Ausstellung zeigt Armut in Ottakring

Die Ausstellung „HILFE! Armut in der Vorstadt!“ geht in die Verlängerung. Aufgrund des Andrangs läuft sie noch bis 9. November. Heute soll eine Kuratorenführung über die Not im Ottakring des frühen 20. Jahrhunderts aufklären.

Vor etwa hundert Jahren war Wien noch weit davon entfernt, die Stadt mit der höchsten Lebensqualität zu sein. Durch die Industrialisierung vorangetrieben bildeten sich Elendsviertel am Stadtrand. Um die Jahrhundertwende wuchs Ottakring zum bevölkerungsreichsten Bezirk Wiens heran - geprägt von Armut und Wohnungsnot. Eine Sonderausstellung im Ottakringer Bezirksmuseum widmet sich sozialen Interventionen gegen den „moralischen Verfall“, die zu dieser Zeit entstanden.

"Negerdörfl"

Ottakringer Bezirksmuseum

Kinder in der Barackensiedlung zwischen Gablenzgasse und Koppstraße

„Wiener Settlement“ und „Negerdörfl“

Dokumente, Fotografien und Zeitungsausschnitte zeugen von dem privaten Sozialverein „Wiener Settlement“, der sich vorwiegend um die Betreuung von Straßenkindern und die Weiterbildung von Müttern kümmerte. Gegründet wurde der Verein 1901 von der Frauenrechtlerin Marie Lang. Der Verein bestand mit einer Unterbrechung durch den Nationalsozialismus bis 2004. Die Ausstellung zeigt auch eine Puppe und ein Interview mit deren Besitzerin, die als Kind im „Wiener Settlement“ betreut wurde.

Die Notstandssiedlung zwischen der Koppstraße und der Gablenzgasse wurde 1911 errichtet und trug den abwertenden Spitznamen „Negerdörfl“. Sie entwickelte sich schnell zum Schmelztiegel für diverse Ethnien des Habsburgerreichs, doch Afrikaner lebten Anfang des 20. Jahrhunderts dort keine. Im Ottakringer Bezirksmuseum kann der Grundriss der Barackensiedlung betrachtet werden. Außerdem wird ein Interview mit einem ehmaligen Bewohner des erst 1952 abgerissenen Notstandsprojekts gezeigt.

"Negerdörfl"

Ottakringer Bezirksmuseum

Das so genannte „Negerdörfl“ bot ein Heim für die Ärmsten der Gesellschaft

Gymnasiasten an Ausstellung beteiligt

Außerdem wird bei der Ausstellung ein raumwissenschaftliches Projekt von Schülern und Schülerinnen des Gymnasiums GRG 16, Maroltingergasse präsentiert, das in Zusammenarbeit mit dem Bruno Kreisky-Archiv im Rahmen der Initiative Sparkling Science entstand. Gezeigt wird ein dreidimensionaler Fantasieplan des 16. Bezirks im Stil einer „mappa mundi“. Darin eingezeichnet sind das Gymnasium, die Barackensiedlung und das Haus, in dem das „Wiener Settlement“ stationiert war als Ottakringer Sozialräume.

Veranstaltungshinweis:

Kuratorenführung zur Ausstellung „HILFE! Armut in der Vorstadt!“ am 15. September, 19.00 Uhr, Bezirksmuseum Ottakring, Richard-Wagner-Platz 19b, 1160 Wien, Eintritt frei.

Die Schüler und Schülerinnen, die die Karte erstellten, geben auch Führungen durch die Ausstellung und erklären ihre Arbeitsweise. Im Anschluss an eine dieser Gymnasiastentouren findet am Donnerstag eine kostenlose Führung gehalten von den Kuratorinnen Heidi Niederkofler und Elke Rajal statt, bei der großer Andrang erwartet wird. Die Museumsräume sind ansonsten jeden Donnerstagnachmittag (16.00 - 19.00 Uhr) und Sonntagvormittag (10.00 - 12.00 Uhr) noch bis 6. November bei freiem Eintritt geöffnet.

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