Albertina: Sturtevant erstmals in Österreich

Die US-Amerikanerin Elaine Sturtevant (1924-2014) setzt auf die „Kunst der Wiederholung“ und studierte die Arbeit von Kollegen wie Andy Warhol oder Roy Lichtenstein. Ihre Werke sind in den neuen Grafikräumen der Albertina erstmals in Österreich zu sehen.

Sturtevant sei mit Louise Bourgeois und Maria Lassnig eine der großen alten Damen der Gegenwartskunst gewesen, sagte Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder, der sich über eine doppelte Premiere freute: Zum einen handle es sich um die erste Sturtevant-Schau in Österreich, zum anderen um die erste Ausstellung in den neu geschaffenen „Tietze Galleries for Prints and Drawings“ - mehr dazu in Albertina eröffnet Räume für Grafiken.

Sturtevant

Estate Sturtevant, Paris

Sturtevant, Study for Lichtenstein Girl with Ball, 1988

Dass zur Eröffnung keine klassische Zeichnungs-Ausstellung gezeigt werde, sondern traditionelle Kriterien der Kunstgeschichte wie Originalität, Kreativität, Authentizität und Autorenschaft unterlaufen würden, solle klarstellen: „Wir regredieren nicht, sondern gehen weiter!“ Es gehe nicht darum, die „offizielle Präsentationsdoktrin“ seiner Direktion, Zeichnung und Grafik „nicht unter Quarantäne zu stellen“, zu widerrufen.

Vielmehr sollen Zeichnungs-Ausstellungen mittlerer Größe, wie sie etwa die an diesem Wochenende im Moskauer Puschkin Museum zu Ende gehende Präsentation von französischen Meisterzeichnungen aus der Albertina darstelle, durch die neuen, 450 Quadratmeter großen Tietze Galleries möglich werden. Dadurch, dass die Pfeilerhalle künftig nur mit Fotografie bespielt werden soll, hoffe man zudem, dass die Albertina „für die Besucher leichter lesbar“ werde.

Sturtevant

Sammlung Ringier, Schweiz

Sturtevant, Lichtenstein Final Study for Landscape with Figures, 1988

Die neuen Räume präsentierten sich mit einem durchgehenden breiten roten Wandstreifen, der den Tietze Galleries eine weniger vornehme als fröhliche Note verleiht. Nach einem Auftakt mit einer Dreier-Serie an Glühlampen-Kleinskulpturen und einigen Collagen gibt’s mit 100 Blättern fast das komplette zeichnerische Oeuvre Sturtevants zu sehen.

„Sturtevant - Drawing Double Reversal“ in der Albertina, 14. Februar bis 10. Mai, Täglich 10 bis 18 Uhr, Mittwoch 10 bis 21 Uhr

„In Frankfurt hatten wir ihr vor zehn Jahren das ganze Museum für eine Werkschau leergeräumt. Damals gab es ein Grafisches Kabinett mit 20 Zeichnungen“, erzählte Kurator Mario Kramer, der Sammlungsleiter am Museum für Moderne Kunst Frankfurt, wo die Ausstellung „Sturtevant - Drawing Double Reversal“ bis 1. Februar zu sehen war. Er habe die im vergangenen Mai verstorbene Künstlerin noch zwei Monate zuvor in Paris besucht. „Es hätte sie sehr gefreut, wenn sie die Eröffnung noch erlebt hätte...“ In der Ausstellung ist die Künstlerin auf einem lebensgroßen Hochformat-Foto zu sehen - in komplettem Beuys-Outfit.

Sturtevant

Estate Sturtevant, Paris

Sturtevant, Lichtenstein Laughing Cat, 1987

Jasper Johns Flaggen, Roy Lichtensteins Hot Dogs und Andy Warhols Flowers sind vielfach präsent in den Arbeiten Sturtevants, die sich auch intensiv den Krazy Kat-Comics von George Herriman bzw. Öyvind Fahlström widmete und von Marcel Duchamps als Readymade berühmt gewordenen Urinalen zarte Bleistift-Zeichnungen anfertigte. Original und Kopie, Genialität und Wiederholung werden ordentlich durcheinandergewirbelt und in den „Composite Drawings“ auch gleich zusammengeführt.

„Ich mache Reproduktionen, um zu konfrontieren, um das Denken auf Trab zu bringen“, wird Sturtevant zitiert. In jedem Fall trifft ihre Ausstellung auf ein hervorragendes Umfeld. Dank einer „fantastischen Koinzidenz“ seien durch die Jasper Johns-Schau im Belvedere und die große Pop Art-Ausstellung im mumok derzeit viele der engsten Freunde der Künstlerin ebenfalls in Wien präsent, betonte Kramer.

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