Heftige Debatte um Fotomuseum

Derzeit wird heftig über die Errichtung eines Fotomuseums in Wien diskutiert. Die derzeitige Aufbewahrung der Fotosammlung des Bundes bezeichnete Kulturminister Thomas Drozda als „eher beschämend und nicht professionell“.

Peter Coeln, Wiener Sammler und Leiter der Wiener Galerien WestLicht und OstLicht machte dem Bund ein Angebot: Er würde der Republik seine private Sammlung schenken und ihr die Sammlung OstLicht zum Buchwert überlassen. Der Gesamtbestand umfasst etwa 120.000 Fotografien, rund 22.000 Bücher und Apparate, darunter die erste kommerziell hergestellte Kamera von Susse Freres aus dem Jahre 1839. Voraussetzung: Eine eigene Institution für Fotografie, also ein eigenes Museum.

Er könne sich auch vorstellen, die vorhandene Infrastruktur wie Kontakte und Know-how der Galerie WestLicht, das etwa jährlich die Ausstellung „World Press Photo“ zeigt, in ein zu schaffendes Fotomuseum zu integrieren, so Coeln. Damit fügt er einer laufenden Diskussion um die mögliche Schaffung eines Fotomuseums eine weitere Facette hinzu.

Westlicht Galerie Leica

ORF.at/Sonja Ryzienski

„WestLicht“-Leiter Peter Coeln möchte seine Sammlung dem Bund vermachen

Starke Kritik an Lagerung der Bestände in Salzburg

Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) hatte eine Debatte über den zukünftigen Umgang mit den fotografischen Sammlungen des Bundes und ein mögliches eigenes Fotomuseum vor Kurzem selbst eröffnet. Und zwar aufgrund der derzeitigen Lagerung der Fotobestände des Bundes in Salzburg, die vom Museum der Moderne verwaltet werden.

Diese kritisiert Drozda stark: „Dass man mit wichtigen Kunstwerken so umgeht, hatte ich nicht erwartet. Wenn man sich ansieht, wie die Bestände bisher teilweise gelagert wurden, ist das eher beschämend und nicht professionell“, sagte Drozda gegenüber der APA. Er fände die Idee eines zentralen Archivs richtig und notwendig. Er ist grundsätzlich für ein Fotomuseum, möchte sich aber noch nicht festlegen. Momentan lässt er verschiedene Optionen prüfen: ein eigenes Museum, Dezentralisierung oder eine Stiftungslösung.

Entscheidung wohl erst nach der Wahl

Als nächsten Schritt wird es am 2. August im Kulturministerium eine öffentliche Diskussion mit nationalen und internationalen Experten, wie etwa Thomas Seelig, Direktor des Fotomuseums Winthertur, Ingo Taubhor von den Hamburger Deichtorhallen oder Christiane Kuhlmann vom Museum der Moderne Salzburg, geben. Auf eine endgültige Entscheidung wird man jedoch wohl bis nach der Nationalratswahl warten müssen.

Auf Druck will Drozda aber ohnehin nichts unternehmen: Sollte das Expertengremium entscheiden, dass der Ist-Zustand die beste Lösung ist, „soll mir das auch Recht sein“.

Kulturminister Thomas Drozda bei der Pressekonferenz

APA/Herbert Pfarrhofer

Kulturminister Thomas Drozda will ein eigenes Fotomuseum schaffen

Albertina-Direktor gegen eigenes Fotomuseum

In Salzburg schrillen unterdessen bei der Erwähnung eines zentralen Archivs die Alarmglocken. Landesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) zeigte sich besorgt über den Verbleib der Fotosammlung des Bundes in Salzburg. Er befürchtete, dass das fast 10.000 Werke umfassende Konvolut aus Salzburg abgezogen und nach Wien übersiedelt werden könnte.

Dezidiert gegen ein Fotomuseum sprach sich unterdessen Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder vor kurzem im ORF-„Kulturmontag“ aus. Er verwies darauf, dass international keine Fotomuseen mehr gegründet würden, das sich Kunstmuseen mittlerweile ihre eigenen Foto-Sammlungen aufgebaut hätten.

Foto-Sammlungen in Bundesmuseen

Auch die Bundesmuseen verfügen über eigene Foto-Sammlungen: Die Sammlung der Albertina umfasst circa 100.000 Objekte. Ein besonderes Werk der früheren Zeit ist etwa die Serie über die Ostalpen mit dem Zentrum Großglockner (1863) von Gustav Jägermayer. Das Belvedere verfügt zwar über keine geschlossene Sammlung, hat aber 4.014 Fotografien im Besitz, die sich in unterschiedlichen Sammlungsbereichen befinden.

Die Österreichische Nationalbibliothek ist mit knapp 12 000 000 Objekten, laut Angaben des Hauses die größte Dokumentationstelle historischer und zeitgenössischer Fotografie in Österreich ist. Weitere große Foto-Sammlungen haben das Weltmuseum Wien, das Theatermuseum, das MAK (Museum für angewandte Kunst), das Naturhistorische Museum (NHM), das Technische Museum und die besagte Fotosammlung des Bundes.

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