Zootiere nach Werbung verfüttert?

Mit ein paar Wochen alten Zwergziegen wirbt der Tiergarten Schönbrunn derzeit auf seiner Facebook-Seite. Dass sie später möglicherweise an Großkatzen verfüttert werden, ist für den Tiergarten moralisch vertretbar: „Es geht ums Fleisch.“

Bis zu einem halben Jahr bleiben die Zwergziegen bei ihren Müttern, dann werden sie verfüttert oder abgegeben, heißt es vom Tiergarten. Auch andere Huftiere wie Schafe und Hirsche werden vor allem an Tiger, Jaguare und Löwen verfüttert.

„Wir pflegen Tierarten, die Fleisch als Nahrung benötigen. Dafür kaufen wir große Mengen an Fleisch ein, zum Beispiel über 25.000 Kilogramm Rindfleisch pro Jahr“, sagte eine Sprecherin des Tiergartens. „Ein sehr geringer Teil des Fleischbedarfs wird durch Tiere aus unseren Gehegen gedeckt.“

Zwergziegen

Screenshot Facebookseite Zoo Vienna Schönbrunn

Tiere stehen „auch so auf dem Speiseplan“

Rund 20 Huftiere werden laut Tiergarten pro Jahr in Abstimmung mit dem Veterinäramt MA 60 geschlachtet. Moralische Bedenken, mit den Tieren davor noch Werbung zu betreiben, habe der Zoo aber keine. „Es geht ums Fleisch. Diese Tiere stehen bei uns auch so auf dem Speiseplan“, sagte die Sprecherin. „Von diesen Tieren wissen wir, dass sie gut gehalten wurden und keinen Transport zum Schlachthof hatten.“ Auch könnten die toten Tiere als Ganzes verfüttert werden, was für die „Raubtiere eine gesunde Abwechslung darstellt“.

Die Gründe, warum und welches Tier zur Fütterung ausgesucht wird, sind laut Tiergarten von Tierart zu Tierart verschieden. „Es darf zum Beispiel nur einen männlichen Bock im Gehege geben.“ Entweder werden die Tiere mit anderen Zoos getauscht, an Privathalter abgegeben oder eben verfüttert.

Neben Ziege, Schaf und Hirsch werden manchmal noch Schweinearten wie Halsbandpekaris verfüttert. Der Zoo verfügt auch über eine eigene Ratten- und Mäusezucht, die ausschließlich für Fütterungszwecke herangezogen wird. Zu sehen sind diese Mäuse und Ratten für die Besucher im Tiergarten aber nicht.

„Die Ziege wird vom Streicheltier zum Futtertier“

„Wer Tiere hält, übernimmt nicht nur die Verantwortung für die monetären, sondern auch für tierliche Kosten“, sagte Herwig Grimm, Leiter der Abteilung Ethik der Mensch-Tier-Beziehung an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Er spricht dabei einen ethischen Konflikt an, der in Zoos immer wieder für Diskussionen sorgt. „Die Ziege wird vom Streicheltier zum Futtertier. Wir regen uns über das Verfüttern der Ziege auf, essen aber gleichzeitig Fleisch. Wir nehmen ohnehin täglich Tierleid in Kauf. Wo soll man da moralisch ansetzen?", fragte Grimm im Gespräch mit wien.ORF.at.

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