„Redimensioniertes“ Literaturmuseum

Mit der Eröffnung des Literaturmuseums am 18. April 2015 wird ein Großprojekt der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) Wirklichkeit - jedoch „redimensioniert“, wie ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger sagte.

Weil die Basisabgeltung nicht erhöht wird, gibt es nur eine statt zwei Wechselausstellungen jährlich. 850.000 Euro zusätzlich wären vonseiten des Kulturressorts nötig gewesen, um das Literaturmuseum im ehemaligen k.k. Hofkammerarchiv in der Johannesgasse 6 „in der Form betreiben zu können, wie wir uns das vorgestellt haben“, so Rachinger bei der Jahrespressekonferenz in der Nationalbibliothek.

Eine Ansicht der Räume des ehemaligen k.k.Hofkammerarchivs in der Wiener Hofburg. Die Österreichische Nationalbibliothek plant in den Räumlichkeiten die Errichtung eines Literaturmuseums.

APA/Herbert Pfarrhofer

Bereits Anfang des Jahres habe sich abgezeichnet, dass es die Erhöhung nicht geben werde. Seitdem wurden 450.000 Euro mittels Fundraising aufgestellt, zudem sei ein Teil jener Mittelerhöhung von 500.000 Euro, die die ÖNB 2009 zum Ausgleich des freien Eintritts für Kinder und Jugendliche erhielt, für das Literaturmuseum gedacht.

Förderungen vom Bund für Museum

Das Kulturressort habe die Einrichtung der Räumlichkeiten wie vereinbart mit 2,6 Millionen Euro finanziert, während das Wirtschaftsministerium die Sanierung des in der Verwaltung der Burghauptmannschaft stehenden, denkmalgeschützten Grillparzerhauses in der Höhe von 2,8 Mio. Euro trug.

Bei freiem Eintritt und mit zahlreichen Lesungen werden am „fulminanten“ Eröffnungswochenende (18./19. April) vorerst die zwei für die Dauerausstellung geplanten Etagen zugänglich, die die österreichische Literatur von der Zeit der Aufklärung bis in die Gegenwart „einerseits chronologisch und andererseits nach Themenbereichen“ darstellt.

In weiterer Folge sind Programmzyklen, Vorlesungen, Führungen und ein gemeinsames Format mit dem benachbarten Metro Kinokulturhaus, „Das Museum geht ins Kino“, geplant. Im Frühjahr 2016 werde dann die erste Wechselausstellung zu jungen Autoren in der bereits jetzt mitsanierten, dritten Etage präsentiert.

Baubeginn des Tiefspeichers bis 2018?

Die teils heftig kritisierte geplante „Redimensionierung“ eines weiteren Projekts, der Neugestaltung des Weltmuseums, sieht Rachinger als „Schritt zurück, als Neudenken der Heldenplatz-Situation“. „Der Heldenplatz ist ein Erinnerungsort, ein geschichtsträchtiger Platz“, so Rachinger.

Sie wertet die Umsetzung eines Bücherspeichers der Nationalbibliothek unter dem Platz sowie ein von Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) angeregtes „Haus der Geschichte“ als „gutes Zeichen“. Rachinger rechnet damit, dass noch in dieser Legislaturperiode, also bis 2018, mit dem Baubeginn des Tiefspeichers, der Teil des Regierungsprogramms ist, begonnen werden kann.

Etappenziel bei digitaler Bibliothek erreicht

Bereits erfüllt habe man die Etappenziele im Ausbau der digitalen Bibliothek: So wurden heuer etwa sämtliche Online-Kataloge der Nationalbibliothek zusammengelegt und im Bereich der Austrian Newspapers Online die Volltextsuche ermöglicht.

Auch im Rahmen des Projekts Austrian Books Online, der Public-Private-Partnership mit Google, habe man das „Etappenziel“ erreicht: Bis Jahresende werden 265.000 urheberrechtsfreie Werke der ÖNB online sein; bis Ende 2015 sollen es 350.000 und damit mehr als die Hälfte der insgesamt angestrebten 600.000 historischen Werke werden.

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