Blimlinger geht: „Persönliche Gründe“

Der Neubauer Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger tritt nach 16 Jahren im Amt zurück. Er gehe „aus persönlichen Gründen“, sagte der Grüne bei einer Pressekonferenz am Vormittag. Zudem sei es Zeit für einen Generationswechsel.

„Ich denke, dass es Zeit ist für einen Generationenwechsel, und werde mein Amt mit Ende November niederlegen“, bestätigte Blimlinger am Mittwoch in einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz diesbezügliche Medienberichte. Mit parteiinternen Querelen habe sein Rückzug nichts zu tun, versicherte der scheidende Vorsteher. Er werde die Grünen im Wahlkampf weiterhin mit aller Kraft unterstützen.

Blimlinger und Reiter bei Pressekonferenz zum Rücktritt

APA/Karolin Pernegger

In einer Pressekonferenz erklärte Blimlinger (l.) seine Beweggründe

Seine Entscheidung sei bereits im Frühjahr dieses Jahres gefallen, so der 60-Jährige: „Ich habe vor neun Jahren eine schwere Erkrankung gehabt, das ist alles gutgegangen, der einzige Nachteil jetzt ist, dass ich schlecht höre.“

Neunerhaus-Chef Reiter als Nachfolger

Nachfolger wird Markus Reiter, derzeit Geschäftsführer der Sozialeinrichtung Neunerhaus. Blimlinger, der im Jänner seinen 60. Geburtstag feierte, freute sich, sein Amt in „äußerst kompetente und verlässliche Hände“ übergeben zu können.

Markus Reiter, Geschäftsführer neunerhaus

Sabine Hauswirth

Markus Reiter folgt Blimlinger

Reiter ist seit 1989 bei den Grünen und seit 2001 als Bezirksrat und Vorsitzender der Sozialkommission in Neubau aktiv. „Ich nehme das Vertrauen meiner grünen BezirksratskollegInnen, die mich zum Nachfolger von Thomas Blimlinger gewählt haben, sehr gerne an", schrieb er in einer Aussendung.

"Bis zur offiziellen Wahl Ende November bin ich mit voller Kraft Neunerhaus-Geschäftsführer. Danach freue ich mich darauf, gemeinsam mit den Neubauerinnen und Neubauern den Bezirk zu gestalten.“

„Marlboro-Man“ aus Neubau

Blimlinger steht Neubau seit 2001 vor. Damals schaffte es der „Marlboro-Man“ aus Neubau, wie er auf der Website seiner Partei immer noch genannt wird, die Grünen erstmals in ihrer Geschichte als stimmenstärkste Partei aus einer Bezirksvertretungswahl hervorgehen zu lassen. 32,55 Prozent lautete das Ergebnis, das ihm den ersten Bezirksvorsteherposten, den die Grünen jemals in Wien innehatten, sicherte.

Blimlinger gelang es in den Folgejahren, Neubau als grüne Hochburg zu stabilisieren bzw. auszubauen: 2006 legten die Grünen im siebenten Bezirk deutlich auf 43,26 Prozent zu, 2010 waren es sogar 45,44 Prozent. Beim letzten Urnengang 2015 kamen die Grünen immer noch auf respektable 41,02 Prozent.

Kritik an „dämlichen“ Wahlplakaten seiner Partei

Seine Rolle als Bezirkschef legte der vormalige Trafikant durchaus streitbar an. Im Interesse des eigenen Bezirks scheute er zuweilen auch nicht den Konflikt mit der eigenen Partei im Rathaus - beispielsweise bei der Umgestaltung der Mariahilfer Straße in eine Fußgänger- und Begegnungszone, als er in der Debatte über neue Verkehrskonzepte und Busrouten mit Parteifreundin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou nicht immer einer Meinung war.

Thomas Blimlinger

ORF

Thomas Blimlinger war der erste Bezirkschef der Grünen

Äußerst kritisch beurteilte Blimlinger außerdem die „dämlichen“ Wahlkampfplakate der Grünen bei der Wien-Wahl 2015, als er meinte: „Ich habe mehr Zeit verbracht, den Leuten unsere Plakate zu erklären, als über Politik zu reden.“ Auch in seiner Rückzugspressekonferenz mahnte er - gefragt nach seinem Erfolgsgeheimnis - von seinen Parteifreunden „mehr Offenheit zu nicht grün-affinen Menschen“ ein. Zumindest nach seinem Abschied will sich Blimlinger aber offenbar mehr zurücknehmen: „Ich hoffe, ich werde nicht zu einem Ex-Bezirksvorsteher, der seinem Nachfolger das Leben schwermacht.“

Öffnung Stiftskaserne nicht durchgesetzt

Unerfüllt blieb hingegen der Wunsch nach Öffnung der Stiftskaserne. Blimlinger wollte dort ein Stadtquartier mit Wohnungen sowie Bildungs- und Kultureinrichtungen schaffen. Vor allem aber setzte sich der Grüne dafür ein, den 20.000 Quadratmeter großen Innenhof für die Bevölkerung zugänglich zu machen und damit im dicht verbauten siebenten Bezirk mehr Grünraum zu schaffen. Ein großes Projekt für seinen Nachfolger bleibe die U2-Station Kirchengasse, so Blimlinger.

Trafik des Vaters übernommen

Aktiv bei den Neubauer Grünen war Blimlinger, geboren am 9. Jänner 1957, schon viele Jahre vor seiner Kür zum „Bezirkskaiser“. Nach seinem Engagement rund um die Hainburg-Besetzung ergatterte er 1991 erstmals ein Mandat im Bezirksparlament. 1996 wurde er Klubobmann der Neubauer Grünen.

Von 1992 bis 1998 war er außerdem Bundesfinanzreferent und Mitglied des Bundesvorstands der Grünen. Eine Aufgabe, für die er durchaus die notwendige Kompetenz mitbrachte - immerhin studierte Blimlinger Volkswirtschaft, wobei er seinen „gelernten Beruf“ nie ausübte. Schon zu Studienzeiten übernahm er die Trafik seiner Vaters am Siebensternplatz.