Neue Herausforderungen für Programmkinos

Die erhöhte Mehrwertsteuer und das immer größer werdende Streaming-Angebot im Internet stellt die Programmkinos vor Herausforderungen. Um neues Publikum zu gewinnen, findet am Freitag die „Lange Nacht der Programmkinos“ statt.

Die Programmkinos müssen auf das starke Filmangebot im Internet, etwa durch Streaming-Dienste, reagieren, sagt Michael Stejskal vom Votivkino. „Die Digitalisierung hatte ja zur Folge, dass das Angebot an Filmen gerade auch im Arthaus-Kinobereich gestiegen ist. Ich glaube, wir sind sehr stark darin gefordert, unseren Zuschauern Orientierung zu geben und unseren Zuschauern nur das Beste vorzusetzen.“ Rund jeder zehnte Kinobesucher sieht sich einen Film im Programmkino an.

Neue Förderungen überlebenswichtig

Finanziell kämpfen die Kinos außerdem mit der auf 13 Prozent erhöhten Mehrwertsteuer auf Eintrittskarten. „Die Mehrwertssteuererhöhung einfach an das Publikum weiterzugeben funktioniert nicht so einfach. Die Preissensibilisierung ist sehr hoch und wenn man zu teuer ist, bleiben die Zuschauer weg“, so Stejskal.

Aktivisten in der Votivkirche

APA/MICHAEL GRUBER/EXPA

Jeder zehnte Kinobesucher sieht sich einen Film im Programmkino an

Von der Politik wünschen sich die Programmkinobetreiber deshalb, „dass man die bestehenden Förderungen finanziell an die Inflationsrate anpasst.“ Und auch neue Förderungen seien notwendig, um kleineren Kinos das Überleben zu ermöglichen.

Mehrere Vorpremieren bei „Langer Nacht“

Bei der Langen Nacht der Programmkinos am Freitag können bei freiem Eintritt anspruchsvolle Filme geschaut werden. Österreichweit wirken 15 Kinos mit, in Wien sind es fünf. Was ursprünglich von einer Interessensgemeinschaft zur Forcierung der Digitalisierung ins Leben gerufen wurde, ist nun Einladung an all jene, „die das Arthauskino noch nicht ganz für sich entdeckt haben und zugleich ein kleines Dankeschön an die vielen StammbesucherInnen“. So lädt das Votivkino zu einem Werkstattgespräch mit Stefan Ruzowitzky anlässlich seines neuen Films „Die Hölle“.

Vorpremiere feiert in Wien unter anderem das Liebesdrama „Tanna“ (Filmcasino), das vom australischen Filmemacher-Duo Martin Butler und Bentley Dean auf der gleichnamigen Südseeinsel gedreht wurde und auf der Shortlist für den Auslands-Oscar steht. Vor ihren regulären Kinostarts sind auch französischsprachige Arbeiten zu sehen: Im Votivkino läuft Olivier Assayas’ starbesetztes Mystery-Drama „Personal Shopper“ mit Kristen Stewart, im dazugehörigen De France Paul Verhoevens mit zwei Golden Globes ausgezeichneter Thriller „Elle“ mit Isabelle Huppert.

Stadtkino Wien muss 150.000 Euro einsparen

In besonderen finanziellen Nöten ist unterdessen das Wiener Stadtkino, eines der ältesten Kinos Wiens. 150.000 Euro sollen in diesem Jahr eingespart werden, um das Aus des Kinos und des angeschlossenen Verleihs abzuwenden, bestätigte Stadtkino-Leiter Claus Philipp einen Bericht des „profil“. Die Nebenspielstätte des Kinos, das Filmhaus Kino am Spittelberg, ist bereits seit 1. Jänner geschlossen.

2013 übersiedelte das Kino vom Schwarzenbergplatz ins Künstlerhaus am Karlsplatz. Im Jahr 2015, so Philipp, kam dann einiges zusammen: Wegen notwendiger Reparaturen - Filmprojektor, elektrischer Vorhang und die Tonanlage mussten ersetzt werden - „mussten wir 120.000 Euro aus dem Nichts aufstellen“. Und der erfolgreichste Film im Verleih, der auf heimisches und internationales Autorenkino setzt, war Constantin Wulffs Doku „Wie die anderen“ mit rund 10.000 Zuschauern. „Das ist für diesen Film sensationell, reicht für uns aber letztlich auf Basis einer dünnen Subvention nicht aus“, beklagte Philipp.

311.000 Euro Betriebssubvention erhält das Stadtkino jährlich von der Stadt Wien. Auch für 2017 habe man diese Summe nach Vorlage eines „überzeugenden Sanierungskonzepts“ inklusive Kündigungen und Schließungen zugesagt, hieß es aus der Kulturabteilung der Stadt. Philipp selbst gab sich optimistisch: „Wenn der Sparplan greift - und daran zweifle ich nicht, weil wir wirklich harte, auch für mich schmerzliche Maßnahmen setzen -, dann droht nicht das Aus.“ Die verlängerte Sommerpause zwischen Juni und Oktober sei aber nicht dem Sparplan, sondern dem laufenden Umbau inklusive der Dachsanierung des Künstlerhauses geschuldet.

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