Häupl: „Wien vor Terror nicht gefeit“

Schwarze Flagge über dem Rathaus, Polizei in erhöhter Alarmbereitschaft: Die Wiener Parteien verurteilen den Terror von Brüssel, sprechen von einem Angriff auf Europa. Dass auch Wien Ziel wird, sei nicht auszuschließen.

„Wir stehen an der Seite der Menschen in Brüssel, denn Gewalt kann niemals die Lösung sein. Unsere Anteilnahme gilt den Opfern und ihren Familien“, sagte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) in einer ersten Reaktion. Wien sei mit Brüssels Bürgermeister Yvan Mayeur in Kontakt und habe Hilfe angeboten. Ebenso stehe das Wien Büro in Brüssel für Unterstützung bereit.

„Keine hundertprozentige Sicherheit für Wien“

Stunden später schloss Häupl im Interview für „Wien heute" nicht einmal die Möglichkeit aus, dass es auch in Wien zu Anschlägen kommen könnte: „In Wirklichkeit kann man nicht einmal das tröstende Wort sagen: ‚Bei uns wird es das nicht geben.‘ Denn nicht einmal das können wir garantieren. Denn wenn bei der sehr hohen Präsenz an Sicherheitskräften in der höchsten Alarmstufe in Brüssel diese Attentate an zwei verschiedenen Stellen möglich sind, in der Brutalität, dann kann man heute nicht hergehen und sagen, ‚Wir können alle miteinander hundertprozentige Sicherheit versprechen.“

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Bürgermeister Michael Häupl in „Wien heute“

Hundertprozentige Sicherheit für Wien kann nach den Erfahrungen von Brüssel nicht versprochen werden.

Schwarze Flagge über dem Wiener Rathaus

Zutiefst schockiert äußerte sich auch Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou vom grünen Regierungspartner: „Die Angriffe von Brüssel sind Angriffe auf uns alle als Europäerinnen und Europäer. Unsere Gedanken sind bei den Familien und Angehörigen der Opfer.“ Werte wie Demokratie, Vielfalt und Freiheit würden nicht aufgegeben.

Das Wiener Rathaus ist als Zeichen der Trauer und des Mitgefühls mit den Angehörigen und Freunden jener Menschen, die bei den Terroranschlägen in Brüssel das Leben verloren haben, schwarz beflaggt.

Schwarze Flagge Wiener Rathaus

APA/Roland Schlager

Schwarze Flagge über dem Wiener Rathaus

Parteien einig: „Angriff auf Europa“

„In diesen traurigen Stunden gehört die Anteilnahme vor allem den betroffenen Familien und der Bevölkerung von Brüssel. Wien steht an der Seite dieser Menschen“, betonte auch Vizebürgermeister Johann Gudenus (FPÖ). Man dürfe dem Terror nicht weichen und die Staaten Europas müssten nun entschlossen handeln.

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 22.3.2016

Das forderte angesichts des Terrors auch die Wiener ÖVP: „Dieser erneute Angriff auf unsere Freiheit und die Demokratie erschüttert uns, wird uns aber umso mehr in unserer Grundhaltung und in der Verteidigung unserer europäischen Werte bestärken“, sagte der Chef der Wiener ÖVP, Gernot Blümel.

„Das ist ein gezielter Angriff auf unser gemeinsames Europa, auf die internationale Community dort, auf unsere Werte, auf unsere offene Gesellschaft und die Demokratie“, sagte NEOS Wien-Klubchefin Beate Meinl-Reisinger. Sie rief aber „gerade deshalb“ zur Besonnenheit auf: „Aus diesen Attentaten darf kein politisches Kleingeld geschlagen werden.“

Auch Schönborn appelliert an Besonnenheit

Kardinal Christoph Schönborn hat den Opfern und Angehörigen der Brüssel-Anschläge sein Mitgefühl ausgesprochen und zugleich „Besonnenheit und Entschlossenheit“ eingefordert. „Ich bete für alle Opfer. Der Hass darf bei uns nicht siegen!“, so der Wiener Erzbischof laut Kathpress.

