Demo gegen JVP-Veranstaltung abgesagt

Die Protestveranstaltung gegen das Mitgliedertreffen der Jungen Volkspartei (JVP) im Wiener Szenelokal „Schikaneder“ ist abgesagt worden. Davor war sie laut Polizei aus formellen Gründen nicht genehmigt worden.

200 bis 250 Teilnehmer hatten die Veranstalter von „Freiraum zurück!" zur Protestkundgebung am Dienstagabend erwartet. Die Wiener Polizei erteilte jedoch keine Genehmigung. Die Organisatoren hätten bei der Versammlungsanzeige die Unterschrift vergessen, so ein Polizeisprecher gegenüber wien.ORF.at.

Zahlreiche Polizisten statt Demonstranten

„Leider sehen wir uns gezwungen das heutige Friedenskonzert abzusagen“, teilten dann auch die Veranstalter am Dienstagabend via Facebook mit. Das Risiko sei durch mögliche Strafen für den Versammlungsleiter als Privatperson nun „nicht mehr tragbar“. Der Formalfehler bei der Versammlungsanzeige wäre bei der Besprechung mit der Polizei jedoch nicht erwähnt worden. Vor dem „Schikaneder“ fanden sich am Dienstagabend einige Schaulustige ein, zeigte ein „Wien heute“-Lokalaugenschein, die Polizei schickte zudem zahlreiche Polizisten.

„Symbolischer Ort der Gegenkultur“

Dass die Jugendorganisation der Österreichischen Volkspartei, die JVP, ihren Neumitgliederempfang diesmal im „Schikaneder“ feiert, wurde von politisch links orientierten Organisationen als Provokation gesehen. Das „Schikaneder“ ist ein etwas heruntergekommenes Lokal im vierten Bezirk mit angeschlossenem Kino. Bekannt ist es für regelmäßige Tatort-Vorführungen und für die jungen Künstler, die hier seit über 20 Jahren verkehren.

Schikaneder

ORF.at/Sabine Koder

Kritik gibt es vor allem an den Betreibern

Außerdem gilt das Lokal als Treffpunkt für politisch links orientierte Menschen. Diese Stammgäste sind es jetzt auch, die seit dem Wochenende in den sozialen Netzwerken einen Shitstorm organisieren. „Dieser Regierungspartei soll nun auch noch die Möglichkeit gegeben werden, an einem symbolischen Ort der Gegenkultur ihre Werte zu repräsentieren?“, schrieben die Organisatoren der Protestveranstaltung „Freiraum zurück!“ auf Facebook.

Es soll sogar zu wütenden Reaktionen von einigen Gästen gekommen sein. Der Geschäftsführer vom „Schikaneder“, Johannes Wegenstein, bestätigt zwar eindringliche Nachfragen bei Kellnern - zu Handgreiflichkeiten sei es jedoch nicht gekommen. Die Kritik der Gäste richtet sich vor allem gegen die Lokalbetreiber. Auf Facebook schreibt etwa ein Nutzer: „Einer sexistischen, rassistischen, antisemitischen und behindertenfeindlichen JVP Raum zu bieten ist echt das letzte.“

Betreiber: Absage wäre „größerer Verrat“

Die Besucher sollten besser wissen, was das politische Statement des „Schikaneder“ ist, meint Geschäftsführer Johannes Wegenstein: „Wir unterstützen keine radikalen Vereine, aber solange es sich um die gemäßigte Mitte handelt, haben wir keine Vorurteile.“ Außerdem würde es sich bei den Partygängern um Jugendliche handeln. Grundsätzlich versteht er allerdings auch die Besorgnis der Stammgäste: „Wir begrüßen die Demo, solange sie friedlich bleibt.“

Kurz habe man aber doch über eine Absage nachgedacht, bestätigt Wegenstein. Die Anfrage wäre während seines Urlaubs gekommen, deswegen wäre die Kommunikation zu der Veranstaltung auch nicht ausreichend gewesen. „Aber sie findet statt. Das ist keine Verbrecherbande, sondern das sind Teenager. Für uns wäre eine Absage ein größerer Verrat gewesen.“

Schikaneder

ORF.at/Sabine Koder

Der JVP sei es nur um den Kinosaal gegangen

„Pragmatische Gründe“ für Lokalauswahl

Auf Unverständnis stieß die Demonstration bei JVP-Wien-Obmann Nico Marchetti: „Wir haben jedes Jahr einen Neumitgliederempfang. Letztes Jahr waren wir in der Ankerbrotfabrik - auch keine bürgerliche Hochburg - und da hat es auch keine Aufregung gegeben.“ Die Wahl sei aus pragmatischen Gründen auf das „Schikaneder“ gefallen: Es habe einfach einen Kinosaal. „Wir stellen ein Videoprojekt vor, das für das kommende Jahr wichtig ist.“ Die Feier im alternativen „Schikander“ sei keine Inszenierung, sagt er.

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