Ex-Boxprofi wegen Mordes angeklagt

Die Staatsanwaltschaft Wien hat gegen einen ehemaligen Boxer Anklage wegen Mordes erhoben. Der in Wien lebende Tschetschene soll vergangenen Herbst einen 21-Jährigen mit einem Springmesser erstochen haben.

Der Boxer trug den Kampfnamen „The Hunter“. Der Website Boxrec zufolge, die sämtliche Profi-Boxer weltweit auflistet, hat der 22-Jährige nach nur drei Kämpfen seine Profi-Karriere beendet. Er war in der Nacht auf den 1. Oktober 2017 mit mehreren Bekannten unterwegs, als es an der U-Bahn-Station Thaliastraße zu einer Meinungsverschiedenheit mit einer anderen Gruppe junger Männer kam - mehr dazu in Ein Toter nach Messerstecherei

Opfer bat mit „Ich blute“ um Hilfe

Begonnen dürfte der Disput haben, nachdem eine völlig unbeteiligte Frau am Bahnsteig angesprochen und dabei verbal belästigt wurde. Was genau dazu führte, dass in weiterer Folge die zwei Gruppen aneinandergerieten, ließ sich trotz eingehender Ermittlungen bisher nicht klären.

Messerstecherei Ottakring U6

ORF

Der Tatort am Lerchenfelder Gürtel in Ottakring

Fest steht jedenfalls, dass sich die Streiterei in Richtung Gürtel verlagerte und der 22-jährige Tschetschene plötzlich ein gezücktes Messer in der Hand hatte. Damit versetzte er einem um ein Jahr jüngeren Gegner laut Anklage acht Stiche. Der aus Serbien stammende 21-Jährige versuchte noch zu fliehen. Als ihn die Kräfte verließen, setzte er sich vor einem Lokal auf den Gehsteig und bat mit den hingemurmelten Worten „Ich blute“ um Hilfe.

Hauptverhandlung am 25. Juni

Ein Begleiter des Boxers - ein 27 Jahre alter Afghane - ging in dieser Situation noch auf den blutüberströmten, sterbenden jungen Mann los. Er trat in Richtung des Kopfes des 21-Jährigen, verfehlte diesen allerdings. Der Staatsanwalt ist überzeugt, dass der Afghane in Verletzungsabsicht gehandelt hat und unterstellt ihm - als Mitangeklagten - versuchte absichtliche schwere Körperverletzung.

Der Tschetschene wiederum fügte einem zweiten Mann schwere Verletzungen zu, weil dieser zuvor ausfällig und wohl auch handgreiflich geworden war. Der 23-Jährige - ein Bulgare - kassierte mehrere Stiche im Oberkörperbereich, kam aber mit dem Leben davon. Dem Tschetschenen wird dieses Faktum als versuchter Mord angelastet. Die Hauptverhandlung wird am 25. Juni am Landesgericht Wien über die Bühne gehen.