Mit Brüssel hätten die Attentäter nicht nur die Menschen dieser Stadt, sondern Europa insgesamt getroffen. In dieser Bewährungsprobe der europäischen Wertegemeinschaft müsse man die richtigen Antworten auf das „abgrundtief Böse“ finden, das sich in den Anschlägen manifestiere.

Belgiens Botschafter: „Dramatischer Tag“

„Was jetzt passiert ist, ist grausam und schrecklich“, sagte Willem Van de Voorde, Botschafter von Belgien in Wien gegenüber „Wien heute“. Seine erste Reaktion war es, die Anschläge in Verbindung mit dem Terrorverdächtigen Salah Abdeslam in der Vorwoche zu bringen. Das seien sicher Gedanken, die durch die Köpfe sehr vieler Menschen gegangen sind. Es sei heute ein dramatischer Tag, aber auch ungeheuer wichtig, „unsere Gesellschaftsmodelle nicht ständig terrorisieren zu lassen“.

Willem Van de Voorde, Botschafter von Belgien, Wien

ORF

Willem Van de Voorde, Botschafter von Belgien in Wien

Wiener Polizei in erhöhter Alarmbereitschaft

Die Polizei betont, dass es für Wien keine konkrete Gefährdungslage gebe und auch keine konkreten Hinweise eingegangen seien, dass es ähnliche Anschläge wie in Brüssel auch in Wien geben könnte. Polizeisprecher Patrick Maierhofer: „Nichtsdestotrotz ist es so, dass die Wiener Polizei verstärkt im Einsatz ist, in erhöhter Alarmbereitschaft ist.“ Das betreffe nicht nur die Überwachung gewisser Objekte, sondern auch den öffentlichen Verkehr und den öffentlichen Raum.

In Brüssel war auch die Metro Ziel des Terrors. In Wien ist die Polizei auch in Kontakt mit den Wiener Linien. Die Polizisten seien angewiesen, verstärktes Augenmerk auf Personen und Gegenstände zu legen, so Maierhofer. Bei den ÖBB verwies man auf die bereits bestehenden sehr hohen Sicherheitsstandards. Derzeit gebe es „keinen Bedarf“, diese noch weiter zu verschärfen, man sei aber in engem Kontakt mit den Behörden, sagte eine Sprecherin. Auswirkungen auf den Fahrplan gibt es keine.

Polizist am Flughafen Wien-Schwechat

APA/Georg Hochmuth

Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen Wien-Schwechat erhöht

AUA mit kostenloser Umbuchung oder Storno

Die Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen in Wien-Schwechat wurden ebenfalls erhöht. So sind seit Dienstagfrüh mehr Polizisten „sowohl in Uniform als auch Beamte in Zivil“ unterwegs, sagte Markus Haindl von der Landespolizeidirektion NÖ. Der Einsatz geschieht in Abstimmung mit der Spezialeinheit Cobra. An den Personenkontrollen ändert sich nichts, da diese seit den Terroranschlägen in Paris bereits hoch sind. „Sie sind äußerst intensiv“, sagte Haindl.

Nach den Terroranschlägen in Brüssel waren am Dienstag insgesamt zehn Flüge zwischen Wien und Brüssel annuliert worden. Lufthansa und AUA bieten bis zum 28. März kostenlose Umbuchungsmöglichkeiten oder Storno an. Eine Maschine, die in der Früh bereits in der Luft war, wurde nach Frankfurt umgeleitet - mehr dazu in Terror: Flüge nach Brüssel gestrichen (noe.ORF.at). Am Mittwoch, den 23. März, fallen alle Flüge von Wien nach Brüssel aus. Insgesamt sind das zwölf Flüge.

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