Prückel-Demonstrant verprügelt: Täter verurteilt

Ein 17-Jähriger, der nach der Demonstration vor dem Cafe Prückel im Jänner einem Homosexuellen ins Gesicht geschlagen hatte, ist wegen schwerer Körperverletzung und Nötigung zu sechs Monaten bedingter Haft verurteilt worden.

An weiteren Auflagen entschied Einzelrichter Franz Furtner am Montag im Landesgericht Korneuburg auf Bewährungshilfe und eine Antiaggressionstherapie während der dreijährigen Probezeit. Zudem muss der Angeklagte dem Opfer 500 Euro Schmerzensgeld zahlen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der 17-Jährige nahm Bedenkzeit, Staatsanwältin Elisabeth Böhm gab keine Erklärung ab.

„Abneigung gegen Homosexuelle“ als Motiv

An der „Küssen im Prückel“-Protestveranstaltung nach dem Rauswurf eines lesbischen Paares aus dem Traditionscafe an der Ringstraße hatten sich rund 2.000 Menschen beteiligt. Wie die Staatsanwältin ausführte, fuhr der Weinviertler, der nach seiner Ausforschung angegeben hatte, eine Abneigung gegen Homosexuelle zu haben, hin, um sich das „Gequatsche“ anzuhören - mehr dazu in „Kussdemo“: Rund 2.000 Teilnehmer (wien.ORF.at).

Zusammen mit zwei Unbekannten verfolgte er anschließend gezielt eine Gruppe mit dem Opfer, das Frack, Gehstock und eine Regenbogenschärpe trug, so Böhm. Als die Demonstranten dann die Toilette des Einkaufszentrums „Wien-Mitte - The Mall“ verlassen wollten, wurden sie daran gehindert, und der 18-Jährige kassierte Faustschläge. Als er um Hilfe schrie, flüchteten die Angreifer. „Die Tat war offensichtlich geplant“, unterstrich die Staatsanwältin den niederen Beweggrund.

Anonymer Hinweis führte zu Verdächtigem

Der Angeklagte, der nach der Veröffentlichung von Fotos aus den Überwachungskameras der „Mall“ aufgrund eines anonymen Hinweises ausgeforscht und von den Betroffenen eindeutig wiedererkannt worden war, bekannte sich schuldig. Er habe bei der Demo zwei, drei Leute kennengelernt, die er nachher nie wiedergesehen habe, und mit ihnen beschlossen, die Teilnehmergruppe zu verfolgen - mehr dazu in Nach Prückel-Demo: Haupttäter identifiziert (wien.ORF.at).

„Aus heiterem Himmel, nur weil sie vielleicht gleichgeschlechtlich orientiert waren“, entrüstete sich der Richter. „Sie sollten sich mehr mit Ihrem beruflichen Fortkommen beschäftigen statt mit absurdem Hass gegen andere“, ermahnte er den arbeitslosen Jugendlichen, der die Berufsschule geschwänzt und eine Lehre abgebrochen habe - mehr dazu in Prückel-Demonstrant verprügelt: Täter geständig (wien.ORF.at; 18.3.2015)

Prellungen und Nasenbluten

Die Zeugen gaben an, bereits auf dem Weg zu dem Einkaufszentrum angestänkert worden zu sein. Als ihnen dann der Ausgang der Toilette versperrt wurde, gelang es einem jungen Mann, sich hinauszudrängen, während zwei Angreifer auf den 18-Jährigen eingeschlagen hätten. „Bist du schwul?“, sei er zuvor gefragt worden, sagte der 18-Jährige, der von der Attacke Prellungen im Gesicht und Nasenbluten davongetragen hatte.

Böhm sah in ihrem Schlussvortrag Milderungsgründe nur in geringem Ausmaß: Reumütigkeit sei in der Verhandlung nicht zu erkennen gewesen. Der Weinviertler sei nur dank seinem jugendlichen Alters noch unbescholten, so Böhm, sie verwies auf Vormerkungen wegen Sachbeschädigung und Schlägereien bei Fußball-Bundesliga-Spielen und forderte eine strenge Bestrafung aus spezial- und generalpräventiven Gründen. Sein Mandant sei zu einer Therapie bereit und versuche, im Leben Fuß zu fassen, erbat der Verteidiger Milde. Der Richter wertete in seiner Urteilsbegründung die Verabredung zur Tat und das verwerfliche Motiv als erschwerend.

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