Wirtschaft will mehr Fremdsprachen in Schulen

Unternehmen sind in Wien mit überbordender Bürokratie oder einem undurchsichtigen Förderwesen konfrontiert, kritisiert die Wirtschaftskammer. Sie hat einen Maßnahmenplan präsentiert, in dem auch mehr Fremdsprachen in Schulen gefordert werden.

In den vergangenen Jahren haben laut Wiener Wirtschaftskammer 16 Prozent der Industrieunternehmen Betriebsteile an einen Standort außerhalb der Bundeshauptstadt verlagert. Hinzu kommt: Einige Betriebe könnten sich eine Abwanderungen in nächster Zeit konkret vorstellen. Um Wien für Unternehmen wieder attraktiv zu machen, hat die Kammer-Sparte Industrie nun einen Fünf-Punkte-Plan ausgearbeitet.

Unternehmen würden in Wien beispielsweise einen Fachkräftemangel oder Versäumnisse der Stadtplanung gegenüber Industriezonen beklagen, hieß es bei der Präsentation des Maßnahmenkatalogs. „Rund 200.000 Arbeitsplätze, die internationale Wettbewerbsfähigkeit und der Hochtechnologiestandort Wien stehen auf dem Spiel, wenn die Rahmenbedingungen für die industriellen Produktionsbetriebe nicht endlich verbessert werden“, warnte Stefan Ehrlich-Adam, Industrie-Spartenobmann.

Wien auch als Produktionsstandort bewerben

Das unter Mitwirkung von rund 50 Unternehmern ausgearbeitete Themenpaket umfasst fünf Schwerpunkte: Standort und Infrastruktur, Technologie und Innovation, Energie und Klimaschutz, Bildung und Arbeit, Steuern und Abgaben. Einer der Vorschläge lautet, Wien nicht nur als Tourismus-, sondern auch als Produktionsstandort international zu bewerben. Zu den weiteren Forderungen zählen etwa die Reservierung freier Betriebsflächen für die Industrienutzung wie auch eine neu konzeptionierte Energiestrategie zur Risiko-Minimierung von Versorgungsunterbrechungen beziehungsweise -schwankungen.

Ehrlich-Adam empfahl außerdem eine Harmonisierung der verschiedenen Bundes- und Landesförderungen: „Warum alles kompliziert machen?“, fragte er. Eine Anpassung der Wiener Gebühren an die benachbarten Regionen würde außerdem Wettbewerbsnachteile und die Abwanderung von Betrieben verhindern.

Ulrike Baumgartner-Gabitzer, stellvertretende Spartenobfrau, forderte außerdem „klare und einfache Regelungen“: „Wir haben in Wien rund 560 Landesgesetze und Verordnungen mit rund 9.000 Paragrafen zu beachten. Bundesgesetze, EU-Richtlinien, nationale und internationale Normen sind dabei gar nicht berücksichtigt.“

Naturwissenschaften im Kindergarten-Alter gewollt

Einer der Schlüssel zum Erfolg sei außerdem das Thema Bildung, hieß es. 2015 konnten zum Beispiel 23 Prozent der Wiener Lehrbetriebe ihre offenen Lehrstellen nicht besetzen. Einerseits sei das Ausbildungsniveau der Bewerber zu gering gewesen, andererseits das Interesse am Absolvieren einer Lehre nur mangelhaft vorhanden. Diesem Fachkräftemangel müsse entgegen gesteuert werden, lautet die Kammerforderung - etwa durch das Festlegen verbindlicher Bildungsstandards, die alle Schüler mit Beendigung der Pflichtschule erreichen müssen. Überdies müsse die Lehre als attraktiver Berufsweg beworben werden.

Um die Wettbewerbsfähigkeit in einer vernetzten Welt herzustellen, sollte außerdem an Schulen ein Schwerpunkt auf Wirtschaft und Fremdsprachen gelegt werden, forderte Richard Kwizda, stellvertretender Spartenobmann.

Aussichtsreiche Zukunft liegt außerdem in technischen und naturwissenschaftlichen Fächern, prognostizierte Ehrlich-Adam. Wenn es nach ihm geht, so sollte der Nachwuchs bereits im Kindergarten-Alter mit diesem Materien vertraut gemacht werden. Was den Standort Wien betrifft, so könnte dieser eine Art Silicon Valley vertragen - nämlich in Form eines ausgebauten Technischen Universitäts (TU)-Campus mit Platz für Thinktanks und Start-ups, die Forschung, Technik und Wirtschaft in der Bundeshauptstadt beflügeln sollen.

Link: