Polizei stellt immer mehr Drogenlenker

Auf Wiens Straßen fahren immer mehr Autolenker unter Einfluss von Drogen. Während die Zahl der Alkolenker im ersten Quartal 2018 zurückging, stieg die Zahl der Drogenlenker um 77 Prozent im Jahresvergleich zum Vorjahr.

Zuerst die Zahlen: Bei Alkolenkern sind diese seit Jahren rückläufig. Im ersten Quartal 2018 gab es um 8,4 Prozent weniger Anzeigen als 2017. Bei den Drogenlenkern sind die Zahlen hingegen gestiegen. Hier gab es von 1. Jänner bis 31. März 2017 insgesamt 212 Anzeigen - mehr dazu in Über 500 Drogenlenker im ersten Halbjahr. Im gleichen Zeitraum 2018 waren es 376, was eine Steigerung um 77 Prozent bedeutet. Insgesamt 716 Alkohol- und Drogenlenkern wurde heuer im ersten Quartal der Führerschein abgenommen.

Betrachtet man die Zahlen von Jahresbeginn bis Ende Mai, so wurden heuer bereits 632 Lenker nach Drogenkonsum angezeigt. Im gleichen Zeitraum gab es 1.736 Anzeigen wegen Alkohol am Steuer. Der Anteil der Drogenlenker unter allen unter verbotenen Substanzen stehenden Fahrern macht somit bereits 27 Prozent aus.

Planquadrat

APA/Herbert Pfarrhofer

Immer öfter stößt die Polizei auf Autofahrer unter Drogen

Je mehr Kontrollen, desto mehr Anzeigen

Die Wiener Polizei wies aber darauf hin, dass es sich bei derartigen Anzeigen um ein Kontrolldelikt handelt. Aufgrund der Erfahrungswerte und statistischen Auswertung wurde der Kontrolldruck auf Drogenlenker in Wien sukzessive erhöht. „Je mehr Kontrolle, desto mehr Anzeigen fallen an“, betonte Sprecher Paul Eidenberger. Nichtsdestotrotz machen Drogenlenker in Wien schon fast ein Drittel aller durch Suchtmittel beeinträchtigten Fahrer aus.

Eidenberger betonte, dass Drogenlenkern keinesfalls das Unrechtsbewusstsein fehlt und selten ein Verbotsirrtum vorliegt, sprich, Lenker angeben, nicht gewusst zu haben, dass Suchtgiftkonsum verboten ist. „Ihnen fehlt schlichtweg die Einsicht bezüglich der Gefährlichkeit der Beeinträchtigung“, sagte Eidenberger.

„Menschenkenntnis und geschultes Auge“

Hat ein Polizist den Verdacht, dass ein Lenker unter Drogeneinfluss steht, muss immer eine klinische Untersuchung durchgeführt werden. In Wien erfolgt diese durch den Amtsarzt, der bei Schwerpunktaktionen der Exekutive auch immer dabei ist. Menschenkenntnis und das geschulte Auge der Beamten sind das wichtigste Asset im Kampf gegen den Suchtgiftmissbrauch am Steuer.

Polizei stellt immer mehr Drogenlenker

Auf Wiens Straßen fahren immer mehr Autolenker unter Einfluss von Drogen, während die Zahl der Alkolenker sinkt.

Prinzipiell sind alle heimischen Polizisten ausgebildet, die wichtigsten klinischen Merkmale einer Beeinträchtigung - also vor allem Pupillenreaktionen - zu erkennen. Erhärtet sich bei der ärztlichen Untersuchung der Verdacht, muss der Arzt eine Blutabnahme durchführen. Zwangsweise ist das nicht möglich, bei einer Verweigerung droht jedoch eine Strafe - analog zur Verweigerung des Alkomattests oder eines Promillewerts von mehr als 1,6.

Drogenvortestgeräte haben Cannabis-Problem

Bei den Kontrollen kommen auch Drogen-Vortestgeräte zum Einsatz. Jede der neun Landespolizeidirektionen ist seit März 2017 mit einem solchen ausgestattet - mehr dazu in Drogen-Vortestgeräte neu im Einsatz. Der Speicheltest sollte Cannabinoide (THC), Opiate, Kokain, Amphetamin, Metamphetamin und MDMA/Ecstasy erkennen. Inklusive 2.700 Kits mit Teströhrchen kosteten die neun Geräte 55.620 Euro. Die Geräte erwiesen sich in der Praxis nicht zu 100 Prozent zuverlässig.

Oft wird nämlich eine Beeinträchtigung durch Cannabis nicht angezeigt. „THC ist schwierig zu detektieren, weil es nur bedingt speichelgängig ist“, erklärte dazu Christoph Pölzl, Sprecher des Innenministeriums. In Wien ist der Gebrauch des Drogen-Vortestgeräts laut Eidenberger eher sekundär, da immer Amtsärzte zur Verfügung stehen. Beim Verdacht einer Beeinträchtigung muss ohnedies eine klinische Untersuchung durch den Arzt erfolgen.

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