Einzigartige Fahrradsammlung wird versteigert

Noch nie sind so viele Fahrräder auf einmal versteigert worden: Am 19. Mai kommt die Sammlung des Architekten Michael Embacher im Dorotheum unter den Hammer. Es „macht ihm Freude“, sich von den 203 Rädern zu trennen. Ab Samstag sind die Räder ausgestellt.

Man möchte ja glauben, dass Sammler todtraurig sind, wenn sie ihre Kollektion aufgeben müssen. Meistens muss da schon etwas Ungeplantes passieren. Nicht so beim Wiener Architekten Michael Embacher. „Ich freue mich, dass ich die Räder jetzt so auf einem Haufen präsentiert sehe. Sonst waren sie immer auf dem Dachboden versteckt. Ich bin überrascht, wie viele es sind“, sagt Embacher, als er die Sammlung im Dorotheum zum ersten Mal sieht.

Gestohlenes Rad als Auslöser

Zwölf Jahre lang sammelte Embacher Fahrräder mit viel Leidenschaft und Akribie. Aus Spaß, wie er sagt, nie wegen des Geldes. „Es wäre gelogen, wenn ich sage, ich hätte nicht viel Geld investiert. Aber darum geht es nicht“, so der Architekt. „Angefangen hat es, als mir ein Rad gestohlen worden ist. Ich habe dann bei ebay ein gebrauchtes Rad gesucht, weil ich kein neues mehr kaufen wollte. Ab dem Zeitpunkt hat es mich gepackt, da habe ich gemerkt, wie viel Kreativität in einem Fahrrad sein kann.“ Er begann, im Internet zu suchen und zu kaufen. „Als ich dann das erste Buch veröffentlicht habe, sind mir die Räder zugeflogen. Viele Liebhaber waren froh, dass sie es jemandem geben konnten, der darauf aufpasst“, so Embacher.

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Michael Embacher

„Freue mich, dass Räder unter die Leute kommen“

Warum er die Kollektion jetzt versteigert? „Weil ich meinen Dachboden aufgeben muss. Das Haus wurde verkauft. Die Räder waren jetzt in einem Lager, da hat mir das Herz wehgetan.“ Das ist der praktische Grund. Er kann aber auch der Idee, seine Sammlung unter die Leute zu bringen, etwas abgewinnen. „Es ist spannend, dass sie jetzt wieder auf die Straße kommen, ich kann leider nicht mit allen fahren, auch wenn ich alle ausprobiert habe. Die Räder gehören gefahren. Ich freue mich, dass sie wieder unter die Leute kommen.“

Wenn man Embacher fragt, was die Highlights seiner Sammlung sind, muss er lange nachdenken. Er kann sich dann doch durchringen, zwei Beispiele zu zeigen. Das 1937 von Jacques Schulz konstruierte Funiculo-Rad kommt mit einem Rufpreis von 5.000 Euro unter den Hammer. Es ist das einzige noch fahrbare Exemplar weltweit und mit einer für die damalige Zeit revolutionären Vier-Gang-Schaltung ausgestattet. Die hintere Bremse wird mit zwei Bowdenzügen gezogen.

„Ein amerikanisches Radmagazin hat einmal ein Rätsel veranstaltet, wo sie gefragt haben, wie bei so einem Rad die Bremse funktioniert. Sie haben darunter geschrieben, ich darf als einziger nicht mitspielen, weil ich das einzige noch fahrbereite Rad auf der Welt besitze.“

Video: „Wien heute“-Beitrag über die Auktion

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Ein anderes Beispiel ist ein Baines-Modell aus dem Jahr 1947, Rufpreis 1.000 Euro. Es hatte eine frühe „Gangschaltung“ mit je einem Zahnkranz links und rechts vom Hinterrad montiert. „Wenn man bergab gefahren ist, hat man ein Ritzerl verwendet. Bergauf hat man das Rad heruntergeschraubt, gedreht und das andere Ritzerl verwendet. Etwas mühsam zu schalten, aber es hat funktioniert“, erklärt Embacher.

Rufpreise zwischen 100 und 7.000 Euro

Er kennt zu fast jedem Rad eine Geschichte, hat sie in Büchern, einer App und einem Auktionskatalog aufwendig dokumentiert. Die Kollektion umfasst Räder von den 1930ern aufwärts und wurde für die Auktion unter dem Designaspekt zusammengestellt und nach Farben sortiert. Berühmte Marken wie Bianchi, Köthke, Moulton, Colnago, Lotus, BMW, Franceso Moser und viele andere finden sich in der Sammlung. Alle Räder sind funktionstüchtig, die Rufpreise bei der Auktion liegen zwischen 100 und 7.000 Euro.

Die in der Vergangenheit auch im Ausland gezeigte „Embacher Collection“ ist von 9. Mai bis zum Tag der Versteigerung am 19. Mai im Dorotheum ausgestellt. Wie viel Geld er sich von der Auktion erwartet, könne er nicht sagen. „Es ist die erste Auktion, in der es nur um zeitgenössische Räder geht.“ Eines ist für ihn aber klar: „Ich sammle jetzt nichts mehr. Meine Frau und meine Kinder werden sich freuen, wenn ich wieder mehr Zeit für sie habe.“

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