Israels Bunker: Nutzung abseits der Gefahr

Die über ganz Israel verteilten Schutzbunker werden nicht nur in akuten Gefahrenzeiten genutzt, sondern fast täglich. Wie sie zweckentfremdet werden, zeigt jetzt eine Ausstellung im Jüdischen Museum Wien bis 8. Oktober.

Die Architektur ist zwar kühl und höchst funktional gehalten, dennoch sind die Bunker von Leben erfüllt, zeigen die Fotos von Adam Reynolds. „Bunker! Architektur des Überlebens“ lautet der Titel der Ausstellung im Museum auf dem Judenplatz, die ab Dienstag zu sehen ist.

So sieht man auf den meist großformatigen Bildern von Reynolds nicht nur weiße Wände, Betonschluchten und kaltes Licht, sondern vielfältige Gestaltungen. Einmal ist es ein Tanzstudio, das eingerichtet wurde und in dem sich Frauen gerade in Bewegung befinden. Auf einem anderen Foto ist ein Proberaum zu sehen, in dunkelroten Farben gehalten, Monitorboxen am Boden verteilt und ein verwaistes Schlagzeug am Rand als Zeuge vom hier erklungenen Sound.

Schutzräume als „Teil der israelischen Realität"

„Anzeichen für diese Schutzbunker gibt es überall in Israel“, erläuterte Reynolds, der sich bereits während seiner Zeit an der Kunstschule für das Thema zu interessieren begann. „Besonders die alternativen Nutzungen waren für mich spannend. Entstanden ist so nicht nur ein geografischer, sondern auch demografischer Überblick.“

Bunker Nachbau Ausstellung

Adam Reynolds

Diesen Nachbau eines Bunkers in Haifa kann man auf der Ausstellung besichtigen

Laut dem israelischen Zivilschutzgesetz von 1951 muss jeder Einwohner des Landes Zugang zu einem Bunker haben. Kein Wunder also, dass diese überall anzutreffen sind. Aufgrund des ohnehin knappen Platzes werden sie aber nicht nur in akuten Gefahrenzeiten genutzt. „Das ist etwas typisch Jüdisches: Selbst aus der Bedrohung noch das Beste rauszuholen“, sagte Museumsdirektorin Danielle Spera. „Die Schutzräume sind Teil der israelischen Realität. Hier ist ein eigener Kosmos abgebildet“, so Spera.

Veranstaltungshinweis

„Bunker! Architektur des Überlebens“, 6. Juni bis 8. Oktober im Museum Judenplatz.

Sontag bis Donnerstag, 10.00 bis 18.00 Uhr, Freitag bis 17.00 Uhr geöffnet.

Installation zeigt Bunkernachbau

Eine Besonderheit stellt sicherlich das Foto eines Bunkers in der Knesset dar, das eher zufällig entstanden ist. „Mein Hebräisch ist sehr schlecht“, schmunzelte Reynolds. So habe er zwar angefragt, den Bunker fotografieren zu dürfen, allerdings habe sein Gegenüber etwas anderes verstanden. „Als ich dann dort war, hat es trotzdem geklappt.“

Neben den auf drei Räume aufgeteilten Fotografien hat Reynolds für die Schau in Wien außerdem eine Installation angefertigt: Rohre an der Decke, eine schwarze Couch und ein großformatiges Poster einer idyllischen Insel ergeben gemeinsam die Nachbildung eines Schutzraumes der Universität Haifa.

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