Das Grauslige und das Grindige

Voodoo Jürgens wird mittlerweile mit Bands wie Bilderbuch und Wanda in einem Atemzug genannt. Der Tullner hat sich innerhalb eines Jahres vom Geheimtipp zum Star gemausert. Seine Texte feiern das Grauslige und das Grindige.

Wiener Grind - so heißt das Genre, dem sich Voodoo Jürgens zugehörig fühlt. Der 32-jährige Tullner wird schon lange unter Musikkennern als Geheimtipp gefeiert. Seit Jahren tourt er durch Österreichs Tschocherln, Branntweiner und Beisln, mal mit Band, mal solo. Früher spielte er für Hutgeld. Im Sommer eröffnete er das Popfest am Karlsplatz und unlängst trat er gemeinsam mit Eva Billisich in der Sendung „Willkommen Österreich“ auf ORF 1 auf. Heute füllt er den Club Flex mit seinem schludrigen Dialektpop.

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Voodoo Jürgens im Strizzi-Look für sein Video „Gitti“

Mit Dialekt feinere Bilder zeichnen

„I hab ja jahrelang englisch g’sungen“, sagt Voodoo Jürgens im „Wien heute“-Interview in seinem Stammcafe, dem verrauchten Cafe Weidinger. „Im Dialekt oder halt jetzt im Wienerischen kann ich mich besser ausdrücken und kann einfach noch feiner Situationen beschreiben, als wie’s mir jetzt zum Beispiel im Englischen oder auch im Hochdeutschen möglich wär. Da liegt der Reiz einfach dran, da wirklich ganz genaue Bilder zu zeichnen mit Worten.“

Die Bilder, die Jürgens mit seinen Texten zeichnet sind nicht immer schön. Bei seinen beiden Hit-Songs „Gitti“ und „Heite grob ma Tote aus“ geht es sogar recht wüst zu. Missgünstiges Raunzen und über Leichen zu gehen, das sind Themen, die Voodoo Jürgens beschäftigen und die er mit altbackenen Wiener Floskeln aufarbeitet. „Es ist schon was, was mich interessiert, das Grauslige, das Grindige, wo Leute gemein sind oder unfair. Das sind so Lebenssituationen, die ich gern in meinen Liedern beschreib“, so der Musiker.

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Voodoo Jürgens als Unterwelt-König in der Wiener Kanalisation

Würde gern in Filmen mitspielen

Damit ist er von der Tradition des Kabarett nicht weit entfernt. Das erkannte auch Eva Billisich und nahm die Single „Gitti“ mit ihm auf. Dennoch sieht sich der Künstler nicht als Kabarettist. Schauspielen würde er aber schon. „Was ich mir vorstellen kann wär in einem Film mal mitzuspielen, weil das immer schon was g’wesen ist, was mich interessieren würd, aber so richtig Kabarett ist glaub ich nicht so mein Fall“, so der Musiker.

Voodoo Jürgens: „Meister des Grindigen“

Voodoo Jürgens sagt in „Wien heute“ von sich selbst, dass er das „Grindige“ mag. Und er singt darüber. Sehr erfolgreich.

In seinen Musikvideos konnte Voodoo Jürgens sein Schauspieltalent bereits unter Beweis stellen. Im Musik-Video zu „Heite grob ma Tote aus“ spielt er einen tanzenden Unterweltkönig in der Wiener Kanalisation und in „Gitti“ tritt er in einer Doppelrolle als „Freindin“ die „Gitti“ ihre Beziehung madig machen will und als „Rickerl“, der als Schürzenjäger im Strizzilook ein Herz nach dem anderen bricht.

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Für die Kamera wirft sich Voodoo Jürgens auch gern in Schale

Wiener Krimi-Jargon als Albumtitel

Beide Lieder können auf seinem Debut-Album „Ansa Woar“ nachgehört werden, das er Freitagabend im Flex präsentierte. Hinter dem Namen steckt erneut Jürgens Gespür für das Wienerische, das mitunter an den Krimiautoren Wolf Haas erinnert. „Ich hab’s eigentlich ursprünglich abgeleitet vom Zigarettenschmuggel, da gibt’s die Ansa, die Zweia und die Dreia Woar. Die Dreia Woar, da sind irgendwie so die Autoreifen reing’schnitten und die kann ma eher ned rauchen. Ansa Woar heißt, sie schmeckt wie die unsrigen“, erklärt Voodoo Jürgens und lacht.

Theresa Loibl, wien.ORF.at

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