Unbequeme Wahrheiten über Österreich

Seit 27 Jahren kommentiert Gerhard Haderer durch seine humorvollen Karikaturen das politische und gesellschaftliche Geschehen des Landes. Bis 29. Jänner ist „Haderers Österreich. Cartoons 1985-2010“ im Museumsquartier zu sehen.

„Wir lachen über Dinge, die uns Angst machen“, sagte Gerhard Haderer im Interview mit wien.ORF.at. Seit 1984 überzeichnet der Star-Karikaturist den alltäglichen Wahnsinn. Seine Bilder sind eine Art Chronik über die Höhepunkte und Tiefpunkte unserer Zeit - mehr dazu in Karikaturen gegen Depressionen.

Bei einem Rundgang durch seine bisher größte Ausstellung über Österreich erklärte Haderer, dass es nicht bloß Karikaturen ausgestellt sind, sondern seine"Kinder". Obwohl der Künstler aus Leonding schon tausende Bilder gezeichnet hat, kann er sich an Hintergrund und Entstehung jedes einzelnen Bildes erinnern.

Gerhard Haderer / Komische Künste 2011

Gerhard Haderer / Komische Künste 2011

1995: Im April 1995 übernimmt Wolfgang Schüssel von Erhard Busek die Funktion des Bundesparteiobmanns der ÖVP. Zugleich wird er Vizekanzler im Kabinett Vranitzky

Opfer aus Politik, Gesellschaft und Kultur

Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel bezeichnete Gerhard Haderers Werke einmal als „Schundzeichnungen“. Vielleicht, weil der Ex-Bundeskanzler selbst ein beliebtes Opfer des Karikaturisten war. In der Ausstellung wird er beispielsweise gemeinsam mit Erhard Busek als Dick und Doof illustriert.

Andere unfreiwillige Opfer von Haderer sind unter anderen Franz Vranitzky, Thomas Klestil, Jörg Haider, Alfred Gusenbauer, Karl-Heinz Grasser, Wilhelm Molterer, Werner Faymann, Alfons Haider, Niki Lauda, Norbert Darabos und Benita Ferrero-Waldner.

Franz Vranitzky, Cartoon von Gerhard Haderer

Gerhard Haderer / Komische Künste 2011

Bundeskanzler Franz Vranitzky

Lachen statt Weinen

Insgesamt sind 150 Originalwerke zu sehen, eine persönliche Best-Of-Auswahl von Gerhard Haderer selbst und seiner Frau und gleichzeitig Managerin Margit. Seit 1984 erscheinen die Cartoons des gelernten Grafikers in zahlreichen Zeitschriften und Zeitungen wie „Profil“, „Wiener“, „Titanic“, „Trend“, „GEO“, „Oberösterreichische Nachrichten“ und seit 1991 wöchentlich im deutschen Magazin „stern“.

Ausstellungshinweis

„Haderers Österreich. Cartoons 1985-2010“, 2.12.2011 bis 22.1.2012, täglich 10.00 bis 19.00 Uhr, Freiraum/quartier21 im MuseumsQuartier

In den Zeichnungen steckt viel Liebe zum Detail. Bis zu 20 Stunden arbeitet Haderer in seiner Wohnung in Linz oder seinem Haus am Attersee durchgehend an einer Zeichnung. Die Vorlage seiner Bilder sind neben Politikern auch die Menschen in seinem Lebensumfeld sowie gesellschaftliche, kulturelle, und aktuelle „Stammtischthemen“. Für die Recherche hatte Haderer zeitweise bis zu fünf Tageszeitungen gleichzeitig abonniert.

Gerhard Haderer - Komische Künste Wien

ORF/Florian Kobler

Haderers Werke über die Katholische Kirche sorgten in der Vergangenheit immer wieder für heftigen Reaktion

Karriere mit Karikaturen

Haderer studierte an der Fachschule für Gebrauchs- und Werbegraphik in Linz und absolvierte eine Graveurlehre in Stockholm. Danach arbeietet er als Grafiker und Illustrator für Werbeagenturen. Im Jahr 1984 kehrte er der Werbebranche den Rücken und begann unter dem Künstlernamen „Hades“ satirische Zeichnungen für Zeitungen und Zeitschriften zu erstellen. Es folgten zahlreiche Buchveröffentlichungen, Ausstellungen und die monatliche Comic-Schundheft-Serie MOFF.

Sendungshinweis

„Wien heute“, 1. Dezember 2011

Sein 2002 erschienenes Buch „Das Leben des Jesus“ löste heftige Reaktionen in der katholischen Kirche aus. In Griechenland ging man im Jahr 2005 sogar soweit, Haderer wegen Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft in Abwesenheit zu sechs Monaten Haft zu verurteilen. Dieses Urteil wurde jedoch noch im selben Jahr korrigiert und endete mit einem Freispruch. Inzwischen ist Haderer ein anerkannter und beliebter Zeichner. 2008 bekam er sogar das Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien überreicht. Heuer feiert Haderer mit Ausstellungen in Linz, Krems, Villach, Frankfurt und Wien seinen 60. Geburtstag.

Gerhard Haderer / Komische Künste 2011

Gerhard Haderer / Komische Künste 2011

1994: Der umstrittene Bischof Kurt Krenn weiht – in Anwesenheit von Jörg Haider – die FPÖ-Zentrale in St. Pölten ein und erregt damit neuerlich großes Aufsehen

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