Liesing: Bruder streitet Schüsse ab

Nach dem Kopfschuss auf einen 31-Jährigen in Liesing ist sein Bruder als Verdächtiger festgenommen worden. Er bestreitet, dass er auf seinen Bruder geschossen hat. Hintergrund des Streits dürfte die Wohnung des Opfers gewesen sein.

Am vergangenen Montag kam es zu der Schießerei in der Purkytgasse in Liesing vor der Filiale eines Supermarkts. Der Streit dürfte zuvor in der Wohnung des Opfers in der Kinskygasse in unmittelbarer Nähe des Tatorts begonnen haben. Der mutmaßliche 35-jährige Schütze saß wegen mehrerer Diebstahlsdelikte in der Justizanstalt Stein in Haft. Kurzzeitig war er wegen Suizidgefahr in der Nervenheilanstalt Mauer untergebracht.

Streit um Wohnung als mögliches Motiv

Von dort soll er im Jänner geflüchtet und in der Wohnung seines kleineren Bruders in der Kinskygasse untergetaucht sein - mehr dazu in Schüsse in Liesing: Streit unter Brüdern und in noe.ORF.at. Der Bruder und seine Frau kamen woanders unter. Angeblich wollte das spätere Opfer, dass sein Bruder wieder auszieht. Das könnte ein mögliches Motiv für die Schussattacke gewesen sein.

Der Verdächtige wurde zwei Tage nach der Tat nach einem Hinweis in einem Cafe auf der Meidlinger Hauptstraße angetroffen. Bei der Festnahme leistete er heftigen Widerstand und verletzte einen Polizisten. Die Beamten gaben auch Schreckschüsse ab, hieß es gegenüber wien.ORF.at. Bei dem 35-Jährigen wurden kleine Mengen Kokain, Marihuana und mehr als 20.000 Euro Bargeld sichergestellt. Das Geld soll von einem früheren Einbruch stammen.

Der gebürtige Serbe wollte sich nach eigenen Angaben demnächst aus Österreich absetzen. Er hatte drei gefälschte Ausweise bei sich und verwendete in der Vergangenheit insgesamt sieben Aliasnamen. Die Tatwaffe - sie soll von einem Einbruch in Wiener Neustadt stammen - wurde bisher nicht gefunden, der Verdächtige sagte, dass er keine Waffe besitze.

Opfer traut Bruder Schüsse nicht zu

Auch das Opfer zeigte sich in den Einvernahmen nicht besonders kooperativ. Er sagte, dass er sich wegen der schweren Kopfverletzung nicht an die Tat erinnern kann. Er wisse nicht, wer auf ihn geschossen habe. „Er hat angegeben, dass er sich nicht vorstellen kann, dass sein Bruder auf ihn schießen würde“, so Polizeisprecher Paul Eidenberger. Das 31-jährige Opfer war mit einer Glock bewaffnet, die er auf einem Flohmarkt gekauft haben soll.

Die Tat in der Purkytgasse wurde von mehreren Augenzeugen beobachtet. Keiner der Zeugen könne den Verdächtigen jedoch zweifelsfrei identifizieren, heißt es von der Polizei. Der USB-Stick, der anfangs als möglicher Streitgrund vermutet wurde, dürfte keine Rolle gespielt haben. Das Opfer ist mittlerweile außer Lebensgefahr - mehr dazu in Kopfschuss vor Billa: Täter auf der Flucht.