200 Jahre Technische Universität Wien

Vom „k.k. polytechnischen Institut“ zur Universität: Die Technische Universität Wien (TU) hat am Freitag ihr 200-Jahr-Jubiläum gefeiert. Festakt, Festschrift, Feste und eine Ausstellung standen auf dem Programm.

Offizieller Höhepunkt der Jubiläumsfeier ist am 6. November der Festakt ab 10.00 Uhr im Kuppelsaal der TU. Nach der „Akademischen Festouvertüre für Orchester und Trombosonic“ von Dietmar Hellmich, die Auftragskomposition wird als Musikvideo präsentiert, und den Begrüßungsworten von TU-Rektorin Sabine Seidler werden Bundespräsident Heinz Fischer und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) Festansprachen halten.

In der Zeit von 8.00 bis 13.00 Uhr entfallen die Lehrveranstaltungen, an den einzelnen Standorten der Universität - Hauptgebäude am Karlsplatz, Freihaus, Getreidemarkt und Gußhausstraße - werden Feste veranstaltet. Im Prechtlsaal der TU ist von 6. bis 11. November die Ausstellung „Wiener Wunderkammer“ zu sehen. Unter dem Motto „What’s next?“ wird in einem Zusammenspiel von Kunst, Wissenschaft und Technik versucht, einen Blick in die Zukunft zu werfen - mehr dazu in Zukunftsideen aus der Wunderkammer.

50 Studenten bei den ersten Vorlesungen

Die Universität, von der aus heute in die Zukunft geblickt wird, geht in ihrem Ursprung auf den Beginn des 19. Jahrhunderts zurück. In Paris war 1795 die „Ecole polytechnique“ eröffnet worden, England lag in seiner industriellen Entwicklung der Monarchie meilenweit voraus. 1805 gab Kaiser Franz I. schließlich ein Gutachten für den Bau eines „k.k. polytechnischen Instituts“ in Auftrag. Es entstand in den ehemals gräflichen Loseschen Besitzungen auf der Wieden vor dem Kärntnertor, am heutigen Karlsplatz. Am 6. November 1815 wurde es eröffnet.

Knapp 50 Studenten besuchten die ersten Vorlesungen. Schon ein Jahr später begann der Bau des noch heute bestehenden Hauptgebäudes am Karlsplatz, das 1818 bezogen wurde. Erster Direktor war Johann Joseph Prechtl (1778-1854). Das Institut sollte universitätsähnlich organisiert sein, eine Schausammlung aufbauen und als Verein zur Förderung der Nationalökonomie wirken. Es verfügte über eine technische und eine kommerzielle Abteilung sowie eine zweijährige Realschule als Vorbereitung.

Militär leitete „politisch unzuverlässiges Institut“

1848 besuchten 1.900 Studenten das Institut. Studenten wie Professoren hatten sich für die revolutionäre Sache engagiert, das Institut wurde besetzt, der Vorlesungsbetrieb unterbrochen. 1852 wurde das „politisch unzuverlässige“ Institut sogar für sechs Jahre unter militärische Leitung gestellt.

1865 erfolgte eine Neuorganisation: Die technische Abteilung wurde neu gegliedert in eine allgemeine Abteilung und jeweils Fachschulen für Straßen- und Wasserbau, Hochbau, Maschinenbau und Technische Chemie. Voraussetzung für ein Studium wurde die einige Jahre davor eingeführte Matura, außerdem gab es eine - zunächst freiwillige - Abschlussprüfung.

1872 wurde das Institut in eine Technische Hochschule umgewandelt und die Lehr- und Lernfreiheit wieder eingeführt. Ab 1878 wurden Staatsprüfungen für den Abschluss des Studiums eingeführt, 1901 folgte das Promotionsrecht. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Hauptgebäude erweitert und außerdem der Standort Gußhaus (Elektrotechnisches Institut) errichtet.

TU Standort Gußhaus

TU Wien

TU-Standort Gußhaus

Zwei Weltkriege als Zäsur

Im Ersten Weltkrieg verlor die Hochschule einen großen Teil ihrer Studenten und Professoren. Mit dem Ende der Monarchie fiel dann noch ein weiter potenzieller Studentenkreis weg, dafür durften ab 1919 Frauen inskribieren. Im gleichen Jahr kam das Getreidemarkt-Areal als weiterer Standort dazu. In der Zwischenkriegszeit wurden die Fachschulen in Fakultäten umgewandelt, außerdem kamen unter anderem Abteilungen für Technische Physik, Vermessungswesen sowie Meisterklassen für Architektur sowie das Schwachstrominstitut dazu.

Die nächste Zäsur bildeten die NS-Zeit bzw. der Zweite Weltkrieg, als die Studentenzahlen erneut sanken. 1938 wurde auch der Titel „Diplom-Ingenieur“ („Dipl.-Ing.“) eingeführt.

TU Labor

TU Wien

Studenten in einem Labor der TU

Seit 1975 als „Technische Universität“

Zur Technischen Universität wurde die Hochschule erst 1975 mit dem Universitätsorganisationsgesetz (UOG). In den 1970er Jahren wurde auch der neue Standort Freihaus errichtet. Schon 1970 waren die Studienrichtungen Informatik bzw. Raumplanung und Raumordnung dazugekommen, es folgten 1985 Betriebs- und Wirtschaftsinformatik sowie 1992 Wirtschaftsingenieurswesen/Maschinenbau.

Buchtipp:

Sabine Seidler (Hg.): „Technik für Menschen. 200 Jahre Technische Universität Wien“, Böhlau, 15 Bände, ca. 220 Euro.

Heute verfügt die TU über acht Fakultäten (Architektur und Raumplanung, Bauingenieurwesen, Elektro- und Informationstechnik, Informatik, Maschinenwesen und Betriebswissenschaften, Mathematik und Geoinformation, Physik, Technische Chemie). An ihr studieren knapp 30.000 Personen bzw. lehren und forschen rund 3.300 wissenschaftliche Mitarbeiter (davon knapp 150 Professoren).

Meistbelegte Studienrichtungen sind derzeit Architektur und Informatik. Neben den Standorten rund um das Hauptgebäude verfügt die TU noch über weitere Einrichtungen im Prater (Atominstitut), im Arsenal (Science Center) und den Aspanggründen (die aber demnächst ins Arsenal übersiedeln sollen).

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