Tourismus in Wien: Zuwachs sogar bei Griechen

Mehr Gäste und mehr Umsatz: Die Wiener Tourismusbranche darf sich über ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2015 freuen. Sogar aus dem krisengebeutelten Griechenland kamen mehr Gäste. Handlungsbedarf sieht die Branche im Hinblick auf Airbnb.

„Wien steht weltweit sehr gut da und die Zahlen bestätigen das auch“, jubelte Norbert Kettner, Chef von WienTourismus. Mit 2,9 Mio. Ankünften (plus 6,1 Prozent) und 6,3 Mio. Nächtigungen (plus 5,4 Prozent) konnte man im Vergleich zu Jänner bis Juni 2014 deutliche Steigerungen erreichen.

Hotelzimmer in Wien

ORF Wien

Die Zahl der Nächtigungen stieg um über fünf Prozent

Ein großes Minus steht indes vor den Nächtigungen russischer Gäste, die insgesamt um ein Drittel einbrachen. „Momentan ist hier kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen“, so Kettner. Allerdings: „Der (krisengebeutelte, Anm.) Süden ist retour“, sagte er mit Blick auf gute Zahlen aus Italien oder Spanien. Sogar aus Griechenland gebe es einen minimalen Anstieg von einem Prozent.

Song-Contest-Monat „aufgelegter Elfmeter“

Ein besonders starker Monat war der Mai: Mit 69,7 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftete die Beherbergungsbranche um 15,7 Prozent mehr Einnahmen als im Vergleichsmonat 2014: „Gratulation, dass die Wiener Hotellerie diesen aufgelegten Elfmeter eingenetzt hat“, so Kettner.

Insgesamt brachten die Touristen von Jänner bis Mai - für Juni gibt es noch keine Zahlen - den Hotels 244,9 Mio. Euro Netto-Umsatz. Das entspricht einem Plus von 10,2 Prozent. Trotz 3.700 zusätzlicher Betten konnte die Auslastung von 65 auf 66 Prozent marginal erhöht werden.

Russische Touristen in der Wiener Innenstadt

ORF

Der Tourismus aus Russland brach ein

Airbnb: „80 Prozent illegal“

Handlungsbedarf ortet der Tourismus-Chef indes hinsichtlich Airbnb und Co. Angesichts der aktuellen rechtlichen Bestimmungen gehe er davon aus, dass von den derzeit rund 5.000 privaten Übernachtungsangeboten auf solchen Plattformen bis zu 80 Prozent illegal seien: „Das ist unerfreulich.“ Der Wien-Tourismus habe erkannt, dass es Bedarf gebe, in Wohnungen zu urlauben. „Die Frage ist: Wie bringen wir das vom Grau- in den Weißbereich. Da ist die Politik gefordert“, appellierte Kettner in Richtung Rathaus bzw. an den Bund. Denn vorerst müssten überhaupt erst einmal die Zuständigkeiten geklärt werden.

7,8 Millionen Euro für Marketing

Damit der Erfolgskurs im Wiener Fremdenverkehr anhält, investiert die Stadt im zweiten Halbjahr 7,8 Mio. Euro in Marketingaktivitäten in 20 Ländern. Dem Kongressherbst u.a. mit einer Reihe groß angelegter Mediziner-Tagungen mit bis zu 18.000 Teilnehmern sieht Kettner äußerst positiv entgegen.

Kritik an Handelsvertretern

Harsche Kritik übte Kettner an der Wirtschaftskammer. Diese hatte sich kürzlich über die zweitägige Ringsperre anlässlich der Weltpremiere von „Mission: Impossible“ beschwert und Umsatzrückgänge befürchtet - mehr dazu in „Mission: Impossible“: Händler fürchten Einbußen.

„Solche Nebenschauplätze sind zu ignorieren“, befand Kettner und betonte zugleich, dass 70 Prozent der Innenstadt-Umsätze im Handel von Touristen kämen. Und Film- und Fernsehbilder seien relevant bei Reiseentscheidungen - mehr dazu in Wien als Filmkulisse beliebt. Ab September dreht übrigens Bollywood-Regisseur Karan Johar seinen nächsten Film in der Donaumetropole. Diese Entscheidung sei erst vor wenigen Tagen gefallen, hieß es.