Derby-Zwischenfälle: Hausverbote aufgehoben

Der SK Rapid Wien hat vier Hausverbote, die nach dem Wiener Derby im Februar ausgesprochen wurden, wieder aufgehoben. Es sei bei Videoaufnahmen oft nur schwer zu erkennen, wer einen Gegenstand wirft, so die Erklärung.

Fliegende Feuerzeuge und Becher: Beim letzten Wiener Derby, am 4. Februar, ist es zu massiven Ausschreitungen im Rapid-Sektor „Block West“ gekommen. 15 Hausverbote sprach der SK Rapid Wien nach dem Spiel aus. Vier dieser Hausverbote wurden nun wieder aufgehoben. "Es hat sich bei persönlichen Gesprächen und näherer Betrachtung herausgestellt, dass sich die beschuldigten Personen nicht falsch verhalten haben“, sagt Rapid-Sprecher Peter Klinglmüller.

Raphael Holzhauser bei Derby im Allianz-Stadion

APA/EXPA/Thomas Haumer

Austria-Spieler Raphael Holzhauser wurde von einem Feuerzeug getroffen

„Videoaufnahmen schwierig auszuwerten“

Es sei kaum möglich, die Videoaufnahmen immer genauestens auszuwerten, wenn der Block voll ist: „Es ist oft nur schwer zu erkennen, ob eine Person etwas wirklich wirft. Gerade bei kleinen Gegenständen." Beim Derby wurde unter anderem Austria-Spieler Raphael Holzhauser von einem Feuerzeug getroffen - mehr dazu in Krammer: „Rote Linie überschritten“ (wien.ORF.at).

Die Vereinsspitze wollte schnell handeln und habe vier Personen zu Unrecht verurteilt, so Klinglmüller: „Es kommt nicht infrage, dass jemand bestraft wird, der nichts getan hat. Deshalb sind wir auch klar gegen Kollektivstrafen.“

Mehr Hausverbote bei Wiener Austria

In den vergangenen beiden Spielzeiten hat Rapid laut Klinglmüller eine dreiviertel Million Euro für Polizeibeamte bei Rapid-Spielen ausgegeben. Dennoch wolle man in Zukunft bei Hochsicherheitsspielen noch konsequenter vorgehen. Wegen zweier Flitzer, die gegen Spielende auf das Feld liefen, sei auch das Ordnerpersonal „zusätzlich sensibilisiert“ worden.

„Ich denke, dass das Bewusstsein durch die Strafen und intensive Gespräche mit den Fans geschärft wurde. Seit dem Derby ist es zu keinen vergleichbaren Vorfällen mehr gekommen“, sagt Klinglmüller. Insgesamt haben aktuell rund 30 Rapid-Anhänger bundesweites Stadionverbot. Die Zahl könnte noch ansteigen, weil einige Derby-Fälle noch von der Liga abgearbeitet würden, so Klinglmüller. Zum Vergleich: Beim FK Austria Wien haben zurzeit 45 Personen Hausverbot, 29 davon bundesweites Stadionverbot.

Kickl-Transparent: Verdächtiger ausgeforscht

In einem anderen Fall gibt es offenbar einen konkreten Verdächtigen. Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) und ÖVP-Abgeordneter Karl Mahrer waren beim Spiel gegen den Wolfsberger AC auf einem Transparent zu sehen. Die beiden Politiker waren in einem Fadenkreuz abgebildet, weshalb Ermittlungen wegen „gefährlicher Drohung“ eingeleitet wurden. Mittlerweile hat die Polizei einen Verdächtigen ausgeforscht, der allerdings nicht geständig ist.

Grund für das Transparent war die geplante Aufhebung der Pyrotechnik-Ausnahmeregelung bei Sportgroßveranstaltungen. Damit würde ein totales Pyrotechnik-Verbot einhergehen, was von mehreren Vereinen negativ aufgenommen wurde - mehr dazu in Rapid und Austria gegen Pyrotechnik-Regelung (wien.ORF.at).

Beim Verein sieht man keinen Gesetzesbruch. Der Verein würde das Banner „nicht übermäßig schätzen, aber es ist strafrechtlich nicht relevant“, sagte Rapid-Vizepräsident Nikolaus Rosenauer, der im Zivilberuf Rechtsanwalt ist. Das Fadenkreuz scheine immer wieder bei Demonstrationen und auf Covers von Nachrichtenmagazinen auf und sei „Teil des politischen Diskurses“, meinte Rosenauer. Ob das Transparent beim Eingang von Ordnern kontrolliert worden war, konnte der Vizepräsident nicht sagen.

Links: