„Biber braucht Kohle“ für Schulprojekt

Das Jugendmagazin Biber schickt Mitarbeiter an Wiener Brennpunktschulen. Sie sollen vor allem muslimischen Kindern neue Perspektiven aufzeigen. Das Magazin sammelt derzeit Geld, um das Projekt verlängern zu können.

Eine Woche im Monat verbringt Melisa Erkurt in sogenannten Wiener Brennpunktschulen. Die Journalistin vom Jugendmagazin Biber versucht Aufklärungsarbeit zu leisten, will als Muslimin eine Vorbildwirkung erzielen. „In den Brennpunktschulen sind kaum noch Österreicher. Es ist erschreckend, wie schlecht die Kinder teilweise Deutsch sprechen“, meint Erkurt. Diese Probleme seien bekannt und es gebe sie schon seit Jahren.

Biber Schulprojekt

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Biber versucht Kindern aus Brennpunktschulen Perspektiven aufzuzeigen

Gespräche über Sexismus und Antisemitismus

Ekurts Ansatz: Den Kindern neue Rollenbilder vermitteln. „Was sie zuhause hören, passt oft nicht mit dem zusammen, was die Lehrerinnen ihnen im Unterricht erzählen.“ In dieser konfliktgeladenen Stimmung will Erkurt konstruktive Arbeit leisten. „Wir machen Ausflüge und Workshops. Wir sprechen über Sexismus, Antisemitismus und Homophobie.“

Um das Biber-Schulprojekt zu finanzieren, hat das Magazin eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Die Kampagne laufe gut, so Erkurt: „Aber der Bedarf wird immer größer. Bei uns stehen ganz viele Schulen in der Warteschlange, die uns gerne eine Woche bei sich hätten.“

Generelles Problem in Wien

Wie wirkungsvoll die Arbeit der gebürtigen Bosniern tatsächlich ist, lässt sich nicht bemessen. Erkurt spricht von ersten Erfolgen: „Immer wieder melden sich Schülerinnen bei mir und erzählen, dass sie jetzt erst erkennen, was für berufliche Perspektiven es eigentlich gibt.“ Auch von Lehrern habe es bereits positive Rückmeldungen gegeben: „Viele Lehrerinnen wussten nicht einmal, was haram bedeutet. Es bräuchte hier noch viel mehr Unterstützung, vor allem mehr Sozialarbeiter.“

Biber Schulprojekt

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Erkurt hat nach eigenen Angaben bisher mit 500 Schülern gearbeitet

Wie schwer das Unterrichten den Lehrkräften teilweise fällt, macht Erkurt anhand eines Beispiels fest: In einer Wiener Schule hat sie eine Lehrerin kennengelernt, die kaum noch zum Unterrichten kam, weil es ihre Haupttätigkeit war, die Schüler morgens anzurufen und aufzuwecken. „Den Eltern war das egal“, meint Erkurt. Sie will hierbei nicht von „Einzelfällen“ sprechen. „Es gibt ganz konkrete Probleme mit Kindern aus bildungsfernen Schichten mit Migrationshintergrund. Die Frage ist, wie wir sie lösen können.“

Projekt läuft seit drei Jahren

Bisher hat Erkurt 500 Schüler betreut. Sie will das Projekt weiter voranpeitschen und wünscht sich mehr politische Unterstützung - von Bund und Stadt. Seit drei Jahren leistet sie „Aufklärungsarbeit“, schreibt Artikel über das Thema, geht in unterschiedliche Schulen. Am Ende einer Projektwoche veröffentlichen die Schüler Texte darüber auf einem Blog. „Anfangs glauben die Kinder immer, sie schaffen das nicht. Am Ende haben meistens alle ihre Texte fertig“, erzählt Erkurt.

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