U-Haft für fünf gestohlene Whiskeyflaschen

Die Justizanstalt Wien-Josefstadt ist derzeit zum Bersten voll. Ob alle Insassen auch dort sein müssten, ist jedoch fraglich, wie das Beispiel eines 25-jährigen U-Häftlings zeigt. Er wurde beim Stehlen von fünf Whiskeyflaschen erwischt.

Ein Kaufhausdetektiv hatte am 13. März in einem Supermarkt in Wien-Liesing mithilfe einer Überwachungskamera beobachtet, wie der Mann die Flaschen in einer mitgebrachten Tasche verstaute. An der Kassa legte der Verdächtige lediglich eine Packung Toastbrot aufs Förderband, die er auch bezahlte.

Als er danach das Geschäft verlassen wollte, hielt ihn der Detektiv an. Er dirigierte den 25-Jährigen in ein Büro, wo er den nicht bezahlten Alkohol aus der Tasche fischte. Als der Rumäne dafür keinen Kassenbeleg vorweisen konnte, verständigte der Detektiv die Polizei. Diese nahm den Dieb noch im Supermarkt fest. Er wurde noch am selben Tag in die Justizanstalt Wien-Josefstadt eingeliefert.

Jugendstrafgefängnis Josefstadt

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Die Justizanstalt Josefstadt ist derzeit zu 121 Prozent ausgelastet

Mann bisher unbescholten

In seiner Beschuldigteneinvernahme erklärte der Rumäne, er wäre vor einem Monat nach Wien gekommen, um auf Baustellen zu arbeiten. Zuletzt habe er aber keine Arbeit mehr gefunden. Die Flaschen im Gesamtwert von 148,29 Euro wollte der Mann seinen Angaben zufolge verkaufen, um in seine Heimat zurückkehren zu können. Wenn er das Geld für eine Fahrkarte gehabt hätte, „wäre ich sofort heimgefahren“, gab er zu Protokoll.

Die Polizei fand seine Darstellung „nicht sehr glaubwürdig“, wie es im Abschlussbericht heißt. Dem 25-Jährigen konnten jedoch keine weiteren Diebstähle nachgewiesen werden, auch im Ausland hat er keine Vorstrafen. Dessen ungeachtet verhängte das Straflandesgericht auf Basis eines Antrags der Staatsanwaltschaft die U-Haft. Die Justiz geht davon aus, dass der 25-Jährige sich eine fortlaufende Einnahmequelle verschaffen wollte und damit eine gewerbsmäßige Tatbegehung vorliegt. Als Haftgründe wurden Tatbegehungs- und Fluchtgefahr angenommen.

Jeder Gefängnistag kostet 100 Euro

Mit einer Auslastung von 121 Prozent (Stichtag: 31. Dezember 2014) ist die Justizanstalt Wien-Josefstadt derzeit an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt, wie auch andere Gefängnisse in Österreich - mehr dazu in Gefängnisse teilweise zum Bersten gefüllt.

Ob der 25-Jährige weiter in U-Haft verbleibt, entscheidet sich am kommenden Montag beim gesetzlich vorgesehenen Haftprüfungstermin. Jeder Tag, den der 25-Jährige im Gefängnis verbringt, kostet den Steuerzahler 100 Euro.