Mafia-Prozess: Angeklagte frei

Eine Angeklagte in einem Prozess gegen eine Bande, die Schutzgeld erpresst und zahlreiche andere Straftaten begangen haben soll, ist am Donnerstag auf freien Fuß gesetzt worden. Die Frau saß neun Monate in Untersuchungshaft.

„Der hohe Senat hat Augenmaß bewiesen. Meine Mandantin ist erleichtert, dass sie jetzt Weihnachten mit ihrer Familie verbringen kann“, sagte der Anwalt der Frau, Philipp Wolm. Er hatte einen Enthaftungsantrag gestellt und damit argumentiert, dass bei seiner Mandantin die Dauer der Inhaftierung mittlerweile unangemessen und die bisher angenommene Tatbegehungsgefahr gegen gelindere Mittel zu subsumieren sei.

Das Gericht schloss sich dem nach eingehender Beratung an. Die Frau wurde gegen Gelöbnis auf freien Fuß gesetzt. Sie sicherte zu, jeden Kontakt zu den anderen Angeklagten zu meiden, einer Arbeit nachzugehen, allfällige Adressänderungen bekannt zu geben und die Ermittlungen nicht zu erschweren.

Mafia Prozess

APA/Herbert Neubauer

Strenge Sicherheitsvorkehrungen beim Prozess

Nächster Verhandlungstermin am 10. Jänner

Die Frau hatte in einem Lokal, das der Bande um Edin D. (38) alias „Edo“ Schutzgeld bezahlt haben soll, auf Wunsch des mutmaßlichen Banden-Bosses gearbeitet und soll die Zahlungen an diesen weitergeleitet haben. Die übrigen sechs Angeklagten bleiben bis zum nächsten Verhandlungstermin in Haft. Dieser wurde auf 10. Jänner anberaumt, wo ein weiterer wichtiger Zeuge gehört werden soll. Der Mann hatte „Edo“ im Ermittlungsverfahren hinsichtlich angeblicher Drogen-Geschäfte belastet.

Laut Anklage soll „Edo“ sieben geleaste Sattelschlepper Richtung Balkan verschoben haben. Drei von ihnen wurden in Montenegro von der Polizei beschlagnahmt, weil der Käufer in den Augen von „Edo“ zu spät zum Übergabeort erschien. Als Kompensation musste dieser dem 38-Jährigen laut Anklage 50 Kilogramm Cannabiskraut in die Bundeshauptstadt liefern, das in einer Wohnung auf der Wieden gebunkert und angeblich laufend verkauft wurde. Bei einer Hausdurchsuchung konnten hinter einer Holzverkleidung noch 15 Kilogramm sichergestellt werden.

Prozess unter besonderem Schutz

Im Prozess gegen eine mutmaßlich mafiöse Bande, die unter anderem Schutzgelderpressungen begangen haben soll, hat am Dienstag der Hauptzeuge ausgesagt: „Ich weiß, dass sie jedes Lokal auf der Ottakringer Straße erpressen wollten.“ - mehr dazu in Mafia-Prozess: „Sie wollten jeden erpressen“.

Sieben Angeklagte sollen eine auf Schutzgelderpressung spezialisierte Mafia-Bande gebildet haben. Sie standen am Montagunter massiven Sicherheitsvorkehrungen vor Gericht. Auf Zeugen wurde ein „Kopfgeld“ ausgesetzt - mehr dazu in „Kopfgeld“-Drohung bei Mafia-Prozess.