Zentralmatura: „Schummler sind Einzelfälle“

Die Zentralmatura an zwei Wiener Schulen ist annulliert worden und muss im Herbst nachgeholt werden. Der Grund: Praktisch alle Schüler haben geschummelt. Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (SPÖ) spricht von „Einzelfällen“.

„Wir gehen davon aus, dass es Einzelfälle sind. Wenn es so ist, wie in den Medien berichtet, können wir davon ausgehen, dass es sich um einzelne Klassen handelt, es geht ja nicht um die ganze Schule“, so Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (SPÖ) zu Radio Wien.

Lehrer vernachlässigte Aufsichtspflicht

In zwei Wiener Schulen soll es Vorfälle gegeben haben: Ein Professor soll seine Aufsichtspflicht bei der Mathematik-Zentralmatura der 8a des Oberstufenrealgymnasiums (ORG) Hegelgasse im 1. Bezirk nicht ausreichend wahrgenommen haben. Der Stadtschulrat bestätigte einen Bericht der „Salzburger Nachrichten“ („SN“). Demnach war es den Schülern möglich, die Aufgaben mit dem Mobiltelefon zu fotografieren und an ihre Nachhilfelehrer zu schicken, die dann die richtigen Lösungen zurückschickten.

„Wenn man ein Handy abgeben muss, heißt es ja nicht, dass es das einzige Handy ist, das man besitzt. Es wurden unerlaubte Hilfsmittel verwendet. Das Schummeln kann man nie ganz verhindern, vor allem unter der Tatsache, dass wir jetzt unter besondere technologischen Voraussetzungen stehen“, so Brandsteidl.

Nur ein Mädchen schummelte nicht

Bis auf ein Mädchen sollen alle 20 Schüler der 8a so zu einem positiven Ergebnis gekommen sein. Einige Schüler sollen in Sozialen Medien damit geprahlt haben, wie einfach sie die Matura geschafft hätten. Daraufhin wurde eine Kommission des Stadtschulrats aktiv und untersuchte die Arbeiten. Das Ergebnis: Es wurde großflächig geschummelt. Die Matura wurde annulliert und wird im Herbst zum ersten Nachholtermin neuerlich durchgeführt.

Dem Professor drohen ebenfalls Konsequenzen. Im extremsten Fall könnte er sogar ein Unterrichtsverbot ausgesprochen bekommen. Seriöserweise könne jetzt aber noch nicht gesagt werden, mit welchen Konsequenzen der Lehrer zu rechnen habe, hieß es von einem Sprecher des Stadtschulrats gegenüber wien.ORF.at.

Brandsteidl: „Es ist die Frage der genauen Recherche, wer kommt wann der Aufsichtspflicht nach oder nicht. Auch hier ist es kein Fall, der direkt mit der Zentralmatura verbunden ist. Es ist die Tatsache, wenn ein Lehrer seine Dienstpflichten nicht einhält, dann ist vorzugehen seitens der Schulinspektion.“

Aufsicht bei Matura könnte neu gestaltet werden

Auch am ORG Henriettenplatz in Rudolfsheim-Fünfhaus soll es ein Lehrer mit der Kontrolle während der Klausuren nicht so ernst genommen haben. Auch dort muss eine ganze Klasse daher zurück an den Start. Die Stadtschulratskommission qualifizierte die Arbeiten als erschummelt, berichteten die „SN“.

In der Zeitung wird auch der Wiener Landesschulinspektor Franz Tranninger zitiert. Vorgetäuschte Leistungen habe es schon immer gegeben und seien kein neues Phänomen der Zentralmatura. Man überlege, die Aufsicht bei der Zentralmatura neu zu gestalten. Künftig könnte das Vieraugenprinzip gelten, oder es passen fachfremde Lehrer während der Maturaarbeiten auf. Man müsse aber erst noch die österreichweiten Erfahrungen mit der heuer erstmalig abgehaltenen Zentralmatura abwarten und bewerten.

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