Verschärftes Gesetz: Weniger Dealer in U6

Seit Juni erleichtert eine Gesetzesnovelle der Polizei, Dealer festzunehmen. Seitdem sei es gelungen „ein sozial verträgliches Straßenbild herzustellen“, so Wiens Polizeipräsident. Einige Drogenhändler dürften nur aber ausgewichen sein.

Der „Wien heute“-Lokalaugenschein zeigt: Entlang der U6 sind mutmaßliche Drogendealer kaum mehr sichtbar, auf der Donauinsel sind sie sie genauso aus dem Straßenbild verschwunden wie am Praterstern. Diesen Eindruck teilt auch die Polizei: „Unser Ziel war es - gerade um die U6 - wieder ein sozial verträgliches Straßenbild herzustellen. Das ist uns gelungen“, so Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl im „Wien heute“-Interview.

Rund 9.200 Personen wurden im Zuge der Schwerpunktaktionen der Polizei seit Anfang Juni kontrolliert, 300 wurden wegen Suchtmitteldelikten festgenommen. Insgesamt gab es 2.000 Anzeigen, teilweise schon in den ersten Tagen nach Inkrafttreten der Novelle - mehr dazu in Drogendealer-Schwerpunkt: Elf Männer in Haft.

Polizei U6 Drogen 6er

ORF

Die Polizei will wieder ein „sozial verträgliches Straßenbild“ hergestellt haben

„Verdrängung wird es immer geben“

Von den Hotspots wie der U6 oder dem Praterstern haben sich die Dealer deshalb zurückgezogen, ist Pürstl überzeugt: „Die Dealer haben natürlich gewusst, dass die Novelle kommt. Dennoch waren sie von der massiven Präsenz der Polizei überrascht.“

Sendungshinweis

„Wien heute“, 2. August, 19 Uhr
ORF 2, danach in der ORF TVthek

Dass sich Drogenhändler einfach andere Orte suchen, um ihren Geschäften nachzugehen, will der Polizeipräsident nicht ausschließen. „Verdrängung wird es immer geben“, sagte er. Allerdings habe es keine massiven Häufungen mehr gegeben. Und wenn es Hinweise aus der Bevölkerung gebe, gehe man diesen nach und schreite auch „entschieden“ ein. Pürstl glaubt, dass zudem viele Dealer das Land inzwischen verlassen hätten: „Im öffentlichen Raum ist der Drogenhandel jedenfalls zurückgegangen“, zeigte er sich überzeugt.

Straßenbahnlinien 6 und 18 als Ausweichorte?

Anrainer wollen allerdings etwa verstärkten Handel in den Straßenbahnlinien 6 oder 18 wahrgenommen haben, die nur ein paar Meter von der U6 entfernt sind. Hier sollen Dealer angeblich derzeit vermehrt ihren illegalen Geschäften nachgehen. Pürstl will das so nicht bestätigen.

Immer noch seien jedenfalls vermehrt Polizeikräfte im Einsatz, sowohl die Polizei als auch die Sucht- und Drogenkoordination der Stadt Wien würden ein engmaschiges Monitoring betreiben. „Wir schauen: Wo halten sich Dealer auf, wo halten sich Konsumenten auf. Und der Lage angepasst setzen wir dann auch Schwerpunktaktionen“, so Pürstl.

Polizei U6 Drogen 6er

ORF

Anrainer orten eine Verlagerung in die Straßenbahnlinien 6 und 18

Viele Festgenommene in Untersuchungshaft

In den Gefängnissen macht sich das neue Gesetz ebenfalls bemerkbar. Rund drei Viertel der festgenommenen mutmaßlichen Dealer ist in Untersuchungshaft gekommen - wegen Tatbegehungs- und Fluchtgefahr. Denn bis zu 90 Prozent der Verdächtigen sind Asylwerber aus Afrika.

Links: