Software aus Wien gegen Terror

Ein Wiener Start-up-Unternehmen hat es sich zum Ziel gemacht, Behörden mit einer Anti-Terror-Software zu unterstützen. Sie soll Attentate verhindern. Anlass dafür war der Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt vor knapp einem Jahr.

„In Europa haben wir kleine Geheimdienste. Sie haben zu wenig Ressourcen und zu viel Arbeit. Wenn sie neben ihrer normalen Arbeit auch noch neue, innovative Technologien entwickeln sollen, dann wird man den Anschluss verpassen“, sagte Robert Wesley von Kivu Technologies gegenüber der ZIB2.

Das Start up entwickelte eine Netzwerk-Analyseplattform, die große Datenmengen in kurzer Zeit verarbeiten und übersichtlich darstellen kann. Getestet hat das Team seine Software mit frei zugänglicher Onlinepropaganda der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Würden Behörden die Software verwenden, könnten sie auch ihnen verfügbare Daten einspeisen.

Software soll digitale Vernetzungen aufspüren

Anis Amri, der mit einem Lkw in einen Weihnachtsmarkt raste und zwölf Menschen tötete sowie 67 verletzte, hatte sich 2016 schon in einem Handyvideo zur Terrormiliz IS bekannt. Aus heutiger Sicht bemerkenswert daran ist, dass die deutschen Behörden keine Ahnung hatten, wo sich Amri befindet. Erst nach und nach wurde bekannt, dass der junge Tunesier den Behörden wohl bekannt war und Verbindungen zu anderen Extremisten und dem IS unterhielt.

Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt

DPA/Michael Kappeler

Zwölf Tote und 67 Verletzte bei Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Berlin 2016

Die Wiener Software soll helfen, genau solche Vernetzungen aufzudecken, bevor ein potentieller Attentäter zuschlagen kann. Christian Weichselbaum, Software Ingenieur bei Kivu Technologies: „Aus unserer Sicht kann ich sagen, dass wir den Behörden auf jeden Fall mit unserem System helfen können, mit weniger Daten das Maximum rauszuholen. Aber ich kann jetzt persönlich nicht sagen, was die Behörde an Daten braucht.“

Es gibt mehrere Bedenken

Dass Sicherheitsbehörden heute vor der Herausforderung stehen, dass sie zu viele Daten haben, bestätigte der Terrorismus-Experte Peter Neumann. Er bezweifelte aber, dass es möglich sein kann, potentielle Attentäter herauszufiltern: „Das liegt fundamental daran, dass Terrorismus ein sehr seltenes Ereignis ist. Auch wenn es uns häufig vorkommt, ist es selten.“ Neumann sieht die Gefahr, dass die Software sehr viele Falschalarme produzieren wird. Die Behörden müssten sich dann die Frage stellen, ob es überhaupt Sinn macht, die Software zu verwenden oder ob es nur von der wirklichen Spurensuche ablenkt.

Software gegen Terror

Ein Wiener Unternehmen hat eine Software, die helfen soll, terroristische Vernetzungen aufzudecken, bevor es zu einem Attentat kommt.

Die Terroristen-Jagd per Computerprogramm wirft aber auch rechtliche Fragen auf. Eine Software könne und dürfe keine Entscheidungen treffen, erklärt der IT-Jurist Nikolaus Forgó. Wenn jemand verhaftet, verurteilt oder eingesperrt wird, gilt der Grundsatz, dass dies von Menschen entschieden worden ist.

1,8 Millionen Euro Startkapital

Das Wiener Start up hat 1,8 Millionen Euro Anschub-Finanzierung von Investoren bekommen. Ob das Programm eingekauft wird, wird wohl auch davon abhängen, wie groß die Angst der Terror-Ermittler vor einem nächsten Fall Amri ist.

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