Mahnwache gegen Terror

Auf dem Schwarzenbergplatz ist am Dienstag eine Mahnwache für die Terroropfer in Paris abgehalten worden. Vertreter der Religionsgemeinschaften verfassten in der Hofburg mit Bundespräsident Heinz Fischer eine gemeinsame Erklärung gegen den Terror.

Zur „Mahnwache für die Opfer des islamistischen Terrorangriffs in Paris“ hatten die Initiative Liberaler Muslime Österreich (ILMÖ), die Initiative Soziales Österreich (ISÖ) und der Freidenkerbund Österreich (FDBÖ) auf den Schwarzenbergplatz eingeladen. Der „feige und hinterhältige Angriff auf demokratische Grundrechte in Europa“ sollte damit verurteilt werden.

Teilnehmer an Mahnwache auf dem Schwarzenbergplatz

ORF

„Abscheu“ über Verbrechen

Bundespräsident Heinz Fischer hatte angesichts der Anschläge in Paris die Oberhäupter der größten Religionsgemeinschaften in Österreich zu einem Gespräch in die Hofburg geladen. Während der knapp einstündigen Sitzung wurde eine gemeinsame Erklärung verfasst, wie man auf die Bedrohung des religiös motivierten Terrorismus reagieren solle, wurde danach gemeinsam bekanntgegeben.

Acht Punkte umfasst das Statement der Religionsvertreter. Neben Kardinal Christoph Schönborn, Fuat Sanac, dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft, und Oberrabbiner Paul Chaim Eisenstein nahmen an dem Treffen außerdem der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker, Erzpriester Ioannis Nikolitsis für die christlich-orthodoxen Kirchen, Caritas-Präsident Michael Landau und der Superintendent Lothar Pöll als Vorsitzender des Ökumenischen Rates teil.

Zur Bekanntgabe der Erklärung waren auch die Minister Josef Ostermayer (SPÖ) und Sebastian Kurz (ÖVP) erschienen. Nicht nur die „Abscheu“ über die in Frankreich begangenen Verbrechen wurde festgehalten. Auch bekannten sich alle Religionsoberhäupter zu der in Österreich gepflogenen Rechtsstaatlichkeit und demokratischen Prinzipien.

Kardinal Christoph Schönborn, Bundespräsident Heinz Fischer, Fuat Sunac in der Hofburg

APA/Herbert Neubauer

Bundespräsident Heinz Fischer mit Kardinal Christoph Schönborn und Fuat Sunac

Maßnahmen für Bildung und Integration gefordert

Die Religionsvertreter forderten neben sicherheitspolitischen Antworten auch darüber hinaus gehende Maßnahmen auf die Anschläge in Paris. Diese müssten insbesondere auch Bildungspolitik und Integrationspolitik umfassen, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Für die Religionsoberhäupter ist nun „Klugheit und Verantwortungsbewusstsein“ besonders in der aktuellen Situation wichtig. Gleichzeitig betont man die „Solidarität mit den Opfern und deren Angehörigen“ von Paris und spricht eine „Warnung vor weiterem Blutvergießen“ aus: „Es gibt kein Anliegen der Welt, schon gar kein religiöses Anliegen, dem man mit Mord- und Totschlag dienen oder nützen kann.“

Religionsvertreter zu Gedankenaustausch bei Bundespräsident Heinz Fischer in der Hofburg

APA/Herbert Neubauer

Gedankenaustausch bei Bundespräsident Heinz Fischer

„Werte und Prinzipien, die über Jahrhunderte hinweg erarbeitet und entwickelt wurden, wie Menschenwürde, Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, kann der Fanatismus irregeleiteter Menschen auch mit Gewalt und Terror nicht aus der Welt schaffen“, heißt es weiter in der Erklärung. Weiters wird darin betont, dass in Österreich Staat und Kirche getrennt seien, dies aber kein Hindernis dafür sei, bei der Abwehr von Terror sowie bei der Verteidigung von Demokratie, Menschenwürde und Menschenrechten zusammenzuarbeiten.

Verärgerung über Bundesregierung vorbei

Sanac bedankte sich nach dem rund einstündigen Gespräch bei Fischer für die „starke Unterstützung in der Krisensituation“ und erinnerte daran, dass Terrorismus nicht nur ein Problem der Muslime, sondern eines der gesamten Menschheit sei. Und: „Terrorismus produziert auch Gegenterrorismus.“ Schönborn appellierte an den gegenseitigen Respekt und betonte, dass die österreichische Verfassung sowohl die Meinungsfreiheit und jene der Kunst, als auch Religionsfreiheit schütze.

Oberrabbiner Eisenberg betonte indes, dass die Verärgerung über die Bundesregierung, die bei einer Gedenkveranstaltung die jüdischen Opfer bei der Geiselnahme in einem koscheren Supermarktes nicht erwähnt hatten, mittlerweile ausgeräumt sei. Die Israelitische Kultusgemeinde hatte die Kritik in einem offenen Brief formuliert - mehr dazu in Offener Brief: Fehlendes Gedenken jüdischer Opfer (religion.ORF.at).

Caritas fordert Gipfeltreffen

Caritas-Präsident Michael Landau begrüßte verstärkte Sicherheitsmaßnahmen. Mindestens ebenso viele Ressourcen sollten aber in Maßnahmen gegen Schulabbruch, Arbeitslosigkeit und Perspektivenlosigkeit fließen. Die Caritas forderte daher ein Gipfeltreffen von Bildungs-, Sozial- und Integrationsministerium und Vertretern von NGOs für gezielte Maßnahmen. „Es geht um soziale Perspektiven und um die konkrete Hilfe vor Ort. Nur so können wir unsere Kinder vor Verführungen radikaler Art schützen“, so Landau am Dienstag.

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