930 Euro pro Jahr für Nachhilfe in Wien

Bis zu 110 Mio. Euro geben Eltern in Österreich pro Jahr für Nachhilfe aus, 37 Mio. allein in Wien. Rund 230.000 Kindern brauchen laut Arbeiterkammer (AK) Nachhilfe. Präsident Kaske fordert erneut mehr Ganztagsschulen.

930 Euro zahlen Eltern Wiener Schulkinder pro Jahr und Kind im Schnitt für Nachhilfe. Österreichweit sind es 720 Euro. Vor allem in den Fächern Mathematik, Englisch und Deutsch ist der Förderbedarf am größten. Vielen berufstätigen Eltern fehlt die Zeit, um mit den Kindern zu üben oder sie sind überfordert und müssen auf teure Nachhilfelehrer zurückgreifen. Das Lernen in der Schule komme zu kurz, kritisiert Kaske: „Ich halte es für einen Wahnsinn, dass rund 110 Millionen für Nachhilfe ausgegeben werden müssen.“

37 Millionen für Nachhilfe in Wien

AK-Nachhilfebarometer:

Ifes-Befragung unter österreichweit 3.141 Haushalten mit 5.432 Schulkindern von Ende Februar bis Anfang April 2016. In Wien wurden 381 Familien mit 615 Schulkindern befragt. Zahlen für 2015 aus einer Ifes-Befragung unter österreichweit 3.347 Haushalten mit Schulkindern im Zeitraum März/April 2015.

Bis zu 57 Euro pro Stunde kostet ein Nachhilfelehrer in Wien. Laut AK bekommen im laufenden Schuljahr 61.000 Kinder Nachhilfe, praktisch genausoviele wie im Vorjahr. Davon bekommen 39.000 Kinder bezahlte Nachhilfe, 24.000 bekommen Gratisnachhilfe, das sind um 4.000 mehr als 2014, vor dem Start der Wiener Gratisnachhilfe. 8.000 Kinder hätten auch Nachhilfe gebraucht, aber keine bekommen, was im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um 2.000 Kinder ausmacht.

Mit anderen Worten: Das Angebot der Gratisnachhilfe wirke sich in Wien positiv aus, so die Arbeiterkammer. Insgesamt ist das Angebot gleichbleibend höher, in der Volksschule und in der Neuen Mittelschule sogar weiter gestiegen. Von der Gratisnachhilfe profitieren derzeit 15.000 Volksschulkinder und über 9.000 Schülerinnen und Schüler der Unterstufe. Kaske: „Und vor allem Dingen ist es für Familien, deren Budget ein sehr geringes ist, eine gelungene Aktion.“

Ein weiterer positiver Aspekt in Wien ist demnach, dass es hier mehr Nachmittagsbetreuung gibt. Sie liegt in Wien bei einem Anteil von 33 Prozent, österreichweit aber nur bei 20 Prozent.

Förderunterricht senkt Nachhilfebedarf

Zum Unterschied von Restösterreich ist in Wien der Anteil der Kinder, mit denen Eltern täglich lernen müssen, niedriger. In Wien sind es 21 Prozent, in Österreich 26 Prozent. Außerdem wird 35 Prozent der Kinder regelmäßiger Förderunterricht an der Schule angeboten, österreichweit mit 33 Prozent knapp weniger. Regelmäßiger Förderunterricht senkt aber laut AK den Bedarf an bezahlter Nachhilfe.

Besonders stark sinkt der Bedarf an bezahlter Nachhilfe bei einer Kombination aus verschränkter Ganztagesschule und regelmäßigem Förderunterricht. Vier Prozent der Ganztagesschüler mit regelmäßigem Förderunterricht brauchen bezahlte Nachhilfe, aber 14 Prozent der Ganztagesschüler ohne regelmäßigen Förderunterricht.

Erneute Forderung nach Ganztagesbetreuung

Als Konsequenz aus dem Nachhilfebarometer fordert die AK einmal mehr eine hochwertige Ganztagsbetreuung, regelmäßigen Förderunterricht und eine neue Schulfinanzierung nach einem Chancen-Index – also mehr Mittel für Schulen mit vielen Kindern, die nicht von den Eltern beim Lernen unterstützt werden können. „Lernen und Üben müssen in der Schule stattfinden. Weder die Eltern noch die Nachhilfeinstitute sollen die grundlegende Aufgabe der Schule übernehmen“, so AK-Präsident Rudi Kaske.

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