Bezirkowitsch gibt Wahlkampf-Tipps

Mit dem Slogan „Fünfhaus, du Opfa, gib Stimme!“ hat Maximilian Zirkowitsch alias #bezirkowitsch bei der Wien-Wahl tausende Fans bekommen. Nun gibt der SPÖ-Politiker bei Satire-Lesungen und Performances Wahlkampf-Tipps.

Er wollte den 15. Bezirk in „Rudolfsheim Oida!“ umbenennen, Enten ansiedeln, um die Brunnenanlage am Meislmarkt aufzuwerten und hat Slogans wie „Taten Worte folgen lassen“ plakatiert. Trotzdem trat Maximilian Zirkowitsch offiziell für die SPÖ an, wenn auch nur auf Listenplatz 50 im Bezirk. „Ich bin für eine seriöse Partei angetreten, das macht den Unterschied zu Parodien von maschek und Co.“, so der 31-Jährige gegenüber wien.ORF.at

Satire in „seriöser Partei“

„Ich hab das Rad nicht neu erfunden, aber anscheinend Bedürfnisse befriedigt“, so Zirkowitsch. Neben 4.000 Fans auf Facebook brachte ihm sein Social-Media-Wahlkampf bei der Wien-Wahl in Rudolfsheim-Fünfhaus 362 Vorzugsstimmen ein. Mehr Stimmen innerhalb der SPÖ bekam nur Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal.

Für einen Einzug ins Bezirksparlament reichte es allerdings nicht. „Einer Bezirksvertretung, die Bezirkowitsch notwendig hat, hätte ich ohnehin nicht angehören können“, meinte er. Der Einladung der SPÖ-Sektion Odeonviertel, am Mittwoch im Rahmen einer regulären Sitzung aus seinen Texten zu lesen und über die Popularität von Satire zu diskutieren, folgte er jedoch. Er will der SPÖ auch „auf jeden Fall Wahlkampf-Tipps geben“.

Morddrohung nach Satirewerk

Zirkowitsch schreibt seit vielen Jahren für die Wiener Satire-Gruppe „Hydra“. So hielt er bereits zahlreiche Lesungen im In- und Ausland, zum Beispiel auf der Frankfurter Buchmesse. Mit „Hydra“ schrieb er etwa den Jahresrückblick „Rekord-Hitze & Jahrhundert-Winter: 2015 in Cartoons & Schlagzeilen“ sowie den Wien-Reiseführer „Wien wie es wirklich scheint“, der der Gruppe sogar eine Morddrohung eingebracht haben soll.

Veranstaltungshinweis:

Bezirkowitsch liest im Odeonviertel, Lesung und Diskussion, 3. Februar, 19.00 Uhr, Rotensterngasse 24, 1020 Wien

Denn in dem Reiseführer wurden die besten Anschlagssziele in Wien für Terroristen vorgestellt. „Das haben manche nicht lustig gefunden. In einem Internetforum wurde uns sogar mit Mord gedroht“, erzählt Zirkowitsch. Aktuell arbeitet er an einem österreichischen Höflichkeits- und Wertebuch. „Ein wichtiger Wert, der in der österreichischen Verfassung steht, ist etwa der Wert 13,7603.“ (Schilling-Euro-Wechselkurs)

Maximilian Zirkowitsch

Susanna Hofer

Zirkowitsch bereitet sich für die Bundespräsidentenwahl 2022 vor

WEGA-Einsatz und Lugner als Konkurrenten

Zirkowitsch „steht gerne vorne und ärgert andere Menschen.“ Kürzlich hielt er mit „Hydra“ und rund hundert Fans bei einem Stadtspaziergang eine Schweigeminute vor einer Wiener Zielpunkt-Filiale ab. „Dabei haben wir auch Grabkerzen angezündet. Es dauerte nicht lange, da kam die WEGA und fragte uns, was wir da machen.“

Zirkowitsch wäre auch gerne neuer Bundespräsident von Österreich geworden. Doch leider scheiterte er als Kandidat an der Altersvorgabe. Mit Richard Lugner hätte er es als Mitbewerber ohnehin nicht leicht gehabt. „Lugners Kampagne trägt meine Handschrift. Und er hat auch einen starken Bezug zum 15. Bezirk“ - mehr dazu in Lugner mit skurrilem Video „for president“.

Zirkowitsch möchte sich jedoch schon jetzt auf die Bundespräsidentenwahl 2022 vorbereiten. „Bedenkt man das Alter der aktuellen Kandidaten, ist es außerdem gut möglich, dass wir in zwei Jahren wieder Wahlen haben.“

„Politiker plakatieren Blödsinn“

Manchmal findet er seine eigene Satire langweilig, weil sie von der Realität übertroffen wird: „Denn ich habe Sujets von mir in ähnlicher Form schon bei anderen Politikern gefunden. Aber ich will diese Entwicklung doch nicht vorantreiben, sondern dazu anregen, innezuhalten und darauf aufmerksam machen, wie die Inhalte sich entwickelt haben. Das passiert ja schleichend. Politiker fangen nicht von einem auf den anderen Tag an, Blödsinn zu plakatieren.“

Zirkowitsch arbeitet hauptberuflich als Trainer für das Mauthausen Komitee Österreich, als Lektor an der Fachhochschule St. Pölten und als Sozialarbeiter. „Ich bin in der Flüchtlingshilfe tätig - etwa in einer Wohngemeinschaft für jugendliche und chronisch kranke Flüchtlinge“, so Zirkowitsch. Gerade bei der aktuellen Flüchtlingspolitik fällt es dem Sozialarbeiter schwer, mit Humor zu reagieren: „Aber Satire ist mir noch immer lieber, als bösartig zu werden und zu saufen.“

Florian Kobler, wien.ORF.at

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