Angewandte-Leistungsschau in Alter Post

Auf die Besucher von „The Essence“ - der Jahresausstellung der Universität für angewandte Kunst - warten Positionen aus 27 Bereichen in den weitläufigen Räumen und Gängen der Alten Post in Wien.

Die Jahresausstellung der Universität für angewandte Kunst hat wie üblich viel zu bieten: vom kleinteiligen Sammelsurium bis zur bereits erprobten Kunstvermittlungsapp. Verteilt auf das Erd- und Obergeschoss, wurde bis zur letzten Minute vor der abendlichen Eröffnung an den Projekten gewerkt, an der richtigen Präsentation und Verknüpfung der Ideen.

Angewandte Jahresaustellung

Erli Grünzweil

Die Arbeit „Venus Transit“ aus dem Kurs „Angewandte Fotografie Ziegelböck“

Polstertüren als Sitzbänke

Bestens beobachten ließ sich das etwa bei der Klasse für Social Design, die sich ganz dem Re- und Upcycling verschrieben hat. Zig ausrangierte Gegenstände aus der Post sammeln sich hier auf engstem Raum, von zur Sitzbank umfunktionierten Polstertüren bis zum zerlegten Heizkörper.

Veranstaltungshinweis:

„The Essence 2017“, Jahresausstellung der Universität für angewandte Kunst, von 28. Juni bis 11. Juli in der Alten Post, Dominikanerbastei 11, 1010 Wien. Di-Sa von 14-18 Uhr, Do von 14-21 Uhr

Nur wenige Schritte weiter begegnet man „Architekturentwurf 1 bis 3“: Hier soll heuer nicht zuletzt den Modellen wieder zu ihrem Recht verholfen werden, wobei die detaillierten Gebilde - unter anderem mehrere Ansichten der Hofburg sowie des Heldenplatzes inklusive künstlerisch-architektonischer Interventionen - auch eine digitale Aufwertung erfahren. Mittels Augmented Reality erhalten sie auf Tablets Zusatzinformationen, die in Echtzeit auf die Videoansicht projiziert werden. So können zweidimensionale Entwürfe schon zum 3D-Gebäude wachsen.

Angewandte Jahresaustellung

Grafik Design Angewandte

„Die Neutralen“ treten nicht für die Nationalratswahl an

„Jein für die Zukunft“

Sehr gesellschaftspolitisch hat die Klasse Grafik Design von Oliver Kartak ihre Arbeiten angelegt. Ausgangspunkt war der Hashtag #createdonthate, mit dem man Vertreter der Kreativindustrie aufrufen will, sich gegen Extremismus einzusetzen. „Damit wollen wir solche Arbeiten viral im Netz sichtbar machen“, betonte Kartak. Seine Studenten haben sich dem Thema etwa mittels einer fiktiven Partei („Die Neutralen“) gewidmet, die sich für die anstehende Nationalratswahl klar zwischen den Stühlen positioniert: „Wir schlöffnen neue Wege“ oder „Ein Jein für die Zukunft“ heißt es da auf entsprechenden Plakaten.

„Die Arbeiten unserer Studierenden kratzen nicht an ästhetisierenden Oberflächen“, heißt es passend dazu von Angewandte-Rektor Gerald Bast im Begleittext zu „The Essence“. „Sie gehen unter die Haut; sie stellen kognitive und intuitive Verbindungen oft ganz neuer Art her; sie produzieren Mehrwert jenseits ökonomischer Dimensionen, obwohl viele unserer Absolventen - vielleicht auch wegen dieser Haltung - auf den diversen Kunst-, Architektur- und Designmärkten höchst erfolgreich sind.“

Angewandte Jahresaustellung

Dennis Schiaroli

Arbeit aus dem Active Public Space Kepos

Vielfältigkeit der Ausdrucksweisen

Die Vielfältigkeit der Herangehens- und Ausdrucksweisen wird jedenfalls deutlich herausgearbeitet. Egal, ob bei der Beschäftigung mit Internet, Darknet und Whitenet durch drei Abteilungen des Instituts für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung, bei der nicht nur Netzwerke im physischen Sinn geknüpft werden sollen, sondern auch die Funktionsweise des Darknet ziemlich anschaulich illustriert wird.

Oder bei der heuer bereits im Bank Austria Kunstforum für die Georgia-O’Keeffe-Ausstellung erprobte Vermittlungsapp „Eye to Ear“ für blinde und sehbehinderte Menschen - die Projekte offenbaren stets Überraschungspotenzial. Nur eines sind sie nicht: nebenbei zu konsumieren. Zeit sollte man für „The Essence“ also mitbringen.

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