskammer führt derzeit in Wien hunderte Schulungen durch, um die Wirtinnen und Wirte auf die Kennzeichnungspflicht vorzubereiten. Bis zu 100 Gastronomen kommen derzeit in die Schulungen. „Ich habe mir das jetzt angesehen, ich finde es gut, dass Allergiker informiert werden“, sagt etwa eine Gastronomin in „Wien heute“.

Die Wirte stört aber, dass nach einer Übergangsfrist bis Dezember 2015 auch Strafen von bis zu 50.000 Euro im Raum stehen, wenn ein Betrieb seine Inhaltsstoffe nicht dokumentieren kann. Die Fachgruppe Gastronomie will diesen hohen Strafrahmen noch vehement bekämpfen. „Wir können das auch so, denn es ist ein Mehrwert für die Kunden, wenn wir das ausweisen. Da muss nicht immer das Damoklesschwert der Kontrolle und der Strafe dahinter stehen“, meint etwa der Gastronom Peter Dobcak.

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