Neuer Vorhabensbericht zu Julius Meinl

Seit zehn Jahren wird gegen den heimischen Banker Julius Meinl V. ermittelt - bisher ohne Ergebnis. Jetzt tut sich laut „Kurier“ eine Nebenfront auf. Ein neuer Vorhabensbericht der Staatsanwaltschaft liegt derzeit im Justizministerium.

Die Staatsanwaltschaft wirft Meinl demnach Untreue gegenüber der Meinl Bank vor. Er soll die Privatbank mit Detektivkosten um 862.422 Euro geschädigt haben, so der „Kurier“ (Wochenendausgabe). Die Bank soll das Geld 2009 und 2010 in mehreren Teilbeträgen an ein Wiener Detektivbüro bezahlt haben. Sechs Detektive waren dem Zeitungsbericht zufolge als Security für Meinl im Einsatz und sicherten das Landgut der Familie im steirischen Pöllau.

Es drohen ein bis zehn Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft will den Angaben zufolge Meinl als Anstifter und seinen Ex-Vorstand anklagen - es gilt die Unschuldsvermutung. Wegen der Prominenz des Bankers entscheide das Justizministerium, ob tatsächlich Anklage erhoben werde, heißt es im „Kurier“. „Es ist richtig, dass ein Vorhabensbericht bei uns in der zuständigen Fachabteilung liegt“, bestätigte Ressortmediensprecherin Britta Tichy-Martin am Montag.

Staatsanwaltschaft: Detektivkosten Privatsache

Die Staatsanwaltschaft meine, die Detektivkosten seien Privatsache und hätten von Meinl selbst bezahlt werden müssen, nicht von der Bank. Die Ansicht der Ermittler: „Eine objektivierte Gefährdung des Lic. Oec. Meinl war nicht festzustellen“, heißt es laut „Kurier“ im Abschlussbericht der SOKO Meinl. Es seien keine Dokumentationen oder Fotos vorgelegt worden, die eine „Gefährdungslage“ bewiesen.

Meinls Anwälte konterten der Zeitung zufolge im abgelehnten Antrag auf Einstellung des Verfahrens, wie derartige Fotos denn aussehen sollten und ob der potenzielle Entführer erst von Sicherheitsleuten fotografiert werden müsse, damit eine Gefährdungslage stichhaltig belegt werden könne.

Häme und Hass nach kurzer U-Haft 2009

Im April 2009 war der britische Staatsbürger Meinl als Aufsichtsratschef der Meinl Bank wegen Fluchtgefahr kurz in U-Haft, kam aber gleich am nächsten Tag gegen eine Kaution von 100 Mio. Euro frei - mehr dazu in Häme, Hass und Aufrufe zu Gewalt in Internetforen waren die Folge. Fürchten Unternehmen um die Sicherheit ihrer Aufsichtsräte oder Manager im Zusammenhang mit deren beruflicher Tätigkeit, werden Security-Kosten dem Bericht zufolge üblicherweise von der Firma bezahlt.

In den Hauptermittlungen gegen Meinl und andere Ex-Verantwortliche geht es um die frühere Meinl-Immobilienfirma Meinl European Land (MEL), bei der zigtausende Kleinanleger Geld verloren haben. Es geht um den Verdacht des schweren Betrugs, der Untreue sowie der Kursmanipulation. Die Beschuldigten haben die Vorwürfe bisher stets vehement zurückgewiesen, es gilt die Unschuldsvermutung. Die U-Haft-Kaution erhielt Meinl im Vorjahr zur Gänze zurück - mehr dazu in Meinl bekommt restliche Kaution zurück.