„Tales of 2 Cities“ im Jüdischen Museum

Unsichtbares wieder sichtbar machen: Dieser Herausforderung stellt sich die Ausstellung „Tales of 2 Cities“ bis 19. April im Jüdischen Museum. Die Schau zeigt Werke russischer und österreichischer Künstler - darunter einen „Ruderboot“-Sarg.

Die Ausstellung wurde gemeinsam mit der Moskauer Menschenrechtsgesellschaft Memorial konzipiert. Jeweils drei Künstler aus Russland und Österreich haben sich mit den Sammlungen der Institutionen auseinandergesetzt und eine persönliche Auswahl getroffen. „Sie haben Objekte gewählt, die eine persönliche Geschichte in sich tragen, rufen diese in Erinnerung und stellen sie in einen zeitgenössischen Kontext“, erläuterte die Direktorin des Jüdischen Museums, Danielle Spera.

Die „Ausradierten“ sollen wieder leuchten

„Die Geschichten der Sammlungen zeigen auch die Geschichten der Städte“, verwies Kuratorin Astrid Peterle auf den Titel und das verbindende Element zwischen Moskau und Wien. Für Spera ist die Ausstellung letztlich auch eine Unterstützung für die russischen Künstler angesichts der angespannten Situation im Land, auf die auch Natalia Petrova vom Memorial einging. „Unsere Geschichte entwickelt sich momentan ganz schwierig und kompliziert.“ Gerade vor diesem Hintergrund sei die Kooperation, an der auch das Österreichische Kulturforum in Moskau wesentlichen Anteil hatte, eine bemerkenswerte Leistung.

Die Ergebnisse, die im Herbst bereits im Moskauer Museum of Modern Art zu sehen waren, begegnen den Besuchern des Hauses am Judenplatz aufgeteilt auf zwei Räume: Da wäre etwa „Legato“ von Ekaterina Shapiro-Obermair. Ihre Bilderserie zeigt den Blick aus einem Fenster, anfänglich scheinbar idyllisch und friedlich - wäre da nicht das Gitter, das sich vor den Landschaftsausschnitt spannt. Die Installation „Love Your Enemies“ von Zenita Komad greift wiederum auf ein Gruppenfoto aus der Memorial-Sammlung zurück, in dem mehr als ein Dutzend Gesichter übermalt wurden. Die in Wien lebende Künstlerin hat anstelle der Kritzeleien Lichter gesetzt und lässt so die „Ausradierten“ wieder leuchten.

Kuratorin: „Bewahren und in Erinnerung Rufen“

Ihr sei es um ein „Bewahren und in Erinnerung Rufen“ gegangen, umriss Kuratorin Peterle das gesamte Vorhaben. Dieser Prozess ist aber nicht zwangsläufig an die Objekte der Auseinandersetzung selbst gebunden, sind diese doch in der Ausstellung und den Arbeiten vielfach abwesend.

Dem Besucher erschließt sich der Hintergrund oft erst durch einen Blick auf sechs Notizblöcke im zweiten Raum, von denen Zetteln abgerissen werden können: Ist auf der Vorderseite das eigentliche Objekt abgebildet, so finden sich auf der Rückseite Hintergründe dazu, eine Erklärung zum Entstehungsprozess der künstlerischen Arbeit sowie biografische Details über die Protagonisten.

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