Pfandleihe: Schnelles Geld zu hohen Zinsen

Das Geschäft der Pfandleiher hat eine jahrhundertelange Tradition. Oft ist es die letzte Anlaufstelle, um schnell an Geld zu kommen. Trotz niedriger Bankzinsen ist die Pfandleihe aber auch heute noch gefragt.

Hinter einer glänzend grünen Fassade am Währinger Gürtel betreibt Karin Meier-Martetschläger ihr Pfandleihhaus. Bereits seit 1975 kann man in dem kleinen Geschäft auf schnellem Weg seine Autos und Lebensversicherungen zu Geld machen. Die Kunden sind dabei kreuz und quer durch alle Altersklassen und Gesellschaftsschichten verteilt.

Karin Meier-Martetschläger, Vorsitzende der Berufsgruppe Pfandleiher und Versteigerer

ORF/Robert Slovacek

Karin Meier-Martetschläger in ihrem Pfandleihhaus am Währinger Gürtel

Dass Pfandleiher auch im 21. Jahrhundert nach wie vor gefragt sind, liegt für Meier-Martetschläger auch daran, dass es für Bankkunden immer schwieriger sei, kurfristig an Kleinkredite zu kommen. „Es gibt viele, für die wir die zweite Bank sind. Aber auch mindestens für die gleich große Anzahl von Menschen sind wir da, weil wir ihre Konsumwünsche und auch andere Investitionen abdecken müssen, weil sie von der Bank aus regulatorischen Gründen einfach kein Geld mehr bekommen können“, so die Pfandleiherin.

Schuldnerberatung fordert mehr Konsumentenschutz

Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der Dachorganisation der Schuldnerberatungen, sieht in den Regulierungen bei der Kreditvergabe einen wichtigen Schutz der Konsumenten. „Diese Regulierung der Banken wird ja nicht aus Jux und Tollerei gemacht“, so Mitterlehner. Vielmehr wünscht er sich eine Stärkung des Konsumentenschutzes.

Besonders Kredite, wie sie zum Beispiel in der Weihnachtszeit oft vergeben werden und die kurzfristig den Kauf bestimmter Produkte finanzieren sollen, sind Mitterlehner ein Dorn im Auge. „In der Schuldnerberatung merken wir, dass gerade solche Kleinkredite, Kontoüberziehungen und Konsumkredite letztlich die Einstiegsdroge in die Überschuldung sind.“

98 Prozent zahlen Darlehen zurück

Meier-Martetschläger betont, dass das Geschäft mit einem Pfandleihhaus wie ihrem als kurzfristige Finanzierung oder Überbrückungshilfe gedacht ist. Die Pfandleihscheine sind daher bei ihr in der Regel auf wenige Monate beschränkt, monatlich werden zwei Prozent an Zinsen fällig, die ihre Kunden begleichen müssen. Auch wenn nach wie vor viele ihre Autos verpfänden, nahezu alle (98 Prozent) zahlen das Darlehen auch zurück.

Prinzipiell begrüßt Meier-Martetschläger gut durchdachte Regulierungen, doch „dürfen diese nicht zur Entmündigung der Konsumenten und der Banken führen“. Pensionisten bekommen laut der Expertin nur schwer einen Kredit von der Bank bewilligt. Genauso Künstler oder andere Antragsteller, die unregelmäßige Einkünfte haben. „Zudem vertreten viele Kunden die Meinung, dass, wenn sie alle die von der Bank verlangten Sicherheiten hätten, keinen Bankkredit benötigen.“

Gütesiegel für Pfandleiher

Um das Image der Pfandleiher aufzupolieren, wird auch etwas für die Sicherheit der Kunden getan. Ein Gütesiegel der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) soll es möglich machen, schnell jene Pfandleihhäuser zu finden, die sich den Standesregeln verpflichten. Für Transparenz gegenüber dem Kunden muss dabei ebenso gesorgt werden, wie für eine Zusammenarbeit zwischen den Pfandleihern.

Fünf der 22 in Wien aktiven Pfandleihhäuser haben sich diesen Regeln freiwillig unterworfen und haben das Siegel der WKO bereits erhalten. Meier-Martetschläger betont: „Mir persönlich ist das Wichtigste, dass der Konsument, wenn er hier herausgeht, sich wirklich gut auskennt. Es ist ganz wichtig, dass man sich Zeit nimmt, wenn es um Geldgeschäfte geht.“

Mitterlehner begrüßt zwar die Einführung eines solchen Gütesiegels. Er betont jedoch „wenn das Gütesiegel von der Wirtschaftskammer ausgestellt ist, dann gibt es natürlich auch ein gewisses Eigeninteresse.“ Er vermutet, da die Unternehmen selbst Mitglieder der Wirtschaftskammer sind, wolle man damit etwas Seriosität dokumentieren. „Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Zinsen horrend sind und dass es ein Ausdruck von wirklich finanziellen Problemen ist, wenn man so etwas in Anspruch nehmen muss.“

Zinsen statt Kosten für Mahnungen

Laut Meier-Martetschläger ist es zwar richtig, dass die Zinsen beim Pfandhaus höher sind. Doch auch das Riskio sei ein höheres, „da für das Darlehen prinzipiell das Pfand haftet und nicht der Verpfänder.“ Außerdem könne es ein Vorteil sein, „kurzfristige Engpässe zu überbrücken und so zusätzliche Kosten für Mahnungen, Inkassodienste oder Mahnklagen zu vermeiden.“ Auch als kurzfristiger Ausgleich eines Überziehungsrahmen bei der Bank könne ein Pfanddarlehen wegen der sonst anfallenden Kosten von Vorteil sein.

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