Plüschtiere mit kontaktloser Bezahlfunktion

Von Führerschein, e-Card bis zur Londoner Oyster Card: Die Liesinger Firma Austria Card produziert jährlich 60 Millionen Plastikkarten. Derzeit entwickelt sie ein kontaktloses Bezahlsystem - etwa mit Plüschtieren.

Videoüberwachung, Personenschleusen, Vier-Augen-Prinzip, ein Verbot von Handys, Internet, Foto- und Filmkameras in den Produktionshallen, ein eigenes Sicherheitsteam, das vor Cyber-Attacken schützt: Das Firmengebäude von Austria Card in der Lamezanstraße in Liesing gilt als Hochsicherheitszentrale.

Etwa 60 Millionen Karten jährlich

Rund 300 Mitarbeiter arbeiten dort. Gemeinsam mit dem Standort in Bukarest produziert die Firma jährlich circa 60 Millionen Karten, darunter Bankomat- und Kreditkarten für über 300 Banken weltweit, die österreichische e-Card, Personalausweise für die nigerianische Regierung oder die die berühmte Londoner Oyster Card. Doch längst sind neue Produkte in Entwicklung, die sich mit kontaktlosem Bezahlen und dem Faktor Sicherheit befassen sollen.

„Welcher Formfaktor sich schlussendlich durchsetzt, ist für die Austria Card kein Thema – wir verkaufen nicht Plastik, sondern Sicherheit“, so Austria-Card-Sprecher Igor Pejic gegenüber wien.ORF.at. Eines der Produkte ist ein Aufkleber mit integriertem Chip und Antenne, der am Handy, auf der Geldtasche und an weiteren Gegenständen angebracht werden kann, um damit kontaktlos zu bezahlen.

Information:

Near Field Communication (kurz: NFC) ist ein internationaler Übertragungsstandard zum kontaktlosen Austausch von Daten.

Eine andere Form der Bezahlung ist mit Plüschmaskottchen. Dabei handelt es sich um eine Art Schlüsselanhänger in Form eines kleinen Plüschtieres, in welches ein Chip mit Kontaktlosantenne eingebaut ist. Damit kann so wie mit Armbändern, Schlüsselanhänger, oder Kontaktloskarten mittels NFC (Near Field Communication) bezahlt werden.

Identitätsbestätigung in Social Media

Doch das Einsatzgebiet soll sich erweitern. Die neuen Entwicklungen dienen vor allem der Sicherheit und kann als Verifizierung der Person eingesetzt werden. So kann man die Bankomatkarte an das NFC-fähige Smartphone halten und damit beispielweise Anmeldungen in Social-Media-Profile bestätigen. Diese waren bislang größtenteils nur mit Username und Passwort gesichert. Die Bankkarte wäre deshalb das geeignete Mittel zur Zwei-Faktor-Authentifizierung, da die meisten Menschen sie immer bei sich führen.

Austria Card ist Mitglied der FIDO-Allianz, die unter anderem von Google und PayPal gestartet wurde, nachdem bei Hackerangriffen mehrfach sensible Login-Daten gestohlen wurden. Bei Facebook ist es deshalb bereits möglich mit der Smartphone-App oder per SMS einen Bestätigungscode zu erhalten. Unlängst erhielt das Liesinger Unternehmen eine FIDO-Zertifizierung für Bankkarten, also können Nutzer demnächst auch mit ihrer Bankkarte ihre Identität online am Smartphone oder Tablet verifizieren.

Zusätzliches Produkt zu älteren Technologien

Bankkarten wären im Grunde nichts anderes als Minicomputer, erklärt Sprecher Igor Pejic. Im Unternehmen wird die Hardware produziert, also der Kartenkörper, aber genauso entwickelt man im Süden Wiens das Betriebssystem sowie die Applikationen. Das speziell dafür entwickelte Betriebssystem ACOS ist ein geschlossenes System und bietet zusätzliche Sicherheit.

Bei Austria Card geht man nicht davon aus, dass ihr Produkt andere Technologien ersetzt. Vielmehr wird es als zusätzliches Instrument gesehen. Gegenüber wien.ORF.at heißt es: „Die Magnetstreifenkarte hat das Bargeld nicht abgelöst und die Chipkarte hat weder Cash, noch die Magnetstreifenkarte abgelöst - zumindest bis dato. Selbst Schecks werden noch produziert und als Zahlungsmittel akzeptiert.“

Das gleiche Prinzip ist auch bei derzeitigen Produkten zu sehen, erklärt man auf Anfrage. Trotz einer starken Nachfrage nach kontaktlosen Stickern oder Armbändern gab es keine nachteiligen Auswirkungen auf die Anzahl der Kartenbesitzer. Ähnliches erwartet man beim Smartphone, da dieses trotz vieler Vor- auch Nachteile hat. Eine der größten Schwierigkeiten ist, dass es auf Reisen häufig noch keine Kontaktlos-Technologie gibt. Auch die Frage was passiert, wenn das Mobiltelefon nicht verfügbar ist, bleibt offen.

Link: