Jedes vierte Kaffeehaus sperrt zu

Den Wiener Kaffeehäusern gehe es zunehmend schlecht, sagt Berndt Querfeld, Obmann der Wiener Kaffeehäuser in der Wirtschaftskammer. Jedes Jahr sperre rund ein Viertel aller Lokale zu.

Etwa 100 Kaffeehäuser könnten sich auf ihre gute Lage und lange Tradition verlassen, sagte Querfeld der Tageszeitung „WirtschaftsBlatt“ (Montag-Ausgabe). Laut dem Obmann der Wiener Kaffeehäuser gibt es rund 2.500 Betriebe in Wien, der Großteil komme nur schwer über die Runden.

Brigitte Jank und Berndt Querfeld

Wirtschaftskammer Wien/Florian Wieser

Landtmann- und Kaffeehäuser-„Chef“ Querfeld

Kuchen teilen „chic“

Der Grund seien zum einen steigende Kosten und Bürokratie, zum anderen habe sich das Konsumverhalten der Wienerinnen und Wiener verändert. Es sei „chic geworden, sich ein Stück Kuchen zu teilen oder Leitungswasser zu trinken“, wurde Querfeld, Chef des Cafe Landtmann, zitiert. Vor allem würde das Geschäft von Kaffeehäusern in weniger guter Lage an Auflagen wie Rauchverbot, Allergenkennzeichnung und Registrierkassenpflicht leiden.

Einen nicht zu unterschätzenden Aspekt für die Schließungen stelle auch das Verbot des kleinen Glücksspiels in Wien dar. Querfeld nannte das Automatenverbot als einen der Gründe, warum etwa Wettcafes zusperren müssten - dazu mehr in Neues Gesetz gegen Wettcafes. Im Frühling hatte der hohe Dollar-Kurs dazu geführt, dass der Kaffeeimport teurer wurde. Einige Wiener Traditionscafes erhöhten in Reaktion darauf die Preise - mehr dazu in Wiener Cafes erhöhen Preise.

Branche „dreht sich alle vier Jahre“

Jedes Jahr sperrten etwa 25 Prozent aller Kaffeehäuser zu, rechnete Querfeld vor, warf aber auch ein, dass die Zahl der Kaffeehäuser dennoch konstant bleibe. Denn ebenso viele neue Betriebe würden auch jährlich aufsperren. So komme zustande, dass sich alle vier Jahre „die gesamte Branche drehen“ würde, sagte Querfeld.

Langfristig könnten nur jene Betriebe bestehen, die etwas Besonderes und eine hohe Qualität bieten würden: jene Betriebe, „die sich bemühen und vom Nachbarbetrieb unterscheiden“, etwa mit einem speziellen Angebot wie Livemusik, Grillabenden oder Brunch, sagte Querfeld gegenüber wien.ORF.at.

Links: