„Der Beobachter“: Riesengemälde von oben

Auf einer Liegenschaft in Neu Marx in Wien-Landstraße ist ein Riesengemälde entstanden: Rund eineinhalb Monate hat der Künstler Golif das Bild „Der Beobachter“ gestaltet. Gute Blicke darauf sind aber nur von oben möglich.

Das schwarz-weiße Gesicht eines Riesen, der mit ernstem Blick nach oben schaut - mit Farbrollen und Farbsprühgeräten hat Golif rund sechs Wochen lang auf der 30.000 Quadratmeter großen Fläche das Gemälde „Der Beobachter“ gestaltet. Gut zu erkennen ist das Werk aufgrund der Größe von etwa sechs Fußballfeldern nur per Foto, Video oder Flugzeug - oder für die Mitarbeiter der Wiener Stadtwerke und von T-Mobile, die in angrenzenden Hochhäusern ihre Büros haben.

Kunstwerk "Der Beobachter" in Neu Marx

APA/Dieter Brasch

4.920 kg Farbe verwendet

Insgesamt wurden für das Projekt 2.880 kg „Beobachter W“ (weiß) und 2.040 kg „Beobachter S“ (schwarz), also gesamt 4.920 kg Farbe, geliefert. Golif hat im Juni sein Studium an der Universität für Angewandte Kunst abgeschlossen. Er lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Wien.

„Es geht darum, Dinge aus der Distanz und aus der Nähe zu betrachten“, erklärte Golif bei der Werkpräsentation am Mittwoch: „Es gibt zwei Ebenen: Einerseits befindet man sich in so einer surrealen Schwarz-Weiß-Landschaft. Andererseits kann man aus der Entfernung das klare Sujet eines Gesichts sehen.“

Wobei sich der Künstler in seinen Arbeiten immer wieder mit der Erweiterung des Menschen durch technische Hilfsmittel beschäftigt und somit die gesamte Erfassung des „Beobachters“ durch Zuhilfenahme etwa von Google Earth gewollt ist.

Zwischennutzung für Künstler

„Der Beobachter“ ist eines von mehreren Zwischennutzungsprojekten in Neu Marx. Im Rahmen der Projektentwicklung für das Areal führt die WSE Wiener Standortentwicklung einen städtebaulichen wettbewerblichen Dialog mit dem Titel „Neu Marx gemeinsam gestalten“ durch.

Mit dem Bild entstand ein Video, das eine Geschichte rund um den Entstehungsprozess des „Beobachters“ erzählt. Im Video bedient sich Golif verschiedener Hilfsmittel, um dem riesigen Platz Herr zu werden. Unter anderem baute er einen Rennwagen und einen Panzer aus Karton. Die Fahrzeuge nutzte der Künstler um den Platz zu bemalen.

Das gesamte Projekt ist frei finanziert und kommt ohne Förderungen aus. Ermöglicht wurde die Realisierung durch den Einsatz vieler freiwilliger Helfer. Zum Kunstwerk findet in der KMG ART Gallery (Mariahilfer Straße 103, 1060 Wien) ab 1. September eine Ausstellung unter dem Titel "GOLIF observed“ statt.

Büros und Wohnungen geplant

Auf dem Areal werden in einigen Jahren je zur Hälfte Büros und Wohnungen entstehen, wie Wien-Holding-Chefin Sigrid Oblak bekräftigte: „Wir sind gerade dabei, den städtebaulichen Rahmenplan zu machen, damit wir wissen, wie die Gebäudeausformungen ausschauen werden und wie hoch die Häuser werden können.“ Geteilt werde die Fläche wohl durch einen breiten Grünstreifen. Oblak hofft, dass 2017 die Flächenwidmung startet und Anfang 2019 mit ersten Bauaktivitäten begonnen werden kann.

Nähere Pläne gibt es auch für die daneben liegende und denkmalgeschützte Rinderhalle. Sie wird derzeit immer wieder für Konzerte genutzt, womit aber laut Oblak bald Schluss sein soll. Denn die Halle soll großteils Start-ups eine Heimat bieten, der Beginn der Ansiedlung sei für Mitte bis Ende 2017 geplant. Denn der befristete Vertrag mit dem Eventveranstalter laufe mit Ende Juni 2017 aus.

Öffentlich zugänglich soll die eindrucksvolle Konstruktion aber dennoch bleiben. „Geplant ist, dass größere und kleinere Häuschen innerhalb des Flugdaches - die Halle ist ja kein geschlossenes Gebäude - eingebaut werden und zwischen diesen Häuschen wird Tag und Nacht eine öffentliche Durchgängigkeit möglich sein“, versprach Oblak. Im vorderen Hallenbereich werde es zudem Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten geben.

Absiedlung von „Globe“ noch unklar

Ob das äußerst erfolgreiche Theaterprojekt „Globe“ von Michael Niavarani ebenfalls absiedeln muss, sei noch nicht fix. Hier gebe es noch Gespräche, ob man die Sache nicht in das künftige Konzept integrieren könne, hieß es am Mittwoch. Das „Globe“-Theater wurde vor knapp zwei Jahren mit „Richard III.“ eröffnet, das Investment „von der ersten Idee bis zur letzten Vorstellung“ wurde von Niavarani damals auf 1,3 Mio. Euro beziffert - mehr dazu in Niavarani: Neues Theater für „Richard III.“ (wien.ORF.at; 30.9.2014).

Bild als Symbol gegen aggressive Autofahrer

Im Vorjahr gestaltete Golif ein Monumentalbild auf einer ausrangierten Lagerhalle in Rudolfsheim-Fünfhaus. Ein „sichtbares Symbol gegen aggressive Autofahrer“ sollte damit gesetzt werden - mehr dazu in Bild gegen Aggression bei Autofahrten (wien.ORF.at; 18.3.2015).

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