ImPulsTanz-Festival in finanziellen Nöten

Absagen an 27 internationale Kompanien, Schulden und zu wenig Geld von der Stadt: Die finanzielle Lage des ImPulsTanz-Festivals ist laut Intendant Karl Regensburger schwierig. Er fordert höhere Subventionen.

Das aktuelle Festival läuft noch bis Sonntag, im Hintergrund laufen bereits die Planungen für das nächste Jahr. Die Situation des ImPulsTanz wird nicht einfacher, sagt Intendant Karl Regensburger im wien.ORF.at-Interview.

Absagen an 27 internationale Kompanien

Wegen der finanziellen Lage musste Regensburger heuer 27 internationalen Kompanien Absagen erteilen. „Man kann sich das höchstens einmal leisten, Ende März 27 Kompanien abzusagen. Wir haben Gott sei Dank – das sind ja oft persönliche Freundschaften – Verständnis dafür bekommen, aber zweimal kann man das nicht machen, da wäre das Festival massiv beschädigt und 32 Jahre Aufbauarbeit umgebracht,“ sagt Regensburger.

Das Gesamtbudget des Festivals beträgt laut dem Intendanten etwa 5,3 bis 5,5 Millionen Euro. Etwa 50 Prozent davon kommen von der öffentlichen Hand, vor allem vom Kulturamt der Stadt Wien. Bei den Ticketeinnahmen konnten laut Regensburger in den letzten Jahren bis zu 1,5 Millionen Euro an Einnahmen erzielt werden. Der Rest wird mithilfe von Sponsoren gedeckt.

Intendant fordert mehr Geld von der Stadt

Der Dreijahresvertrag zwischen dem Festival und der Stadt Wien läuft heuer aus, eine Weiterschreibung der Subvention bis 2018 ist laut Regensburger bereits fixiert. Dabei handle es sich um 2,15 Millionen Euro. „Das Problem ist, das reicht nicht aus. Es sind um 700.000 Euro unter dem was wir als Minimum benötigen, um ein Festival so weiterzuführen wie es sich gehört“, sagt Regensburger. Er hofft, dass die Stadt den fehlenden Betrag noch aufstockt, sonst werde das Festival nächstes Jahr nicht stattfinden können. Im Herbst soll es noch eine weitere Verhandlungsrunde geben, sagt der Intendant.

Von Seiten der Stadt ist eine weitere Erhöhung der Subvention aber nicht geplant. „Die Förderungen für das ImPulsTanz-Festival wurden in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht. Nur wenige Kulturinstitutionen werden so kontinuierlich erhöht wie das Festival, da das Budget knapp ist," heißt es aus dem Büro des Kulturstadtrates Mailath-Pokorny. „Das ImPulsTanz-Festival ist sehr wichtig, nicht wegzudenken. Die Subvention ist mit 2,15 Millionen Euro auf einem hohen Niveau und das Festival dadurch in keinster Weise gefährdet. Das Festival ist bis 2018 abgesichert, jetzt geht es darum, die Schulden abzubauen", sagt eine Sprecherin des Kulturstadtrats.

Karl Regensburger

ImPulsTanz - Vienna International Dance Festival

Intendant Karl Regensburger

ImPulsTanz Festival: Halbe Million Euro Schulden

Dieses Jahr werden laut Regensburger die Einnahmen - auch aufgrund der günstigeren Eintrittspreise - und die Kosten geringer sein. „Wir hoffen auf einen Schritt Richtung schwarzer Null“, sagt Regensburger. „Wir werden zu Jahresende wahrscheinlich schon noch etwas an den Altlasten leiden, aber es wird deutlich besser sein als Ende voriger Saison.“ Bei den Schulden handle es sich um eine halbe Million Euro.

Sponsoren zu finden werde laut Regensburger immer schwieriger: „Wir sind sehr glücklich mit jenen Unternehmen, die uns auch weiterhin unterstützen, aber die Wirtschaftskrise hat dazu geführt, dass sehr viele Unternehmen ihre Sponsoring-Budgets zurückfahren.“

Von der finanziellen Situation merke er auf dem derzeit laufenden Festival nichts. Auch ohne internationale Größen werde das Programm von den Besuchern gut angenommen. Mit der Auslastung ist Regensburger zufrieden: „Mehr geht gar nicht. Wir haben insgesamt 250 Kurse, Workshops und Research-Projekte vor allem im Arsenal, aber das verteilt sich mittlerweile über die ganze Stadt, wir nützen 39 Tanzstudios. Wir sind eher damit konfrontiert, dass uns die Studios ausgehen und nicht das Interesse.“

Impulstanz

Timo Wright

Intendant sieht kein Ende des Festivals

Ein Ende des Festivals sieht der Intendant nicht. „Ich würde es für sehr sarkastisch finden, etwas, dass so viel Erfolg hat, jetzt zu einem Ende zu bringen. Vorläufig denke ich nur bis zum 16. August und hoffe, dass wir dieses Festival so erfolgreich weiterführen können, wie es läuft. Wir sind positiv und hoffen, dass wir auch 2016 etwas Gutes auf die Reihe bekommen und hoffentlich auch wieder mit internationaler Beteiligung.“

Das Festival sei bisher gut verlaufen. „Wir vermissen natürlich unsere großen, ausländischen Choreografen, aber die österreichische Tanzszene schlägt sich hervorragend, das hätte sie auch getan wenn die Internationalen gekommen wären, da ist durchaus eine Niveau-Angleichung nach oben festzustellen.“

Speziell die Kooperationen mit den drei Wiener Museen - dem Weltmuseum, dem mumok und dem 21 Haus - übertreffen laut Regensburger alle Erwartungen. 38 Zusatzvorstellungen wurden eingeschoben. „Mit manchen Zuschauern haben wir zwar Diskussionen ob das noch Tanz ist oder nicht – aber diese lieben wir ja.“

Laura Schrettl, wien.ORF.at

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