Tanzen im Dschungel Wien

Das Kindertheater Dschungel bietet in den kommenden Wochen ein Programm mit Schwerpunkt Tanz an. Am Mittwoch startet die erste von insgesamt vier Inszenierungen, in denen das eigene Dschungel-Ensemble auftritt.

„Wir wollen signalisieren, dass wir nicht nur ein Theaterhaus für junges Publikum sind, sondern ein Vier-Sparten-Haus, das auch Musik-, Figuren- und eben Tanztheater anbietet“, sagt Dschungel-Chef Stephan Rabl im Gespräch mit der APA. Das Zielpublikum inkludiert dabei schon die Allerkleinsten.

Programm für Kinder ab drei Jahren

Die Zusammenarbeit mit dem im MuseumsQuartier unmittelbar benachbarten Tanzquartier Wien (TQW) sei nicht intensiv, aber überaus kollegial, so Rabl. „Das Publikum ergänzt sich gut. Bei uns beginnt’s bei etwa drei Jahren und reicht bis Anfang Zwanzig.“ Spätestens ab diesem Alter sei das Publikum dann eher im TQW zu finden.

Dschungel Wien

Ani Antonova

„Bis später“ heißt die nächste Schauspiel-Premiere für die jüngste Zielgruppe, bei der Simon Windisch am Donnerstag ein Stück von Bernhard Studlar zur österreichischen Erstaufführung bringt, „Wolkenträume“ die nächste Tanz-Produktion für die Kleinsten, die Rabl mit der Tänzerin Maartje Pasman vorbereitet und am 2. April Premiere hat.

Wesentlich herausfordernder ist das, was sich zuvor auf der Dschungel-Bühne tut: „Push it: Liegestütz und Wonderbra“ heißt eine Uraufführung, bei der die Choreografin und Regisseurin Silke Grabinger mit Tänzerinnen und Tänzern des Hauses „das push-and-pull des Alltages“ untersucht, „den eigenen Impuls, die Manipulation des anderen und das Gestoßenwerden“: "Wie sehr kommen diese Impulse aus uns selbst und wo laufen wir fremdbestimmt einem Trend hinterher?

Eigenes Ensemble im Dauereinsatz

Wann haben wir einen Schubs nötig, weil er dazu führt, dass wir ausgetretene Wege verlassen und über uns hinauswachsen. Und wann werden Grenzen überschritten?", stellt die Ankündigung jene Fragen, die ab 19. Februar auf der Bühne tänzerisch diskutiert werden sollen.

Schon tags zuvor hat eine Koproduktion mit dem TheaterFoxfire Premiere: Corinne Eckstein schließt mit „Boys Awakening“ eine Trilogie ab. Acht junge Darsteller nehmen in einem 80-minütigen Tanztheaterabend mit Livemusik Motive von Franz Wedekinds „Frühlings Erwachen“ auf.

Möglich wird das dichte Programm des Hauses, das im vergangenen August sein zehnjähriges Bestehen feierte, nicht nur durch Koproduktionen, sondern auch durch eine Personalstruktur, die bei kleineren und mittleren Bühnen mittlerweile eine große Ausnahme ist: Der Dschungel Wien verfügt über ein eigenes Ensemble aus drei Tänzern und drei Schauspielern sowie einer Figuren- bzw. Puppentheaterspielerin als Artist in Residence.

Künstlerisch und wirtschaftlich erfolgreiches Modell

Früher habe man mit Einzelengagements gearbeitet, „doch mit einem Ensemble kommen wir gleich teuer oder sogar günstiger, weil wir dann eine Produktion 20 bis 60 mal spielen können. Das ist wirtschaftlich vernünftig und sorgt im Haus für Kontinuität und Stabilität“, so Rabl.

Es sei verrückt, wenn etwa im Tanz, wo die Ensembles für jede Produktion neu zusammengestellt würden, die jeweiligen Stücke deswegen nur kurze Laufzeiten haben könnten, dafür immer mehr Produktionen herausgebracht werden müssten: „Dieser Produktionsdruck ist wirtschaftlicher Wahnsinn.“ Nicht nur, dass man das potenzielle Publikum einer Produktion bei Kurz-Engagements nicht ausreizen könne, seien auch Festivaleinladungen nur schwer anzunehmen, weil viele Mitwirkenden dann meist bereits in neuen Produktionszusammenhängen arbeiteten, so Rabl.

Das Modell, das der Dschungel Wien seit einem Jahr aufgebaut hat, funktioniere künstlerisch wie wirtschaftlich - in Zeiten wie diesen wohl nicht die schlechtesten Argumente für einen möglichen, überfälligen Gegentrend zum grassierenden Ensemblesterben.

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