Kleinkind aus Fenster gestürzt

Ein knapp zweijähriges Kind ist am Mittwochabend in Wien-Floridsdorf aus einem Fenster im dritten Stock gestürzt. Der Bub landete auf eine Terrasse im ersten Stock, er schwebt weiterhin in Lebensgefahr.

„Der Zustand des Kindes ist noch immer kritisch“, sagte Christoph Mierau, Sprecher des Wiener Krankenanstaltenverbundes, am Donnerstag. Der Bub, der im Sommer zwei Jahre alt wird, war in einem unbeobachteten Moment aus einem Fenster in einer Wohnung im Karl-Seitz-Hof in der Jedleseer Straße gestürzt.

Karl-Seitz-Hof

ORF/Lukas Lattinger

Der Bub stürzte aus einem Fenster im dritten Stock

Terrasse verhinderte tieferen Fall

Die Eltern wollten laut Polizei gerade mit ihren beiden Kindern die Wohnung verlassen. Beim Fertigmachen verloren der 28-Jährige und die 21-Jährige den Kleinen offenbar für kurze Zeit aus den Augen. Er lief ins Wohnzimmer und kletterte über eine Couch auf die Fensterbank.

„Nach Angaben der Eltern sind immer alle Fenster geschlossen, wenn die Kinder in der Wohnung sind. Zum Zeitpunkt des Unglücks war aber doch eines offen“, sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger. Das Kind landete auf einer Terrasse auf Höhe des ersten Stocks, die einen noch tieferen Fall verhinderte.

Bis zu drei tote Kinder pro Jahr

Etwa alle drei Wochen stürzt ein Kind in Österreich aus einem nicht gesicherten oder geöffneten Fenster. Bis zu drei Kinder sterben jährlich an den Folgen dieser Unfälle, warnte das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).

„Schon ein Sturz aus dem Erdgeschoß kann zu lebensgefährlichen Wirbelsäulen- und Schädelverletzungen führen. Alleine im Vorjahr wurden in Österreich zwei Kinder durch Fensterstürze getötet und elf Kinder zum Teil schwerst verletzt“, sagte KFV-Direktor Othmar Thann. Besonders gefährdet seien Zwei- bis Vierjährige. In diesem Alter nehmen Schnelligkeit und Geschicklichkeit der Kinder stark zu, die Eltern unterschätzten dies oft.

Wie Fensterstürze vermieden werden können

„Bei Fenstern sind Fenstersicherungen zum Absperren zu empfehlen“, sagte Gabriele Lerche, stellvertretender Chefärztin der Johanniter, die das Kind am Mittwoch ins Spital brachten. Grundsätzlich solle man Kleinkinder nie unbeaufsichtigt lassen, schon gar nicht, wenn Fenster geöffnet sind. Eltern sollten darauf achten, dass keine Sessel, Sofas und Ähnliches vor dem Fenster stehen.

Im Fall eines Fenstersturzes sollten Angehörige sofort den Notruf 144 anrufen und gleich danach durch Ansprechen und Berühren prüfen, ob das Kind bei Bewusstsein ist. Ist es ansprechbar und klagt über Schmerzen, sollte es möglichst liegen gelassen und beruhigt werden. Eine Decke schützt vor dem Auskühlen. Wenn das Kind bewusstlos ist, soll man die Atmung überprüfen. Ist keine normale Atmung vorhanden, sollte sofort mit der Wiederbelebung - im Wechsel 30 Herzdruckmassagen gefolgt von zwei Beatmungen - begonnen werden. So lange reanimieren bis die Rettung eintrifft. Wenn das Kind bewusstlos ist und atmet, legt man es in die stabile Seitenlage.

„Eltern sind im Alltag sehr gefordert, einerseits sollen sie den Bewegungs- und Entdeckerdrang der Kinder nicht einschränken, anderseits müssen sie auf deren Sicherheit achten“, sagte Lerche. Sie empfiehlt das Erlernen von Erste-Hilfe-Maßnahmen. Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) verunglückt alle 13 Minuten ein Kind in der elterlichen Wohnung.