Arzt tauschte Potenzmittel gegen Diebesgut

In einem Wiener Allgemeinmediziner sollen Einbrecher einen regelmäßigen Abnehmer für ihre gestohlenen Wertsachen gefunden haben. Im Gegenzug bekamen sie Drogen und - gefälschte - Potenzmittel. Der Prozess wurde vertagt.

89 Beutestücke - Smartphones, Laptops, Tablets, Schmuck, Uhren, Pelzmäntel und eine Jacke aus Pythonleder - wurden bei Hausdurchsuchungen in der Wohnung und in der Ordination des Arztes sichergestellt, der sich dafür nun am Freitag im Landesgericht verantworten musste. Da der Mann kein Geständnis ablegte, wurde die Verhandlung zur Ladung von Zeugen und Beischaffung von belastenden Telefonbändern auf unbestimmte Zeit vertagt.

Die Anklage lautete auf Hehlerei und Vergehen gegen das Anti-Doping-Gesetz. Der praktische Arzt hatte - so das Ergebnis langwieriger Ermittlungen - engen und regen Kontakt zu einer algerischen Tätergruppe, die auf Einbruchsdiebstähle spezialisiert und bundesweit tätig war. Immer wieder riefen die Kriminellen den Mediziner an und boten ihm ihr Diebesgut an. Der Arzt betrieb neben seiner Praxis mit sechs weiteren Mitarbeitern ein Friseurgeschäft und einen Handyshop.

Belastende Telefonprotokolle

Vor Gericht bestritt der Angeklagte, bewusst gestohlene Elektroartikel entgegengenommen zu haben, obwohl fast die Hälfte der bei ihm beschlagnahmten Gegenstände konkreten Diebstählen zugeordnet werden können. Obendrein wird er von den Ergebnissen einer richterlich genehmigten Telefonüberwachung massiv belastet. Der Arzt erklärte allerdings, er habe die Wertsachen in seiner Wohnung „für ein Geschäft ums Eck eingelagert“.

Laut Telefonprotokoll war der Angeklagte als „Arzt, der alles kauft und verkauft“ bekannt. Seine Lieferanten bezahlte er allerdings nicht mit Bargeld, sondern - so der Vorwurf von Staatsanwalt Filip Trebuch - indem er ihnen Potenzmittel und vom Anti-Doping-Gesetz umfasste Präparate wie Testosteron überließ.

Bezahlung mit gefälschtem Viagra

Der Clou an der Sache: Das Viagra, das die Kriminellen bekamen, stammte aus Ägypten und China und war großteils gefälscht. Auch die Drogenersatzpräparate, die er seinen teilweise suchgiftabhängigen Lieferanten manchmal verschrieb, stießen bei diesen nicht gerade auf Begeisterung. Einer beschwerte sich in einem von der Polizei abgehörten Telefonat, man bekomme beim Angeklagten „Psychopharmaka, die verrückt machen“.

In Bezug auf die Potenzmittel - neben Viagra hatte der Arzt auch Cialis im Angebot - erklärte der Allgemeinmediziner dem Richter, er habe diese deshalb ohne Rezept hergegeben, weil die betreffenden Abnehmer allesamt aus dem arabischen Kulturkreis stammten: „Die arabischen Männer schämen sich in der Apotheke.“ Daher habe er ihnen „Ärztemuster“ überlassen bzw. geschenkt: „Ich bin ein sozialer Mensch.“ Dass es sich um keine Originalpräparate handelte, sei ihm entgangen: „Ich habe das immer angeschaut. Ich habe keinen Gedanken gehabt, dass es eine Fälschung war.“