140.000 Beratungen in 20 Jahren Frauennotruf

Von der Krisenintervention bis zum Gerichtsverfahren: Seit 20 Jahren hilft der Frauennotruf der Stadt Wien rund um die Uhr. Mehr als 140.000 Beratungskontakte wurden verzeichnet - immer häufiger auch wegen psychischer Gewalt.

Rund 120.000 Beratungen wurden per Telefon durchgeführt, etwa 16.000 Frauen wandten sich persönlich an den Notruf und und etwas mehr als 4.000 Frauen nutzten das Online-Angebot. Der Frauennotruf ist kostenlos und auf Wunsch auch anonym. „Wir hören ganz wertfrei zu und lassen uns schildern, was passiert ist und fragen nach. Jede Geschichte, jede Frau ist anders“, sagte Barbara Michalek, Leiterin des Notrufs im „Wien heute“-Interview.

Das Angebot reicht von Soforthilfe und Krisenintervention über die Begleitung zur polizeilichen Anzeige oder zum Gerichtsverfahren bis zur Untersuchung im Krankenhaus.

Frauennotruf Wien

ORF

Beim Frauennotruf arbeiten Expertinnen aus allen Fachgebieten

Unterstützung für Opfer psychischer Gewalt

Dabei geht es schon lange nicht mehr nur um physische und sexualisierte Gewalt. Viele Frauen seien auch von psychischer Gewalt betroffen, so Michalek. Der häufigste Grund, sich Hilfe zu holen, sei über die Jahre hinweg zwar immer noch Gewalt durch den Partner oder ehemaligen Partner. „Wir haben einen überdurchschnittlichen Zuwachs beim Thema psychische Gewalt. Stalking, also verfolgen, nachstellen und bedrohen, aber auch bei Psychoterror wie etwa Beschimpfungen, Isolation, Demütigungen oder Verbote.“

Frauennotruf

24-Stunden-Notruf: 01/71 71 9
Der 24-Stunden Frauennotruf ist Anlaufstelle für alle Frauen und Mädchen ab 14 Jahren, die von sexualisierter, körperlicher und/oder psychischer Gewalt betroffen sind oder Gewalt in der Vergangenheit erfahren haben.

„Die Gewaltformen und dass durch Gewalt immer durch den Täter Macht ausgeübt wird, bleibt immer gleich“, sagte Michalek. Was jedoch auffällig sei: Gerade im Bereich Soziale Medien ändern sich die Mittel, mit denen Gewalt ausgeführt wird. "Neue Technologien, aber auch Geräte wie das Handy sind dazugekommen. Gerade sexistische Übergriffe im Internet würden sich stark auf die psychische Gesundheit von Frauen auswirken. Cybermobbing wird auch bei Kindern immer mehr zum Problem - mehr dazu in „Die möwe“ warnt vor Cyber-Mobbing.

Michalek

ORF

Notruf-Leiterin Barbara Michalek berichtet von steigender psychischer Gewalt

Immer mehr Frauen suchen Hilfe

Immer mehr Frauen wenden sich an den Notruf: 2015 verzeichnete man 8.775 Beratungen von Opfern von Gewalt oder Angehörigen. Das sind um 220 Beratungen mehr als im Jahr zuvor. Schon in den vergangenen Jahren hat sich die Zahl stetig nach oben entwickelt - mehr dazu in Frauennotruf: 8.500 Beratungen im Vorjahr.

Studiogespräch: Leiterin Frauennotruf

Die Leiterin des Frauennotrufs Barbara Michalek berichtet im Gespräch mit Elisabeth Vogel von immer mehr Opfern psychischer Gewalt.

Das Team besteht aus Psychologinnen, Sozialarbeiterinnen und Juristinnen. Die Beraterinnen sind rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr für Frauen und Mädchen ab 14 Jahren da, die von Gewalt betroffen sind. Auch Angehörige sowie Freundinnen oder Bekannte können sich an den Notruf wenden. Die Beratungen finden in sechs Sprachen statt, 2015 wurden doppelt so viele fremdsprachige Beratungen durchgeführt als im Jahr zuvor.

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